det92Der Problembegriff ist "sanftes Kritisieren". Im öffentlichen Leben oder im Job muss man sich "Kritik" gefallen lassen können.
In einer Beziehung ist das auch nicht immer vermeidbar, aber für die Kommunikation nicht ideal, da die Appellebene ("Du sollst Dich ändern") dabei mindestens gestreift wird und das Gegenüber meist auf gleiche Weise oder durch Rückzug reagiert.
Sinnvoller wäre zunächst einmal ohne Vorwurf und in einem eher ruhigen Ton darzustellen, wie man sich in der Situation gefühlt hat. Dabei vermeidet man Vorwürfe, z.B. "Du warst rücksichtslos. Du interessierst Dich nicht für mich." Besser: "Ich habe mich in dem Moment "unwichtig" gefühlt."
Langsam sprechen ist dabei wichtig. Tiefe Bauchatmung ist dabei wichtig.
Natürlich ist nicht vollkommen auszuschließen, dass das Gegenüber anders reagiert, als man hofft. Möglich ist ein "Gegenangriff", obwohl man selbst den anderen nicht angeklagt und verurteilt hat. Möglich ist eine Art Selbstoffenbarung, etwas, was man selbst noch nie so gesehen hat. "Neulich hast Du mich ... in einer Weise behandelt ...".
Es könnte beispielsweise auch Spott kommen (selbst schon erlebt): "Bist Du aber eine Mimose. Bist Du aber empfindlich."
Typischerweise würde "mann" (und natürlich auch "frau") mit einem Gegenangriff reagieren. Auf den Mimosenvorwurf könnte man aber statt mit Wut, Enttäuschung, massiven Gegenvorwürfen einfach antworten: "Ich empfinde das aber nun einmal so. Es spielt keine Rolle, wie man das nennt."
Wenn die Sache zu sehr eskaliert, sollte man freundlich und bestimmt aus der Situation rausgehen und dabei vorschlagen: "Jetzt ist doch nicht der richtige Zeitpunkt. Lass' uns ein anderes Mal darüber reden."
Selten darf man hoffen, dass der andere (natürlich auch die andere) klein beigibt, reuevoll und zerknirscht ist etc.pp.
Das ist auch nicht unbedingt das Ziel.
Ziel kann nur sein, sich selbst mit seinen Gefühlen und seinen Bedürfnissen zu zeigen. Diese Art von Öffnung, wenn sie nicht in Form von Angriffen geschieht, trägt erst nach einiger Zeit Früchte. Oder aber nicht: Dann ließe sich eh' nichts mehr gewinnen, und man müsste Konsequenzen ziehen.
Im übrigen ist das Allergrößte, sich entschuldigen zu können. Wirkt oftmals Wunder. Mag jetzt, wie ein anderes Thema scheinen, da wir ja denken: die Freundin des TE müsste sich eigentlich entschuldigen.
Aber wenn berechtigte Gegenvorwürfe kommen sollten, ist man vielleicht "größer" als sein Gegenüber, indem man zu einer Entschuldigung imstande ist. Nicht um "größer" zu sein, sondern weil man damit sehr viel erreichen kann.