Hallo!
Gleich vorab: Ich weiß, dass mir hier keiner wirlich helfen kann. Ich möchte mir aber einfach mal diesen Balast von der Seele schreiben. Danke also an alle, die es lesen ;)
Es geht um meine Mutter (61). Eigentlich hatten wir immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Aber seit einiger Zeit wird sie zunehmen verbittert. Ich habe schon versucht mit ihr darüber zu sprechen, aber sie wird dann sofort beleidigend und sowieso weiß sie ja sowieso immer alles besser.
Das Problem ist: Vor einigen Jahren haben wir (also mein Mann und ich) zusammen mit meinen Eltern ein Zwei-Familienhaus gekauft. Gut, man sieht sich dennoch nicht wirklich oft (meine Mama ist ja auch noch vollzeit arbeiten) aber ab und an wollen meine beiden Jungs (bald 2 und 4) auch runter zu den Großeltern. Das ist sehr schwierig für mich, weil ich die beiden in diese toxische Umgebung eigentlich gar nicht gehen lassen möchte. Aber wenn die Großeltern nunmal einfach eine Etage weiter unten wohnen, kann man es ihnen auch schwer untersagen. Aber es führt jedes Mal zu einer Krise in letzter Zeit.
Angefangen bei dem Umgang mit meinen Kindern. Es kommen so viele negative Aussagen ihnen gegenüber, so viele Persönlichkeitszuschreibungen ("du bist...") - ich kann sowas einfach nicht ab. Wenn ich sie darauf hinweise, wird sie wie gesagt böse. Insgesamt dieser barsche Umgang mit den beiden macht mich wahnsinnig. Und wenn sie nicht "parrieren" wird sie gleich laut - und mein Vater ist da noch schlimmer.
Dann ihre Aussagen und ihre Verbittertheit. Sie hat allem Anschein nach ein riesen Problem damit alt zu werden und nicht mehr attraktiv und jung zu sein.
Männer sind ja sowieso alle nur ein Haufen Dreck (dass mein Vater das mit ihr aushält, so männerfeindlich wie sie geworden ist, kann ich gar nicht verstehen, aber vermutlich sieht er sich als goldene Ausnahme). Die wollen alle nur "junges Fleisch fi..." (ihre Aussage), sind doch alles "Kinderfi..." weil sie sich ja nur Frauen suchen die aussehen wie kleine Mädchen - dünn, glatt rasiert bla bla bla. Echt, ich kann mir dieses Gemecker nicht mehr geben.
Die "jungen Weiber" heute sind ja auch alle nur Abschaum, mehr als mit dem Hintern und den Titten wackeln können sie nicht (ihre Aussage) - das sieht sie ja jeden Tag auf der Arbeit. Die alten Frauen können malochen, die jungen graben die ganze Zeit nur die Kerle an, die dann natürlich auch nicht mehr arbeiten. Da frage ich mich was für sie schlimmer ist: Dass die Kerle nicht arbeiten und mit den "jungen Weibern" flirten, oder dass sie nicht ihr auf den Hintern gucken. Dass sie gerne den ganzen Müll schaut der so im Fernsehen läuft macht es nicht besser. "Heute wollen alle nur noch vögeln" - als ob es damals anders gewesen wäre - auch wenn da nicht solche Sendungen wie "Love Island" liefen. Ich habe keinen Fernseher und kenne diese ganzen Sendungen nicht, von daher kann ich nicht beurteilen was sie da sieht. Aber alleine diese Ausdrucksweise in dieser Beziehung ertrage ich einfach nicht!
