Hallo Zusammen,
ich stecke gerade in einer mega Krise und würde mir gern ein paar Zeilen von der Seele schreiben. Um meine Situation zu erläutern, muss ich etwas ausholen.
Ich (M, 34) bin mit meiner Frau (Freundin, 32) nun seit etwa 12-13 Jahren zusammen. Wir haben sehr holprig zusammen gefunden, da meine Frau früher schon immer gehadert hat mit ihren Entscheidungen und immer das Gefühl hatte das Falsche zu tun. Irgendwann hats dann aber doch geklappt, wir sind zusammen gezogen, ich habe mir eine Arbeit in der Nähe gesucht.
Irgendwann haben wir uns dann für unser erstes Kind (Sohn, heute 9) und auch für ein zweites (Sohn, heute 7) entschieden. In der Zwischenzeit haben sich bei uns beiden Probleme entwickelt, die ihre Wurzeln wohl bereits in unserer Kindheit haben. Meine Frau hat Depressionen, eventuell sogar eine Bipolare Störung und ich habe eine Angststörung. Wir sind beide in psychologischer Behandlung. Das klingt jetzt vielleicht krass, aber wir haben gelernt damit sehr offen und normal umzugehen. Meine Frau bekommt Tabletten neben ihrer Behandlung und ich muss mich regelmäßig per Konfrontation meinen Ängsten stellen. Nach Außen merkt man uns nichts an, wir sind ein ganz normales Paar und jetzt keine "Psychos", falls das so rüber kommt. Wir haben uns auch immer super zusammen unterstützt.
Diesen kleinen Ausflug in unsere mentale Situation musste ich kurz machen, weil ich mich oft frage, wo die Krankheit bei ihr aufhört und wo der Charakter anfängt.
Also unser Märchen endet damit, dass wir in einem Haus auf dem Dorf wohnen, uns beide entfalten können mit unseren Hobbys (Basteln, Heimwerken, Computerkram, Filmeabende u.s.w..), massig Platz haben, einen riesigen Garten und auch so einige Haustiere. Wir schlafen jeden Abend mit unseren Kindern (die wir beide über alles lieben) in einem riesigen Bett ein, was ich extra für uns umgebaut habe. Und ja, trotz dass die Kids bei uns schlafen haben wir regelmäßig Sex, wir stehen halt einfach auf und gehen in das nächste Zimmer (wie gesagt, großes Haus).
Nur leider ist es nicht so ein schönes lineares Kindermärchen und auch ein Happy End kann ich leider nicht erkennen. Meine Frau hatte zwischendurch immer mal wieder das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Sie möchte ausbrechen, ihre Freiheit leben und ist auf der Suche nach etwas Besserem. Sie hat mir auch immer mal wieder vorgeschlagen zu gehen, sich auszutoben und zurückzukommen. Weil sie das hier halt trotzdem alles liebt, in die Zukunft plant, Renovierungen anstößt, den Platz genießt und ihre Hobbys (z.B. Hunde) mag. Aber das geht für mich gar nicht. Ich bin sehr tolerant, habe schon echt viel durchgemacht, wilde Beschimpfungen und echt fiese Streite, ich habe immer versucht sie aufzufangen wenn es ihr schlecht geht, habe tage oder wochenlang akzeptiert dass sie nichts im Haushalt machen kann weil sie so niedergeschlagen und voller (Selbst)Zweifel ist. Ich habs halt selbst gemacht und auch noch gern. Ja, ich bin bereit sehr viele Kompromisse in einer Beziehung einzugehen, weil ich weiß dass niemand - inklusive mir - perfekt ist. Aber DAS kann ich nicht.
Es war nun sehr lange Ruhe mit solchen Phasen, wir haben die letzten 2 Jahre voll harmonisch verbracht, sie hat Karriere gemacht und ist aufgestiegen auf Arbeit und wir haben viel geredet. Es war echt schön.
Doch vor 2 Wochen hat sie mir etwas erzählt. Weil sie aufhören wollte mit den Lügen und der Stille, die sich seit dem immer mehr breit gemacht hat. Sie hat einen sehr attraktiven Arbeitskollegen, etwas jünger als sie, der ihr nach einem Betriebsfest ihre Liebe gestanden hat. Sie fand ihn schon immer total symphatisch, nett und toll, hat mir auch viel von ihm erzählt (vor seinem Geständnis). Sie sagt, sie hat an diesem Abend noch überlegt, ob sie mir das erzählt. Ich glaube sie war auch kurz davor, sie sagte mir schon dass er betrunken war und Stuss gefaselt hat. Aber nicht was für "Stuss". Das ist einer der Momente im Leben, die vielleicht alles verändert hätten, aber sie hats mir nicht gesagt und hat sich selbst in ihn verknallt. Sie meinte, sie fühlen sich wie Teenager, machen viel Spaß auf Arbeit und ja... Dann hab es wohl diesen "Magic Moment" kurz vorm Kuss, der die Welt zum stehen bringt. Sie hat ihn aber nicht geküsst, sondern hat sich gefragt ob das alles richtig ist und eben ein paar Wochen später mir alles erzählt.
