leni@Leni.
Mein erster Rat war: sich am besten gar nicht binden.
Mein zweiter Rat:
Da die meisten von uns letztendlich ja doch auf das romantische Liebesideal reinfallen, weil es uns von Kindheit auf geprägt hat, müssen wir das Beste draus machen. Steinbeisser hat hervorragende Ratschläge gegeben, und ich könnte beinahe alles unterschreiben.
Es gibt ein "Aber" (in Steinbeisser sehr rationaler Darlegung): Leider ist das, was wir als "Liebe" bezeichnen, eine furchtbar irrationale Sache. Nach Plan verläuft da nur selten etwas. Sich zurückhalten, mit seinen Gefühlen sparsam "haushalten", könnte ebenfalls auf Verstellung, auf Nicht-Authentizität hinauslaufen. Wer es kann, ist im Vorteil. Aber wer kann schon, wenn einem eine Person so ganz besonders gefällt? Wie lange kann man sich da Zurückhaltung auferlegen? Ich spreche noch nicht vom Sex, sondern erstmal nur von emotionaler Zurückhaltung.
Ich glaube, dass es nicht so sehr auf einen ausgeklügelten Plan ankommt, der ja nur selten funktioniert.
Viel wichtiger ist "innere Sicherheit", zu wissen, was man sich selbst wert ist. Daraus folgt, wie man einem anderen Menschen gegenübertritt. (Ich denke, das ist aus Steinbeissers Hauptintention, hier sehr vereinfacht ausgedrückt).
Wenn Du Dir selbst etwas wert bist, darfst und kannst Du alle Gefühle vorbehaltlos zeigen, ohne sich deshalb erpressbar zu machen oder jemand anderen unter Druck zu setzen. In vielen Beziehungen findet doch immer ungefähr folgende Kommunikation statt: "Soviel habe ich (aus Liebe) für Dich getan, und was gibst Du mir zurück?"
Genau dieser Schematismus ist gefährlich für eine Beziehung. Wirklich gute Beziehungen basieren auf etwas, das Soziologen (sorry, aber das Wort hat sich mir eingeprägt) als "generalisierte Reziprozität" im Unterschied zur "direkten Reziprozität" bezeichnen. Dies bedeutet, dass nicht automatisch auf ein Geben ein gleichwertiges (direktes) Zurückgeben durch den Nehmenden erfolgt. Wann und wie und mit welchem "Wert" der Nehmende etwas zurückerstattet, bleibt dabei zunächst offen. Diese Offenheit ermöglicht selbstverständlich Enttäuschungen - aber auch nur dann, wenn man das Prinzip nicht akzeptiert und eine falsche Erwartungshaltung aufbaut.
Wenn natürlich nie etwas "zurückkommt", muss man den Mut haben, mit dem Partner zu reden und im allerschlimmsten Fall auch Konsequenzen zu ziehen. Dieses Reden sollte möglichst nicht als direkte Kritik im Appellstil und/oder Angriff erfolgen. Wichtiger ist da die Fähigkeit, sich selbst und seine Gefühle zu zeigen. Statt: "Ich erwarte von Dir ... Es war unverschämt von Dir ..." wäre es doch besser zu sagen: "So sehr würde ich mir wünschen... Ich empfinde diese Situation in folgender Weise ... "
Es bedarf ziemlich viel Übung, um das hinzubekommen, und ich kann es trotz intensivem Training bis heute nicht perfekt.
Dass ich aber so unfähig bin, heißt ja nicht, dass solche partnerschaftsbezogene Vorgehensweisen falsch sind.