femkom2Die Sache mit dem Stripclub bzw der Bierdose auf der Straße mag man auf den ersten Blick vielleicht schon doppelmoralisch finden.
Aber es gibt da einen Umstand:
Nämlich die Frage: Bin ich an einem Ort, an dem die Leute mit meinen Verhaltensweisen klarkommen?
Der Stripclub ist ein Areal, welches keiner betreten muss, und welches extra eingerichtet ist für Leute, die es so, wie es dort zugeht, haben wollen. ZB Kinder, die noch nicht einschätzen können, womit sie klarkommen, sollten da nicht reinkommen. Im Stripclub, der genau dafür konzipiert ist, dass ich mich da verhalte, wie ich mich da verhalte, und wo ich davon ausgehen kann, dass die Leute damit klarkommen, kann ich mich so amüsieren, wie man sich dort amüsiert.
Auf der Straße kann ich eben nicht davon ausgehen, dass jede/r mit allem klarkommt. Auf der Straße Bier saufen und Leute verschrecken, die mit der Möglichkeit bzw ggfs Tatsache nicht klarkommen, dass ich sie angesoffen anlabern könnte bzw anlabere, ist nicht okay.
"Auf die Straße" müssen, ob sie wollen oder nicht, Leute aller Alters- und Reifestufen, in allen möglichen Seins- und Befindlichkeitszuständen, die ausser Haus etwas zu erledigen haben.
Deshalb ist hier hinsichtlich Verhaltensweisen, die mit der Frage in Zusammenhang stehen, womit man Leute ungefragt/unvorbereitet/unverhofft konfrontiert, besondere Rücksichtnahme, Umsicht und Vorsicht angebracht.
Die Doppelbödigkeit, die mich stört, geht von Leuten aus, die so tun als würden sie in diesem Sinne mit etwas nicht klarkommen, obwohl sie damit klarkommen.
Wenn jemand, die/der sich jedes Wochenende durch alle Kneipen säuft, Moralin träufend so tut, als würde der Anblick eines Bierdosenträgers auf der Straße sie/ihn gar fürchterlich traumatisieren, dann ist das doppelbödig.
Wenn jemand, die/der sich durch alle Kneipen säuft, erklärt, in Kneipen zu saufen, die dafür eingerichtet sind, findet sie/er okay, aber auf der Straße, wo man nicht weiss, wie die verschiedenen Leute damit klarkommen, findet sie/er das nicht okay, dann muss diese Sicht auf die Dinge nicht doppelbödig sein.
Wenn jemand, die/der sich jedes Wochenende im Stripclub vergnügt, Moralin träufend so tut, als würde der Anblick eines zu eng geschnürten Busens auf der Straße sie/ihn gar fürchterlich traumatisieren, dann ist das doppelbödig.
Wenn jemand, die/der sich jedes Wochenende im Stripclub vergnügt, erklärt, sich im Stripclub zu vergnügen, der dafür eingerichtet ist, findet sie/er okay, aber die Leute auf der Straße, wo man nicht weiss, wie die verschiedenen Leute damit klarkommen, mal eben mit Nackheit zu konfrontieren, findet sie/er nicht okay, dann muss diese Sicht auf die Dinge nicht doppelbödig sein.