elenor_18766516Hallo liebe luna12345!
Ich kann dir gerne davon berichten, wie das bei uns vor kurzem ablief. Wir haben die Hofübergabe vor ein paar Wochen unterschrieben, eben gerade deshalb, damit alles geklärt ist und nach dem Tod meiner Eltern kein Erbstreit ausbricht.
Bei uns wars jedoch ein bisschen anders, meine Eltern haben einen Bauernhof und ein bisschen Land dazu und ich habe noch zwei ältere Brüder. Bei uns war von Anfang an "ausgemacht", dass mein Bruder (der Mittlere von uns, ich bin die Jüngste) den Hof mal bekommen wird, auch wenn er mit der Milchwirtschaft nicht mehr weitermacht.
Wir sind kein Erbhof, das trägt dazu bei, dass wir als Weichende schonmal schlechter ausgestiegen sind, für meinen Bruder wars natürlich besser, weil er viel weniger auszahlen hätte müssen. Naja es war dann so, mir und meinem weichneden Bruder hätte laut Notar zwischen 40.-50.000,- Euro zugestanden. Bekommen habe ich dann letztenendes 15.000,- Euro (das war auch mein Vorschlag), weil ich es für okay empfinde und ich nicht auf das Geld aus gewesen bin und ich andere Geschichten kenne, bei denen Höfe übergeben wurden, wo die Weichnenden noch viel weniger bekommen haben und das für mich Ausschlaggebende: Die ganze Familie jetzt zerstritten ist. Mein älterer Bruder, ebenfalls einer der Weichenden, hat 10.000,- Euro bekommen, wohnt aber seit ich denken kann zuhause (mit Ausnahme als er in Wien studierte, jedoch wurde seine Wohnung zuhause trotzdem für ihn und seine Frau freigehalten), hat teilweise nicht mal Betriebskosten bezahlt und hätte meiner Meinung nach eigentlich gar nichts mehr bekommen sollen, wenn man von einer Gleichbehandlung ausgeht (ich bin jetzt 26 Jahre alt und wohne seit 2 Jahren nicht mehr zuhause; ebenfalls rechnete uns der Notar vor, was mein Bruder bis heute gespart hat, nur weil er immer zuhause wohnen durfte, mein Bruder ist jetzt 37 Jahre alt, ich glaube der Notar kam damals auf ca. 200.000,- Euro). Jedenfalls haben meine Eltern uns Kinder dann ausbezahlt, weil auch bei unserem Bauernhaus einige Sachen gemacht werden müssen in den nächsten Jahren, welche meinem Bruder, der alles bekommt, auch nicht billig kommen werden. Meine Eltern sparten von Anfang an dafür, dass sie uns mal auszahlen können. Ich fand es ehrlich gesagt auch nicht wirklich in Ordnung, dass meine Eltern das für meinen Bruder zahlen, da ich finde, er hätte es zahlen müssen, aber meine Eltern wollten es einfach so. Meine Eltern haben in ihrem Leben bereits 2 Häuser gebaut, das neue ist jetzt 10 Jahre alt, das alte ca. 30 Jahre - beide also ziemlich neuwertig, beide bekommt somit mein erbender Bruder (da Bauernhaus und Zuhaus nicht getrennt werden können).
Wenn meine Eltern mal sterben, dann wird der Rest unter allen Kindern noch aufgeteilt wie Bargeld, Auto usw.
Bei uns wars dann wirklich so, dass mein älterer, nicht erbender Bruder vor die Tatsache gestellt wurde, dass er mit seiner Familie (Frau+1 Kind derzeit) mal ausziehen muss (wurde vom Notar gesagt, da man kein Wohnrecht auf Lebenszeit mehr erhält, wie früher noch so oft), da dann natürlich alles meinem anderen Bruder gehört. Dies entwickelte sich dann zu einem handfesten Streit, da mein Bruder dachte, er kann für immer zuhause bleiben und billig leben. Meine Eltern haben sich davon noch immer nicht ganz erholt und man merkt, dass meine Eltern das wirklich sehr verletzt hat, da er immer alles bekommen hat, sei es Unterstützung oder Hilfe, egal wobei. Auch wenn wir zusammensitzen merkt man immer noch einen bitteren Beigeschmack, dass meine Eltern einfach extrem enttäuscht sind, weil es irgendwo klar ist, dass man als Weichender nicht ewig zuhause wohnen bleiben kann.
