atusa_25831119Ich habe Weihnachten noch nie ganz alleine verbracht. Daher schreibe ich wie der Blinde von der Farbe. Dafür möchte ich gleich vorab um Entschuldigung bitten. Ich habe mir aus diversen Gründen aber dennoch meine Gedanken zum Thema gemacht, die ich gern mit dir teile, wenn du meine Worte lesen möchtest.
- Ich hatte einmal eine sehr schlimme Zeit in meinem Leben, in der ich Weihnachten am liebsten allein verbracht hätte. Ich habe eine große Familie, aber sie erschien mir damals wie eine Belastung. Am liebsten hätte ich zu Hause für mich Yoga gemacht, ein paar Weihnachtslieder gespielt oder gesungen, mir etwas Gutes gekocht und dann wäre ich (möglicherweise nach einem Spaziergang) schlafen gegangen. Ich denke, das wäre immer noch mein Fahrplan für einen Weihnachtsabend allein mit mir. Heute würde ich diesen vermutlich darum erweitern, dasss ich später in die Kirche gehen würde und dass der Spaziergang wohl der Weg zur Kirche und von dieser nach Hause wäre.
-Da wären wir schon beim nächsten Punkt. Ich habe aus beruflichen Gründen oft länger im Ausland gelebt und war zu Weihnachten und zu Ostern daher auch nicht immer da, wo ich gern gewesen wäre. Ich hatte zwar immer Besuch aus der Heimat, aber es ist dennoch nicht dasselbe und die Weihnachtszeit war oft emotional durchwachsen und auch von einem sonderbaren Gefühl begleitet - zunächst, von einer Angst vor der Angst. Einmal hatte ich mich bewusst dafür entschieden, Weihnachten nicht mit meiner Familie zu verbringen, sondern mit einer mir nahestehden Person im Ausland. Das war so gewollt, weil sich gewisse Veränderungen in meiner Familie für mich nicht stimmig anfühlten. Du siehst, eine große Familie bringt auch viele Verstrickungen mit sich und ist insbesondere an Feiertagen Fluch und Segen zugleich. Die Weihnachtsabende im Ausland waren dann aber immer sehr nett, aber da war zunächst immer die Angst vor dem Ungewohnten. Was ich im Ausland immer gemacht habe: Ich bin in die Kirche gegangen. Ich bin nicht militant religiös, aber ich kann mit Religion auch etwas anfangen und gerade zu Weihnachten und zu Ostern helfen mir Kirchengänge die Festlichkeit und Sinnhaftigkeit der Anlässe zu erfassen und zu erleben. Ich singe oder spiele auch immer ein paar Weihnachtslieder, ein gutes festliches Essen, zu Hause oder in einem schönen Restaurant oder Hotel, kann auch sehr nett sein und verdeutlichen, dass es sich um einen besonderen Tag handelt.
-Jemand, den ich sehr gut kenne, hat einige Weihnachtsabende allein verbracht. Er hat sich immer etwas Gutes gekocht und einen schönen besinnlichen Abend verbracht.
-Ein anderer Freund, der aus keiner sogenannten intakten Familie kommt, hat einmal Weihnachten aus Trotz mit Freunden in einem Lokal verbracht und sich besoffen. Wir haben an diesem Abend sogar telefoniert und ich habe ihn zu mir und meiner Familie eingeladen, aber er wollte nicht mehr kommen. Im Nachhinein betrachtet war dies laut seinen Angaben der schlimmste Weihnachtsabend seines Lebens.
-Zusammenfassend kann ich für mich festhalten, dass ich den Anlass auch allein begehen würde, wie du vielleicht aus meinen Weihnachtsritualen schließen kannst. Ich würde Weihnachten nicht ignorieren, weil mir der Anlass etwas bedeutet.
-Bist du an Yoga oder spirituellen Themen interessiert? Ich könnte mir auch gut vorstellen, Weihnachten in einem Yogaretreat zu verbringen, wenn ich über die Feiertage alleine wäre. Das ist natürlich ein Kostenfaktor, aber mir würde so eine Erfahrung viel bedeuten, wenn ich sie mir leisten könnte.
- Jeder ist natürlich anders. Wenn dir Weihnachten als Anlass etwas bedeutet, würde ich mir überlegen, was dir an diesem Tag etwas gibt, vielleicht ganz andere Dinge als mir, und diese Dinge würde ich dann - auch allein- tun. Ignorieren würde ich Weihnachten nicht, wenn dir der Anlass etwas bedeutet.
-Wenn dir Weihnachten nichts bedeutet und du dich nur sonderbar fühlst, weil du dir denkst, dass alle zusammen feiern, nur du nicht, dann wäre mein Rat: Versuch diese Gedanken loszuwerden und verbringe einen Abend wie jeden anderen. Wenn dir Weihnachten etwas bedeutet, siehe oben.
-Ich bin, was Weihnachten anbelangt, zerrissen: Wenn ich bei meiner Familie bin, möchte ich woanders sein, weil vieles nicht mehr so ist, wie es war. Und wenn ich nicht bei meiner Familie bin, fehlt sie mir. Du siehst: Weihnachten ist aufgrund der möglicherweise auch übertriebenen Bedeutung, die wir diesem Fest beimessen, für viele kompliziert.
Mehr fällt mir zum Thema nicht ein. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anstöße liefern.