ashlyn_23699804Hallo, ich finde Deine Reaktion auch sehr gut und würde Dich gerne darin bestärken.
Es gibt psychische Krankheiten, die chronisch und sehr schwer verlaufen, sodass eine reguläre Erwerbstätigkeit kaum möglich ist. Klar, dafür gibt es unser Sozialsystem, um solchen Menschen wenigstens ein geordnetes Leben zu ermöglichen. Das ist gut so.
Aber wenn man so schwer krank ist, dann hat man kaum Entscheidungsspielraum. Dann gibt es meist keine Alternative zur Frührente, weil es auf dem Arbeitsmarkt einfach nicht funktioniert.
So wie Du das schilderst, hat Dein Freund Entscheidungsspielraum, weil er sich für die Frührente entscheiden will. Das macht die Sache sehr schwierig. Vielfach hat eine Berufstätigkeit auch was Stabilisierendes für psychisch kranke Menschen. Sie haben einen zeitlichen Rahmen, eine Aufgabe, das Gefühl, etwas beitragen zu können. Sich dann zu "entscheiden", ein Frührentnerdasein zu führen, macht bestimmt nicht glücklich, weder ihn noch das Umfeld, also Dich.
Wenn er tatsächlich so schwer krank ist, dass Frührente die einzige Alternative ist, hat er bestimmt auch nicht die Kraft, Dich in der Betreuung und Erziehung der Kinder angemessen zu unterstützen. Die Gefahr besteht, dass Du Dich beruflich und als Mutter verausgabst und auch im Partner nicht den emotionalen Rückhalt hast, den Du brauchst. Das ist nicht gut für die Kinder, nicht gut für Dich und nicht gut für den Partner. Die finanziellen Einbußen und die Tatsache, dass man den Kindern viele Dinge nicht bieten kann, die einem Kind helfen, seine Talente zu entfalten (Musikschule, Sportausrüstung, Ausbildung, Urlaub etc.) ist das Eine. Aber noch gravierender ist, dass man eben für Elternschaft auch eine gewisse emotionale Stabilität braucht, um gut für die Kinder da sein zu können.
Wenn man in der Lage ist, sich frei für oder gegen Berufstätigkeit zu entscheiden, sollte man so verantwortungsbewusst sein, dieses Leben nicht einer jungen Frau aufzudrängen, die ganz legitime Wünsche hat, wie sie ihr Leben gestalten will. Mir scheint der Wunsch Deines Freundes nach Frührente daher sehr egoistisch. Für diese Form von Egoismus ist, denke ich, in echter Liebe kein Raum.
Ich denke, es ist etwas anderes, wenn man in einer Beziehung steht und der Partner dann plötzlich krank wird, sodass er nicht mehr viel zum Einkommen oder im Familienleben beitragen kann. Großen Respekt, wenn man sich dann entscheidet, dem Partner treu zu bleiben - schließlich hätte es genauso gut umgekehrt sein können, dass man selber auf Hilfe angewiesen ist. Aber bei Dir ist die Situation offensichtlich anders. Deine Alarmglocken zeugen nicht von Egoismus, sondern von einer gesunden Selbstachtung.