eisbrecherDas Internet hat ja viele Aspekte, die auch die Frage nach dem Realitätsbezug berühren, zB Abgrenzung Realtät / Virtualität / Fiktion. Dazu dann noch der Existenzbegriff, zB in der Frage, inwiefern existieren virtuelle oder fiktive Aspekte, und schon sind wir bei Seinslehre und Philosophie. Eventuell auch bei Erkenntnistheorie und der Frage, was der Mensch wissen kann und was der Mensch überhaupt wissen soll und wie von wem warum Informationsvermittlung über Internet gesteuert und manipuliert wird. ;-)
Aber mir geht es mehr um die Frage, wie es kommt, dass Menschen andere Menschen an sich heran lassen, oder dass Menschen glauben, andere Menschen seien für sie ungefährlich und würden irgendwie zur selben Gruppe gehören.
Kommuniziere im Internetforum regelmäßig mit Leuten. Sie gewöhnen sich an deine "Anwesenheit" im Forum. Mit der Zeit gewöhnen sie sich daran, dass du dazu gehörst. Vor allem, wenn sie sich von dir verstanden und bei dir aufgehoben fühlen und denken, du und sie hätten etwas gemeinsam, zB die selben Meinungen zu irgendwelchen Themen. Amygdala. Weil du dazugehörst, kommt der Punkt, an dem das Vertrautheitsgefühl so ist, dass es nicht auffällt wenn du auch per Privatnachricht kommunizierst. Damit ist die nächste Stufe erreicht. Du bist dann jemand, mit der/dem man privat kommuniziert. Und schon hast du den Fuß in der Tür zur Privatspähre...
Da war zB neulich im Gesellschaftsforum dieser Thread über diesen SkyCaptain, der jetzt weg ist. Ich fand ihn bzw seine Postings teilweise ja auch ganz knuffig (auch wenn ich einige Dinge ganz anders sehe). Aber wie will man prüfen, ob irgendwas von dem, was er geschrieben hat, wirklich wahr ist? Ich gehe davon aus, wenn er ein Scharlatan wäre, dann wären manche derer, die da jetzt "trauern", leichte Opfer. Für was auch immer.
Es geht noch viel unsubtiler und ganz ohne Internet. In einem anderen Werk des Konzerns für den ich arbeite, ist mal eine Reihe von Diebstählen in einem gut abgesicherten Büro- und Rechenzentrumsgebäude vorgekommen. Also wurde angefangen, unauffällig zu überwachen. Die Diebin wurde auf frischer Tat ertappt. Sie sah aus wie die Kolleginnen, die da arbeiteten, hat aber tatsächlich da nicht gearbeitet, sondern hatte sich nur eingeschlichen, um zwecks Finanzierung ihrer Drogensucht klauen zu können. Täglicher Lebenszyklus: Tagsüber klauen, in der Kantine essen und mit "Kolleg/inn/en" reden, abens Drogen kaufen. Wie war die reingekommen? Als man den Leuten die Bilder von ihr zeigte, hiess es immer wieder: Die ist doch eine Kollegin, die auch hier arbeitet. Gewohnheit. Der Mandelkern der Amygdala bewertet die Situation als harmlos. Gehört zu uns. Alles okay. Keine Gefahr. Pustekuchen.
Oder Schauspieler, die im Film einen Schurken spielen, und im realen Leben verprügelt werden, weil sie Schurken seien... Amygdala bewertet den Anblick als beängstigende Gefahr... Nicht Ratio...