Hi liebe Community,
ich weiß mir gerade keinen Rat mehr und hoffe auf die Einschätzung von Außen, die mir vielleicht etwas helfen kann.
Mein Partner und ich sind beide mitte 30 und seit fast 9 Jahren zusammen. Ich habe aus einer ziemlich schlimmen Ehe eine Tochter (11). Wir wohnen seit etwas mehr als drei Jahren nun zusammen. Vorher haben wir aufgrund meiner Ausbildung nicht zusammen gelebt. Probleme gab es bei uns schon immer mehr oder weniger. Er hat noch nie gern über Gefühle gesprochen oder mir mal Koplimente gemacht, das hat mir von Anfang an gefehlt. Da wir uns aber sonst so gut verstanden haben, viele Werte teilen und vor allem der Humor uns sehr verbindet, habe ich das eben so in Kauf genommen - niemand ist perfekt, ich ja auch nicht.
Als ich mein Studium begann, sind wir zusammengezogen. Er ist ein sehr penibler Mensch. Alles hat seinen Platz und seine Ordnung. In seiner Wohnung sah es aus wie in einem Versandhauskatalog. Als würde da gar keiner wohnen. Da er aber in einen Haushalt mit einer Teenagerin, einem Hund, einer Katze und mir Chaotin zusammenzog, war ich am Anfang erstmal überrascht, dass er sich so gut arrangierte. Mit der Zeit störten ihn aber immer häufiger Dinge und da er so schlecht über etwas reden kann, die ihn stören, staut sich das dann so lange auf, bis er explodiert. Leider ließ bzw. lässt er das dann oft an meiner Tochter aus. Er pöbelt sie dann richtig blöd an. Dass man mal sauer wird ist ganz normal, aber oft steigert er sich so rein, dass meine Tochter wirklich gar nichts mehr richtig machen kann und er bei jeder Kleinigkeit sofort anfängt rumzumeckern.
Wir hatten natürlich oft Streit deswegen. Irgendwann hab ich dann gesagt, dass das so nicht mehr geht und wollte Schluss machen. Da hat er zurückgerudert. Natürlich haben wir gemeinsam überlegt, wie wir mehr Ordnung reinbekommen (wobei es hier wirklich nicht so unordentlich ist, nur eben nicht seinem Standard entsprechend) und das dann auch so umgesetzt. Da er weiß, dass ich es nicht mehr zulassen werde, dass er meine Tochter als Ventil benutzt, ist er jetzt dazu übergegangen an mir rumzumeckern.
Also habe ich wieder versucht mit ihm darüber zu sprechen. Versucht herauszubekommen, woher seine Unzufriedenheit kommt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er ein Selbstwertproblem hat. Er ist normaler Arbeitnehmer und arbeitet zudem in einer Branche, in der er nicht gelernt hat, während ich studiere. Ich habe da nie ein großes Ding draus gemacht, da ich selbst mich über den zweiten und dritten Bildungsweg hochgekämpft habe und bevor er da war mit gar nichts dastand. Dennoch habe ich immer das Gefühl, dass er da ein Defizit seinerseits empfindet. Es gibt Tehmen, über die kann ich mit ihm absolut nicht sprechen. Eigentlich alles, was mein Studium betrifft: daran hat er kein Interesse, das zieht er ins Lächerliche, oder er ist genervt davon, dass ich von einem Thema spreche zu dem er nichts beitragen kann. Andersherum kann er mir aber von seiner Arbeit erzählen, oder von seinem Hobby - Rollerschrauben - und erzählt mir lang und breit welche Teile er dort ausprobiert hat, um bessere Leistung zu erzilen etc. auch Themen, von denen ich null Ahnung habe.
Seit einigen Monaten ist es jetzt so schlimm, dass ich eigentlich gar nicht mehr mit ihm reden kann. Ich höre eigentlich nur noch zu, wenn er was erzählt. Wir unternehmen so gut wie nichts mehr miteinander. Da ich mit dem Hund viel spazieren gehe, bin ich eigentlich nur noch allein unterwegs. Mitkommen will er nicht, weil ihm das zu lang ist (eine - eineinhalb Stunden). Von ihm selbst kommt null Initiative was zu machen. Er kümmert sich nur um sich selbst. Er plant seinen Urlaub, ohne es mit mir abzusprechen, er fragt nicht, was wir am Wochenende machen wollen... da kommt nichts. Wir leben irgendwie so nebeneinander her und das stört mich massiv. Ihn anscheinend nicht.
Beim letzten größeren Streit habe ich gesagt, dass es keinen Sinn mehr macht, weil wir gar kein Paar mehr sind, sondern eher ne Zweck-WG. Da hat er mir dann gesagt, dass er nicht weiß, was mit ihm los ist, weil er sich einfach so hoffnungslos und leer fühlt und das gefühl hat, dass alles gar keinen Sinn hat. Es war das erste Mal, dass er sowas hat durchscheinen lassen. Wir haben dann gleich einen Termin beim Arzt gemacht und er soll sich eine/n Therepeut*in suchen. Auch haben wir über eine Paartherapie gepsrochen, aber dazu muss er erstmal aus diesem Loch wieder rauskommen, in dem er offenbar ist.
Jedenfalls ist jetzt wieder alles so in der Schwebe. Eine/n Therapeut*in hat er noch nicht, es ist bisher auch keine Besserung in Sicht und ich ertrage und halte aus. Und bin unglücklich. Und einsam. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das alles überhaupt noch will... andererseits ist da unsere gemeinsame Zeit, alles was wir füreinander getan haben und ich habe so das Gefühl all das wegzuwerfen. Andererseits ist ja keiner von uns glücklich. Und vielleicht geht es ihm auch mit einer anderen Partnerin viel besser. Ich hab aktuell aber tatsächlich auch ein bisschen Angst, dass er was Dummes tut, wenn ich ihn verlasse. Und irgendwie kann ich ihn auch gar nicht verlassen, weil ich aufgrund meines Studiums mir die Wohnung gar nicht allein leisten könnte - was aber kein Grund sein soll, dass ich so weitermache. Und dann ist da noch seine Familie, die ich dann ebenfalls verliere. Und ich selbst hab eigentlich niemanden mehr, außer meiner Tochter.
Ich weiß, es gibt jetzt definitiv keine schnelle Lösung. Aber es musste einfach mal raus. Wahrscheinlich kann man dem auch gar nicht so richtig folgen. Dennoch: vielleicht mag jemand seine Einschätzung abgeben, oder mal drüber philosophieren, was er/sie selbst tun würde, oder in die Rolle meines Freundes schlüpfen, oder mir Mut machen, oder oder...
Danke fürs Lesen!