Seit dem haben wir sehr erwachsen darüber gesprochen, innerlich bin ich ausgerastet, aber habe es geschafft alles sachlich mit ihr zu bereden. Ob ihr was fehlt (nein, es ist alles perfekt hier), ob er die bessere Partie ist (nein, er hat selbst Probleme, hat sich während dieser Phase von seiner Frau getrennt, sitzt auf 350.000€ für das Haus was sie sich finanziert haben, sein kleines Kind ist nun bei ihr. Er ist nicht so reif wie ich, er ist naiv, zockt viel, ist viel mit seinen Freunden unterwegs - was natürlich nichts schlechtes sein muss. Er hat zwei linke Hände was Handwerken angeht, was sie eigentlich total unattraktiv findet u.s.w...). Sie will nicht in ein fremdes Haus und will auch keine Patchwork-Familie.
Sie kam dann zu dem Schluss, dass das Käse ist, dass sie sich aus seinem Leben raushalten will und vor allem will sie nicht von einem Mann zum nächsten springen. Sie sagte mir, sie hat sich schon etwas zurechtgelegt was sie ihm sagt und ich kann mich drauf verlassen, dass das vorbei ist. Nun, das war gestern, als sie ihm das sagen wollte. Das hat sie aber nicht getan, sie konnte keinen Schlusstrich ziehen. Die Gefühle sind halt da sagt sie und die kann sie nicht wegknipsen. Ich solle einfach abwarten was passiert, sie braucht Zeit und Ruhe und ich soll sie nicht unter Druck setzen.
Aber nun komme ich ins Spiel. Ich bin doch auch nur ein Mensch, ich liebe sie echt sehr und ich weiß einfach nicht mehr wie ich mit dem ganzen umgehen soll. Ich hätte mir so gewünscht, dass sie für sich einen Strich zieht und ihm das klar mitteilt. Natürlich werden sie dann noch zusammen arbeiten und natürlich muss ich dem einfach vertrauen. Aber ich hätte gewusst, dass sie sich für einen Weg entschieden hat und sich der andere danach irgendwie verlaufen hätte. Nun weiß ich wieder gar nichts mehr, kann nur abwarten und sie ja nicht zu sehr mit meiner Liebe belasten, weil sie sich sonst in die Ecke gedrängt fühlt. Wie soll sich das denn von alleine auflösen? Ich bin echt verzweifelt, soll ich echt so lange warten und dran kaputt gehen bis sich ihre Gefühle von allein einpegeln? Ja das klingt vielleicht lachhaft, ist ja nur "fremd verliebt", ist ja nix passiert, lass einfach locker und so. Aber "nur fremdverliebt" bedeutet natürlich trotzdem, dass sie über eine Zukunft, über Sex, über sein Haus u.s.w... nachdenkt. Wie gesagt, wir haben viel geredet.
Vor einem Jahr habe ich ihr übrigens einen Heiratsantrag gemacht. Nach all den Jahren in denen sie mich immer wieder danach gefragt hatte und ich mir nicht sicher war wegen ihren auf- und abs. Ich wollte einfach den richtigen Zeitpunkt abwarten, wenn wir eine Zeit hinter uns haben in der alles einfach schön war. Naja, wies aussieht habe ich wohl nicht den richtigen Zeitpunkt erwischt, 4 Monate später kam sein betrunkenes Liebesgeständnis.
Ach Mensch, was soll ich nur tun? Ich habe so eine Angst sie zu verlieren und auf der anderen Seite könnte ich sie zum Teufel jagen für das was sie mir antut. Ich kriege nicht mehr viel runter und bin den ganzen Tag down, ich kriege es so schwer hin mich abzulenken. Ich sollte mir die Kids schnappen und mit denen was machen, aber selbst da bekomme ich das Gedankenkarusell nicht zum stehen, das haben die doch auch nicht verdient.
Es wird sicher keine Masterlösung hierfür geben, aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen oder einen Rat für mich, wie ich damit umgehen kann. Ich wünschte mir so dass wieder alles so wäre wie vor dem Ding mit dem Arbeitskollegen. Und sie sagt irrwitzigerweise das Selbe, ist aber "ihren Gefühlen unterlegen"
Danke für die Gedult, ist nen ganz schöner Text geworden.
Tobias