Das nächste ist der zunehmende Rassismus. Ich weiß nicht, ob das mit dem Alter gekommen ist oder schon immer da war und sie es nur nicht so ausgesprochen hat. In gewissen Hinsichten hatte sie immer schon Vorurteile. Mein Vater war ja eigentlich immer schon ein wenige rassistisch, aber meine Mama habe ich so bislang nie kennen gelernt. Ob Glaubensrichtung, Herkunft, Abstammung - sie hat ja den absoluten Durchblick. Und obwohl sie weiß, dass ich absolut keinen Hang zu Rassismus habe und diese Denkweise absolut nicht tolleriere, meint sie jedes Mal mich "bekehren" und "aufklären" zu müssen, wie ja bestimmte "Völker" so sind und dass ich das alles falsch sehe. Eine Zeitlang gab es dann meist hitzige Disskusionen darüber, mittlerweile sage ich dann "ok, für mich ist es dann an der Zeit zu gehen wenn sowas jetzt wieder anfängt" - und dann gehe ich halt. Natürlich ist sie dann auch sauer und schimpft über mich - aber das ist mir egal. Ich mache 3 Kreuze, dass beide meiner Eltern es zumindest bislang berücksichtigt haben, dass ich keine rassistischen Äußerungen in Gegenwart der Kinder dulde. Das wäre für mich wirklich ein absolutes No Go! Aber nichts desto trotz habe ich ein wenig Sorge, dass meine Kinder auf kurz oder lang trotzdem mit diesen Gedankengängen konfrontiert werden. Wenn sie älter werden, kommen meine Eltern bestimmt irgendwann auf den Trichter sie diesbezüglich "aufklären" zu müssen, weil ihr "dumme Mutter" die Probleme ja nicht sieht und anspricht...
Und sowieo ist meine Mama fast nur noch am meckern und / oder jammern. Ich will überhaupt nicht, dass meine Kinder diese "alles ist schei..." Mentalität mit bekommen. Sie hat sich früher selbst über dieses "früher war alles besser" aufgeregt, wenn meine Oma so redete. Und heute meint sie auf einmal "Ja, meine Mutter hatte immer Recht, es wird alles immer nur schlimmer. Nur früher war ich jung und dumm, da habe ich es nicht gesehen" - womit sie dann ja gleichzeitig auch mich anspricht, dass ich ja heute so "dumm" bin, es nicht zu sehen. "Irgendwann siehst du es auch so" (derzeit meine größte Angst, dass ich wirklich genau so werde!!)
Und selbstverständlich themtisiert sie jedes Mal, wie schlimm es doch ist alt zu werden. Und dass einem ja heute immer das Altwerden so romantisiert wird und ich darauf nicht rein fallen soll, dann wartet man immer darauf dass irgendwas schön wird, aber es wird alles immer nur schlimmer. Mag ja alles sein - aber ich bin jetzt 37 und habe noch einige Jahre vor mir. Ich möchte nicht ständig damit konfrontiert werden, dass es ja ab jetzt nur noch bergab geht und ich die schönste Zeit meines Lebens ja schon längst hinter mir habe. Auch wenn sie behauptet, dass sie es gut gefunden hätte, wenn ihre Mutter ihr das gesagt hätte (was ich nicht glaube). Ich habe ihr auch schon mehrmals gesagt, dass mich das runter zieht und ich das nicht länger hören möchte, da ich dann denke, es wäre das beste ich nehme mir am besten jetzt schon einen Stick, wenn es ab jetzt ja eh alles nur noch schlecht wird. Aber das scheint sie nicht zu interessieren.
Wie die Überschrift schon sagt: Ich ertage meine Mutter nicht mehr - bzw. ich ertrage ihre Art zu reden nicht, ich ertrage ihren mittlerweile barschen und assosialen Ton nicht, ich ertrage ihre Sichtweisen nicht. Früher konnten wir über alles reden, heute ist ein Gespräch mit meiner Mutter mein persönlicher Tagesalptraum und ich versuche einfach nur, ihr nicht über den Weg zu laufen.
Ich habe ihr schon gesagt, sie soll doch mal einen Psychotherapeuten aufsuchen - selbstverständlich wegen ganz anderer Probleme die sie hat - in der Hoffnung, dass der relativ schnell ihre Probleme mit dem Altern wahrnimmt und ihr vielleicht irgendwie helfen kann. Aber dafür hat sie ja keine Zeit.
Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich ein Zusammenleben noch gestalten soll. Vermutlich bleibt nichts anderes übrig, als sich wirklich aus dem Weg zu gehen - was wirklich schade ist. Dazu kommt, dass es mich richtig traurig macht - wie gesagt, wir hatten mal ein gutes Verhältnis. Noch vor wenigen Jahren sogar. Aber ihre negative Stimmung und das alles drumrum zieht mich so runter. Ich ertrage sie einfach nicht mehr.
Hat hier zufällig auch jemand so etwas hinter sich? Wie seid ihr damit umgegangen?
Bitte jetzte keine hypotherischen "also ich würde" Aussagen - denn ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass man eine solche Situation wirklich beurteilen kann, wenn man sie nicht selbst erlebt hat.
Vielen Dank