Ich wollte dir damit nur mal erzählen wie es bei uns war. Mir war bzw ist es von Anfang an wichtiger gewesen, dass der Hof im Familienbesitz bleibt, als das ich jetzt da gut Geld abkesche und zum Schluss mal alles verkauft werden muss. Und das eben kein Familienstreit ausbricht, was dann leider doch ein bisschen der Fall war. Ich bin aber natürlich auch in der glücklichen Lage, bei meinem Freund zu wohnen, wo wir dafür dann mal das Haus erben und da wird es ebenfalls nicht so viel sein, was wir auszahlen müssen (wohnen auch noch die Eltern und Großeltern von meinem Freund drinnen, altes Haus usw. fließt alles mit ein beim Auszahlen). Hier müssen wir ebenfalls nur Betriebskosten bezahlen. Das ist ja bei dir zB. auch nicht der Fall, du "musstest" früh auf eigenen Beinen stehen und alles selbst bezahlen und konntest vielleicht nichtmal viel sparen.
Jedoch beschäftigt es mich wirklich, dass mein Bruder mit meinen Eltern jetzt so zerstritten ist, vorne rum passt zwar alles, aber wenn meine Eltern Hilfe brauchen oder etwas ist, dann kommen sie zuerst lieber zu mir oder meinem "mittleren" Bruder und wollen meinen anderen Bruder gar nicht mehr fragen, weil sie wirklich gekränkt sind. Würde jetzt den Rahmen sprengen, alles haargenau zu erzählen was dann war.
Meine Eltern haben uns Kinder dafür aber auch immer unterstützt, sie haben mir zB. auch mein Auto bezahlt, meinen älteren Bruder eben immer daheim wohnen lassen usw. Mein erbender Bruder musste dafür immer und überall mithelfen zuhause, sei es Heu fahren, Hausbau usw. Wir anderen halfen zwar auch mit, aber von uns wurde es nicht verlangt und wenn wir zB. zum See fahren wollten, dann waren wir halt einfach nicht da.
Wie ich es in deinem Fall machen würde, weiß ich nicht so genau, ich finde so Erbsachen immer ganz ganz schwer, vor allem kommts auf die Familie an, wie eng ihr alle miteinander seit. Wenn du auf das Geld bestehst, dann würde ich auch einfach nichts unterzeichnen und warten, jedoch musst du dann damit rechnen, dass dein Bruder es sich nicht leisten kann, dich auszuzahlen. Dann wird euer Wohnhaus wahrscheinlich verkauft werden (wäre für mich allein schon keine Option, da ich einfach an den Erinnerungen an zuhause hänge usw.). Und umso mehr Renovierungen gemacht werden, umso mehr wird das Haus wert, dass muss deinem Bruder ebenfalls klar sein. Sollte er also jetzt groß umbauen und dich vorab nicht auszahlen, könnte ihm das teuer kommen, da der Schätzwert des Hauses dann natürlich ebenfalls steigt.
Du bist deinem Bruder zB. auch schon entgegengekommen damit, dass du 25.000 Euro weniger verlangst, als dir überhaupt zusteht, finde ich ja auch schon sehr nett von dir, dich daraufhin zu beschimpfen ist auch keine feine Sache. Du sagst, dein Bruder wohnt seit jeher zuhause, dann hatte er wohl genug Zeit, sich ein gewisses Polster anzusparen. Dir ein schlechtes Gewissen damit einzureden, dass er nicht zahlen kann ist frech. Wer sagt denn zB. das er dir alles auf einmal ausbezahlen muss, wenn du das Geld nicht auf der Stelle dringend brauchst. Kenne genug Fälle, da wurde der Betrag gesplittet und jährlich wurde immer ein Teil bezahlt auf ein paar Jahre verteilt. Damit waren die Weichenden auch zufrieden (wäre ich auch gewesen, habe ich ebenfalls angeboten). Was ich ebenfalls weiß ist leider, dass wenn der/die Erbende bereits eine Frau/Freundin oder Mann/Freund hat, dann wird sich seeehr gerne vom Partner eingemischt. Wir 3 Geschwister haben unsere Partner alle bewusst nicht an der Übergabe teilnehmen lassen, weil wir gesagt haben, dass uns das einfach alleine als Familie betrifft und wir eben Fälle kennen, wo das deswegen total in die Hose gegangen ist.
Ich hoffe ich konnte dir mit meiner Sichtweise vielleicht auch ein paar Denkanstöße geben, solltest du noch was wissen wollen, kannst du dich gerne bei mir melden :-) Denke aber, ich habe jetzt genug geschrieben.
Liebe Grüße aus Österreich und gutes Gelingen!