Hallo zusammen,
um auf mein Problem zu kommen, muss ich etwas ausholen. Ich beschreibe mal kurz unsere Situation.
Mein Sohn ist im März 2019 geboren, ist also 2 Jahre alt. Er war ein absolutes Wunschkind, es hat 3 Jahre gedauert, bis ich schwanger wurde und naja, ich liebe ihn einfach mehr als mein Leben, auch wenn er mir dieses gerade sehr sehr schwer macht. Zwei Jahre waren wir ein super eingespieltes Team, hatten unsere Abläufe und Routinen. Er spielte gerne mit mir, ich brachte ihn im Wechsel mit meinem Mann ins Bett, etc.
Er war schon immer ein "wilder" Kerl, aber ebenso lieb und kam oft mal kuscheln. Dem Alter entsprechend, hatte er auch da hin und wieder einen Trotzanfall, ganz normal.
Im Februar 2021 ist nun meine Tochter geboren. Dass dies ein Einschnitt werden würde, war mir klar, aber dass es so schlimm werden würde, hätte ich im Leben nicht erwartet. Zuerst war ich 4 Tage im Krankenhaus und auch danach zu Hause hat mein Mann natürlich viel übernommen, was meinen Sohn angeht, da ich das Neugeborene zu versorgen hatte (habe zu der Zeit noch gestillt und sie war sehr sehr nähebedürftig, ließ sich eigentlich nie hinlegen usw.).
Zu meiner Tochter verhält er eigentlich ganz okay, er ist natürlich manchmal etwas zu wild im Umgang mit ihr, aber klar, er ist ja erst 2 und kann das nicht einschätzen. Seine Eifersucht zeigt sich jedenfalls nicht dadurch, dass er ihr wehtun würde, sondern eher dadurch, dass er extrem provoziert. Immer wenn ich mich mit dem Baby beschäftigt bin, legt sich bei ihm ein Schalter um. Er macht dann nur Mist in der Zeit. Nur ein paar Beispiele: wenn ich dem Baby die Flasche gebe, hüpft er auf der Couch rum, sodass er ständig auf uns drauf fällt. Ich ermahne ihn dann natürlich, aber er hört trotzdem nicht auf. Wenn ich sie wickle, verteilt er seine Schüssel mit Apfelstücken, die er vorher wollte, in der ganzen Wohnung.. und und und. Es gibt tausende Beispiele.. er macht mir unglaublich viel Arbeit und tanzt mir auf der Nase rum. Aber irgendwie sind mir in manchen Situationen einfach die Hände gebunden. Ich kann/will das Baby ja nicht links liegen lassen. Ich packe sie natürlich oft in die Trage, um für ihn die Hände frei zu haben. Oder ich lege sie auf die Krabbeldecke und setze mich zu ihm in den Spielbereich. Ich biete ihm in jeder freien Minute an, dass wir etwas machen und zusammen spielen, so wie früher. Lego bauen, Bücher anschauen, mit Knete spielen, malen, was auch immer er früher gerne mit mir gemacht hat. Er sagt permanent nein und hat gefühlt an nichts mehr Interesse, außer irgendwas anzustellen. Es deprimiert mich so sehr. Er gibt mir das Gefühl, als wäre ich ihm nichts mehr wert, alles mit Mama ist doof. Mein Mann ist der Held für ihn und ja, das tut mir manchmal weh, weil ich mir denke, wo ist die schöne Mama-Sohn-Beziehung hinverschwunden, die wir hatten. Ich versuche natürlich auch, ihn mit dem Baby einzubinden, nehme ihn mit zum Wickeln oder lasse ihn die Flasche halten. Aber auch da hat er wenig Interesse.
Wenn ich ihn hochnehmen will, sagt er nein. Nehme ich 2 Minuten später die Kleine aus der Wiege, will er plötzlich in genau dem Moment auch getragen werden. Die reinste Schikane und ich kann es ihm nicht recht machen.
An manchen Tagen ist sein Verhalten einfach nur grauenvoll. Er ist so frech, haut mich auch manchmal, macht immer das Gegenteil von dem, was ich möchte. Er akzeptiert kein Nein, obwohl ich manchmal schon gar nichts mehr sagen will, weil es eh nichts bringt. Dabei versuche ich ja schon, nur das nötigste zu verbieten, aber er macht es einem so verdammt schwer.
Wenn wir rausgehen, habe ich vorher schon immer Angst, was mich wieder erwartet, da er ständig auf die Straße läuft und mir die Hand nicht geben will.
Ist das noch normales Trotzverhalten? Oder bei ihm einfach verstärkt, da er plötzlich kein Einzelkind mehr ist und den Platz in der Familie teilen muss?
Corona kommt natürlich noch hinzu, wir haben fast keinen Kontakt zu Kindern, außer innerhalb der näheren Familie (seine Cousins) und das auch eher selten.
Kleine Randnotiz: er sollte seit Januar in der Krippe sein, wegen Corona konnte er aber noch nicht eingewöhnt werden. Wir hoffen, dass dies im Juni nun der Fall sein wird, dann wäre er immerhin vormittags beschäftigt und mehr ausgelastet. Andererseits habe ich Angst, dass es durch sein Verhalten zu Konflikten kommen wird und er da dann einfach negativ auffällt...
Sorry für den langen Text. Hat irgendwer ähnliches erlebt? Ist das noch "normal"? Muss ich da einfach durch, so hart es ist? Wird es besser? Soll ich mir Hilfe holen (Erziehungsberater?)?
Berichtet gerne mal von euren Erfahrungen. Ich wünsche mir einfach nur ein harmonisches Familienleben.. ich hatte mir immer eine Familie mit 2 Kindern gewünscht. Jetzt habe ich sie und seit 3 Monaten ist hier nur Terror und von Harmonie keine Spur.
Liebe Grüße
wildrose