Ich vermute, dass ich ein bisschen älter bin als du, weshalb ich manches, was du schreibst, vielleicht in der einen oder anderen Form selbst erlebt oder im Umfeld beobachtet habe.
Ich schreibe jetzt rundheraus, was ich mir denke. Bitte nimm es mir nicht übel und sei dir meiner guten Gesinnung gewiss. Wenn ich falschliege, dann schreib es mir einfach:
Ich vermute, dass du gewissermaßen einen Schub in Richtung "ganz erwachsen werden" machst und dass du gerade dabei bist, die folgenden Lektionen zu lernen:
Zum Schlussmachen gehört eine gewisse Härte und es ist nie schön, jemandem wehzutun.
Man muss es als Verlassender auch aushalten, dass man jemandem wehtut und dass das möglicherweise nicht alle im Umfeld verstehen. Gerade, wenn man ein Mensch ist, der es allen recht machen will (aus deinen Worten schließe ich, dass du so bist bzw. sein könntest), fallen diese beiden Punkte mitunter schwer. Ich glaube, dass daher auch dein schlechtes Gewissen gegenüber den Eltern deines Exfreundes rührt. Vielleicht aber haben diese die Probleme zwischen deinem Exfreund und dir auch bemerkt. Sicher werden sie nicht erfreut darüber sein, dass ihr Sohn verletzt ist, aber vielleicht gehören sie auch zu den Menschen, die schlau genug sind, um zu wissen, dass es immer eine zweite Seite gibt und dass es sehr oft im Leben auch einen positiven Aspekt in einer schwierigen Situation gibt.
Es ist auch bis zu einem gewissen Grad normal, dass es einem nicht egal ist, wie es jemandem, mit dem man ein Stück des Weges gegangen ist, geht, nachdem man ihn verlassen hat.
Dass dein Freund einige Monate nach der Trennung noch leidet, ist nicht überraschend. Gib dir noch etwas Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass dein Ex-Freund irgendwann wieder richtig glücklich sein wird, falls er es nicht schon ist. Aber selbst wenn er aus irgendeinem Grund die Trennung zwischen euch nie verkraften sollte, so wäre dies nicht deine Schuld. Ich denke, es ist für dich sehr wichtig, das zu wissen.
Man hat immer das Recht, zu gehen. Man ist für andere nicht verantwortlich. Zurückweisungen und Verletzungen gehören zum Leben. Ein gesunder und normaler Mensch leidet zwar und ist verletzt, er hält es aber aus.
Wenn man in einer Beziehung unglücklich ist, darf und soll man gehen. Man muss und soll sich nicht opfern. Des Weiteren soll man auch nicht warten und hoffen, dass sich die Probleme von alleine lösen. Es ist legitim, Schluss zu machen, wenn es nicht mehr passt. Ich vermute, dass du viel zu lange gewartet hast. Deshalb hast du nach der Trennung auch nicht gleich gelitten wie dein Freund. Aber eigentlich ist es gar nicht relevant, ob du getrennt bist oder nicht. Denn du hast immer noch Schuldgefühle gegenüber deinem Exfreund, die dich gewissermaßen in einer Art Beziehung mit ihm gefangen halten (wenn auch in keiner offiziellen mehr).
Ich glaube, es wäre wirklich wichtig für dich auch innerlich (nicht nur offiziell) mit deinem Ex-Freund Schluss zu machen. Damit meine ich nicht, dass du noch romantische Gefühle für ihn hast. Ich meine Verantwortungs- und Schuldgefühle.