Hast du dich schon mal versucht in die Lage deiner Mutter hineinzuversetzen?
Nicht ist größer und unerschütterlicher als die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und ich denke deine Mutter liebt dich, denn sonst würde sie nicht so emotional reagieren.
Wie war es am Anfang deiner Beziehung mit deinem Exmann? Du warst 15 als du schwanger geworden bist. Ein Alter, wo du - wahrscheinlich - voll in deiner Pupertät warst. Du hast vermutlich - wenn ich die parallitäten zu meiner großen Tochter ziehe - sehr viel mit dir, deinem Körper, die Hormonumstellungen und deinem Leben zu tun gehabt. Die Schule lief nicht optimal, du warst mit dir selbst unzufrieden aber weißt nicht weshalb. Deine Mutter versuchte dir Halt zu geben und bei deinen Problemen zu helfen, was aber eher als drangsalieren und bevormunden bei dir angekommen ist. Das lässt dich natürlich nicht gut fühlen und bei deinem Freund hast du die Auszeit gehabt, die Freiheit ohne Sorgen, die Ablenkung von deinen täglichen Aufgaben (Schule, lernen, vielleicht Haushalt,...). Dann das Entdecken von Liebe, Beziehung und Sex, was viel aufregender ist als nervender Schulalltag und die Versagensängste, schlechte Noten zu schreiben.
Das war jetzt viel allgemein dahergeredet und vielleicht passt nicht viel, aber es wird dir deutlich, dass du in deinem Teenageralter ganz andere Sorgen und Nöte hattest und vieles nicht verstanden hast, was deine Mutter von dir wollte. Das Auflehnen gegen die älteren Generationen ist typisch und normal als Teenager, aber vielleicht hat deine Mutter das auch nicht verstanden und deine Reaktionen völlig falsch interpretiert. Eine Kommunikation ohne Trotzreaktion ist mit einem Teenager recht schwierig. ;-)
Nun, als du dann Schwanger geworden bist, hat sich deine Mutter bestimmt nicht überschwänglich gefreut, denn sie wusste, was das für dich und dein junges Leben bedeutet, welche Chancen du dir damit verschließt und welche Bürden du dir damit auf die Schultern lädst. Ich kann mir vorstellen, dass deine Mutter dies sehr belastet hat und da kann schnell passieren, dass ihre Sorgen bei dir als Nörgeleien angekommen sind. Sie versucht dir zu helfen, du verstehst es nur als Verurteilen und abweisen.
Dich drängt das zu deinem Freund (Exmann) in die Arme, du flüchtest aus dem Elternhaus, dein Mutter fühlt sich von dir verstoßen. Es steigern sich diese Gefühle, da eine offene Kommunikation nicht mehr möglich ist und man lediglich das Verhalten des anderen interpretiert ohne zu wissen, was wirklich dahinter steckt.
Vielleicht ist deine Mutter verbittert, weil sie sich fühlt, dass du sie aus deinem Leben verstoßen hast? Vielleicht hat sie dich nicht in der Whatsapp-gruppe, weil sie denkt, du hast eh kein Interesse?
Dein ältestes Kind ist nun 20 Jahre alt, das heißt, eure Diskrepanz geht nicht erst ein paar Tage sondern schon Jahre. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wie habt ihr versucht zu kommunizieren? Was ist mit deinem Exmann passiert, dass er jetzt Exmann ist? Wie lange ist die Trennung her?
Vielleicht hilft es, wenn du deiner Mutter einen Brief schreibst, wie du dich fühlst, dass du traurig bist, dass sie nicht Teil deines Lebens und das deiner Kinder ist, dass du gerne erfahren möchtest, wie sie sich fühlt und du nicht verstehst, was sie Beschäftigt und wie du sie verletzt hast (wenn dem so ist, sonst ist es eher nicht zielführend das so zu sagen). Vielleicht bietet es euch die Möglichkeit, euch gegenseitig zu erzählen, wie die letzten 20 Jahre verlaufen sind und was euch zu eurem Handeln bewegt hat. Und vielleicht könnt ihr so den anderen jeweils besser verstehen und vielleicht einen Schritt aufeinander zumachen.
Wie gesagt, die Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist nicht zu erschüttern und ich glaube deine Mutter ist durch etwas so tief verletzt worden, dass sie keinen Kontakt zu dir hat. Würde sie dich nicht lieben, dann würde sie nicht so "beleidigt" reagieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie dich vermisst und traurig ist, dass sie das Aufwachsen ihrer Enkel nicht mitbekommen hat. Und vielleicht ist sie traurig, dass sie dir nicht helfen konnte, dir nicht aus dieser Situation heraushelfen konnte, es nicht verhindern konnte, dass du in Depressionen oder an so einen Mann geraten bist.
Versuch dich in ihre Lage zu versetzen, dann kannst du vielleicht deinen Blickwinkel verändern und siehst Situationen, die dich über deine Mutter verärgert haben, plötzlich anders.
Vielleicht hilft es euch, ich drück dich mal und euch die Daumen.