Hallo zusammen, ich hoffe ihr habt alle ein entspanntes Jahresende!
Meine Frage dreht sich um meine Freundin. Wir haben uns vor einem halben Jahr kennengelernt. Bis vor recht genau einem Jahr war sie noch in einer Psychiatrie wegen einer akuten Depression, welche bis heute medikamentiert wird.
Im Alltag wirkt sie eigentlich ganz normal. Hätte Sie mir von ihrer Erkrankung nicht erzählt, wären mir ihre periodisch auftretenden depressiven Phasen vermutlich garnicht als besonders krankhaft aufgefallen.
Sie ist u.A. aus einer vergangenen toxischen Beziehung traumatisiert, in der man sie regelmäßig als dumm bezeichnet hat und geringschätzig behandelt hat, es zu einem psychischen Abhängigkeitsverhältnis kam, gefolgt von Vergewaltigungen in der Beziehung.
Meine Familie ist recht international und ich würde mich natürlich freuen meine Freundin auch den nicht deutschsprachigen Familienmitgliedern vorzustellen. Speziell wäre das derzeit mein Bruder mit seiner russischen Lebensgefährtin die nur Englisch und Russisch spricht, deutsch aber einigermaßen versteht.
Meine Freundin schämt sich aber für ihr Englisch (das sich beim singen englischer Liedtexte eigentlich ganz passabel anhörte) und ihr Russisch sei ja auch nicht so toll. Deshalb möchte sie sich auf keinen Fall mit meinem Bruder, seiner Freundin und mir treffen. Sie sagt, das würde ihrem Rückfall zur Depression gerade nicht so gut tun, da es bestimmt stressig sei mit den Beiden einen Abend zu verbringen und, dass sie sich dann schlecht zu fühlen würde. Sie hat Angst wir, würden Sie dann für dumm halten, da wir ja alle studiert seien und mehrere Sprachen sprechen, sie aber nicht. Meine Beschwichtigungen, dass sogar mein auschließlich Plattdeutsch sprechender Vater einer erheiternden Kommmunikation mit der Freundin meines Bruder mächtig ist, kamen nicht so recht an. Sie will einfach nicht glauben, dass niemand ihr irgendwelche Vorwürfe machen würde, wenn sie den Versuch wagt und scheitert (was nicht passieren würde).
Ich frage mich deshalb: Ist es richtig, dass sie sich wegen ihrer Depression in so eine Schonhaltung begibt, bzw. diese Angstsituation meidet? Sollte ich ihre Meinung da also einfach akzeptieren? Oder sollte ich mich dran halten, sie zu motivieren, sich ihren Ängsten doch zu stellen. Meine Intuition sagt mir eigentlich letzteres sei längerfristig der richtige Weg.
Sie sagt aber sie habe so viele Fronten an denen sie gerade kämpft, (ihr Pferd erziehen & ihren Hund erziehen), dass sie sich keine weitere (Englisch sprechen) zumuten möchte. Meiner Erfahrung nach wird es aber mit jeden mal, in dem sich seiner Angst unterwirft schwieriger, später aus sich herauszukommen. Wie würdet ihr mit ihr umgehen? Ich will verständnisvoll sein, aber gerade wo ich weiß, dass sie nicht einfach nur maleben so keine Lust hat, sondern da so eine tiefer sitzende Angst mitspielt, weiß ich nicht, ob das der richtige Weg ist, um ihr langfristig zu helfen.
Um die Frage vorzubeugen: Ihre "Sprachenangst" ist kein vorgeschobener Grund. Dessen habe ich mich vergewissern können. Sonst hatte sie bisher auch nicht mehr als die normale Aufregung, die man eben hat, wenn man der Familie eines neuen Partners vorgestellt wird.