Hallo Sunny,
zunächst mal möchte ich sagen, dass ich mir kaum vorstellen kann, was für eine krasse Achterbahnfahrt das alles sein muss. Respekt, dass ihr das bisher miteinander ausgefochten habt.
Ich habe ein paar Gedanken, die ich anbiete - weiß nicht, was davon irgendwie trifft oder doch zu weit weg ist.
Es wirkt auf mich so: Ihr wart zusammen und in dieser Beziehung haben sich Liebe und Vertrauen und Vertrautheit gebildet. Das ist eine so starke Basis, dass dein Freund einen existenziellen Wandlungsprozess beginnen kann - er kann sich dir mitteilen und möchte dich dafür auch an seiner Seite haben.
So eine krasse Verwandlung ist (leider!) immer ergebnisoffen. Ich kann mir denken, dass das maximal unsicher macht.
Ich weiß nicht, ob es hilfreich ist, von einem "richtigen" oder "falschen" Leben zu sprechen, vorher oder nachher. Ich weiß auch nicht, ob es da eine Täuschung gab. Es braucht ja Mut und irgendwie die passende Situation, sich auf so eine krasse Wahrheit überhaupt einzulassen.
Tragischerweise wollt ihr scheinbar zwei Dinge auf einmal: Veränderung zulassen, ohne Altes loszulassen. Wandel ermöglichen aber ohne Veränderung. Er will sich auf diese Reise begeben, aber du musst irgendwie dabei bleiben. Du willst ihm nicht im Weg stehen, willst ihn aber auch nicht verlieren. Beide Pole gleichzeitig zu verwirklichen wird wohl nicht möglich sein. Zumindest nicht in dieser extremen Form..
Ich weiß aber nicht, ob es irgendwie so eine Y-Kreuzung sein muss, also eine Entweder-oder-Situation.
Ich habe einfach hauptsächlich den Gedanken, dass es vielleicht sehr wichtig ist, zunächst ganz bewusst eigenständige Menschen (wieder) zu werden. Ihr scheint sehr eng, fast irgendwie symbiotisch zu sein miteinander. Das ist in vielen Filmen und Serien usw. auch leider irgendwie so ein Ideal von der großen Liebe, dass man nicht mehr ohne den anderen kann (oder die andere). "Ich bin immer für dich da" ... "Ich mach für dich das Licht aus, obwohl's mir zu hell ist" usw.
Da denke ich immer, dass das viel auch mit Selbstverleugnung zun tun hat.
Eine gute Metapher ist da der Sauerstoffabfall im Flugzeug. Zunächst setzt man sich selbst die Maske auf, dann hilft man anderen. Warum? Weil man selbst weiterhin funktionieren können muss. Und das soll aber nicht heißen, dass es jetzt irgendwie ne Trennung geben muss. Aber eine partnerschaftliche Liebe, die aus zwei selbstbestimmten Subjekten besteht. Jede/r müsste im Notfall sich ein Leben außerhalb dieser Beziehung zumindest vorstellen können.
Und von da aus könnte es vielleicht gelingen, mal zu schauen, wo die gemeinsame Reise hingeht. Es muss ja zunächst vielleicht keine Entscheidung getroffen werden im Sinne von: Wir bleiben zusammen! oder Wir trennen uns lieber!
Ich kann mir vorstellen, dass sich da im Laufe der Zeit emotionale Realitäten einfach ergeben, die dann sozusagen Tatsachen schaffen. Die kann man schlecht "vorwegfühlen".
Vielleicht machst du ein paar Tage alleine einen kurzen Urlaub? Triffst gute Freunde, kehrst mal zu dir selbst zurück.
Ich finde aber, dass ihr eigentlich auf nem richtig guten Weg seid (obwohl ich das natürlich nicht wirklich gut beurteilen kann) - aber ihr sucht euch beide therapeutische - und andere - Unterstützung.
Ich hoffe, das war irgendwie hilfreich?
Alles Liebe für euch!