Dass er das Fußballspiel ansehen möchte, finde ich im Gegensatz zu einigen anderen hier nicht schlimm.
Manche Menschen haben Leidenschaften, das kann ein Beruf, ein Hobby sein, die Kunst (vielleicht sogar als Beruf) oder ein spiritueller Weg.
Ich habe auch Leidenschaften, die für mich sinnstiftend sind, mindestens im selben Maße wie ein Mensch es sein kann. Und wenn man mich vor die Wahl stellte, würde die Person, die dies täte, dadurch sehr unattraktiv und die Entscheidung würde mit ganz großer Wahrscheinlichkeit gegen die Person ausfallen - allein schon aus Prinzip.
Dass dein Freund sich das Fußballspiel ansehen möchte, würde mich nicht sonderlich beschäftigen. Das würde ich ihm einfach lassen, auch wenn ich ihn dann nicht sehen könnte. Die Polarität, die du zwischen dem Fußballspiel und dir erschaffst, scheint mir übertrieben (nur meine Meinung, bitte nicht persönlich nehmen).
Was du aber im anderen Thread über eure Beziehung geschrieben hast, das finde ich schwerwiegend. Und solltet ihr wieder zueinanderfinden, so möchte ich dich dazu ermutigen, an eurem anfänglichen Plan festzuhalten. Aber es ist leider durchaus möglich, dass dieser Plan nie in die Tat umgesetzt werden wird (aber nicht ausgeschlossen). Du kämpfst gegen einen mächtigen Feind: gegen die Angst. Angst ist ein schlechter Ratgeber, wie es so schön heißt. Die Mutter hat Angst, den Sohn zu verlieren, und davor, dass der Sohn das schafft, was sie nicht geschafft hat: ein normales Leben zu führen. Und der Sohn hat Lebensangst. Er ist unselbstständig. Denn man hat ihn sein Leben lang zu Abhängigkeiten ermutigt, weil auch die Mutter Angst hat. Natürlich stößt du bei der Mutter auf Widerstände. Nimm das nicht persönlich. Es ist einfach eine logische Konsequenz und nicht gegen dich als Person gerichtet. Viele Menschen haben Angst vor dem Unbekannten. Und das Normale ist für diese Familie das Unbekannte. Und natürlich ist der Sohn aufgrund seiner eigenen Angst und aufgrund der emotionalen Bindung zur Mutter beeinflussbar. Er befindet sich vermutlich gefühlt immer wieder in einem Loyalitätskonflikt. Wie man hier herauskommen kann? Gute Frage. Politik der kleinen Schritte? Radikale Veränderung? Ich würde es mal auf beide Arten versuchen. Ich denke, die Kunst bestünde darin, deinem Freund zu zeigen, dass er anders leben und dass er seine Familie deshalb aber nicht verlieren muss, dass diese Dinge sich nicht gegenseitig ausschließen.
Wenn ich den Fokus auf dich lege, so klingt das Ganze sehr anstrengend. Du solltest für dich die Frage beantworten, ob du so eine Beziehung überhaupt willst. Es klingt bei aller Liebe nach sehr viel Anstrengung. Warum tust du dir das an? Achtest du auch auf deine Bedürfnisse und Grenzen? Stellst du Ansprüche? Wenn du in dieser Beziehung bestehen willst, solltest du meiner Meinung nach unbedingt persönliche Grenzen aufzeigen und Ansprüche stellen und keinesfalls zu genügsam sein. Ich denke, es wäre ganz wichtig, dass du immer wieder in dich gehst und für dich überlegst, welche Ansprüche du an diese Beziehung hast, und dass du auch keine Angst vor einer etwaigen Trennung hast. Ich glaube nämlich, dass eine gewisse Unerschrockenheit alias Angstlosigkeit einen Menschen entspannt und authentisch macht. Fazit: Verlier nie deine eigenen Bedürfnisse aus dem Blickfeld. Ich denke, man kann der Angst in sich selbst und in anderen begegnen, wenn man sich immer wieder auf den eigenen Wert und daraus erwachsenden Ansprüche besinnt.