Hallo an alle Leser/innen,
ich wende mich heute an euch, weil ich Rat suche und einfach nicht mehr weiter weiß.
Es geht um meine Tochter, 10 Jahre alt. Ihr Vater und ich leben getrennt, er ist wieder neu verheiratet und auch wieder Vater geworden. Meine Tochter geht jedes 2. Wochenende komplett zu ihm und die Ferien teilen wir uns auf. Das Verhältnis zwischen mir und meinem Ex-Mann ist sehr unterkühlt und wir kommunizieren nur noch unsere Elternrolle betreffend miteinander. Vor unserer Tochter tragen wir keine Streitigkeiten aus, sie weiß aber natürlich schon, dass unser Verhältnis zueinander nicht von Freundschaft geprägt ist. Ich selbst rede vor ihr nicht schlecht über ihren Vater, weiß ich doch aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es ist, wenn Eltern ihre Kinder da mit reinziehen. Es fällt mir nicht immer leicht, aber ich würde mir lieber auf die Zunge beißen, als vor ihr über ihn herzuziehen. Was er leider nicht hinbekommt. Er schafft es einfach nicht, seine Abneigung mir gegenüber, von ihr fernzuhalten. Soviel erstmal zu den Rahmenbedingungen.
Jetzt geht es um folgendes Problem: Meine Tochter hat seit ca. 2 Jahren immer wieder mal Anwandlungen, dass sie nicht ins Papa-Wochenende möchte. Ich habe in dieser Zeit immer versucht zu vermitteln zu ihrem Wohle und weil mir auch all die Jahre immer sehr daran gelegen war, dass sie trotz Trennung ein gutes Verhältnis zu ihrem Papa behält. Sie ist dann letzten Endes doch immer ins Papa-Wochenende gegangen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sich die Lage immer mehr zuspitzt. Zudem bin ich mittlerweile mit meinem Latein am Ende! Mittlerweile fühlt sie sich von mir auch verraten, wenn ich sie dazu "zwinge" Wochenends zu ihm zu gehen. Außerdem gehen mir auch die Argumente aus. Denn ich verstehe sie durchaus, was ich ihr auch immer sage. Aber es macht mich so traurig für sie, dass das Verhältnis zu ihrem Papa immer mehr den Bach runter geht und auch wütend auf ihn!
Das Problem der beiden besteht darin, dass die Kommunikation gestört ist. Sie getraut sich nicht ihm zu sagen, was sie fühlt und offen mit ihm Problempunkte anzusprechen, weil sie seine Reaktion fürchtet. Die Vergangenheit hat ihr leider auch immer gezeigt, dass Papa in der Regel komplett abblockt, wenn sowas mal auf den Tisch kommt und entweder auf "ich bin ja so traurig" macht oder aber ärgerlich wird und ihre Gefühle abtut. Das tut ihr immer sehr weh verständlicherweise, was nun dazu führt, dass sie sich gar nicht mehr getraut Themen anzusprechen. Dabei wäre es so wichtig! Sie selbst sagt, dass sie sich bei ihm nicht mehr wohl fühlt, dass sie sich benutzt fühlt (wird wohl immer dazu verdonnert sich mit ihrem Stiefbruder zu beschäftigen, sollen den Erwachsenen immer aus den Füßen gehen, einiges mit im Haushalt erledigen), nicht ernst genommen fühlt (sagt sie was ist sie "eine Prinzessin" oder ein "faules Früchtchen", um nur ein paar Beispiele zu nennen). Außerdem fehlt ihr die qualitative Zeit, einfach nur mal mit ihrem Papa und auch gerne mal bei einer Unternehmung, die ihr Freude macht ("immer machen wir nur das, was Papa will"). Dazu kommt noch, dass er es wohl gar nicht schafft seine Abneigung mir gegenüber vor ihr im Griff zu haben. Es verletzt sie immer sehr, wenn sie vor ihm nicht offen über unsere Wochenenden reden kann, wenn er die Augen verdreht, wenn sie dann doch mal was erzählt oder sich einfach nur teilnahmslos oder missbilligend in diesem Momenten verhält. Sie konnte sich auch schon anhören, dass sie doch bitte nicht immer soviel über mich erzählen soll, das wäre doch seiner neuen Frau gegenüber nicht angebracht. Solche Dinge darf sie sich in ihrem Alter von ihrem Vater anhören! Und ich denke nicht, dass hier seine neue Frau das Problem ist! Zwischen ihnen (neue Frau, Stiefsohn) läuft es im großen und ganzen recht gut, die üblichen Streitigkeiten mal ausgelassen.
All das führt einfach immer mehr dazu, dass sie sich von ihm distanziert und mittlerweile schon Bauchschmerzen und Beklemmungen bekommt, wenn die Papa-Wochenenden wieder vor der Tür stehen. Das tut mir immer so im Herzen weh für meine Tochter und macht mich so wütend auf ihn! Aber alles was ich sage scheint an ihm abzuprallen und ist ja eh immer an den Haaren herbei gezogen und entspringt nicht unserer Tochter, sondern mir! Für alles sind andere verantwortlich, nur er nicht.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, sehe nur, dass meine Tochter leidet und kann und will das so auch nicht mehr hinnehmen. Nur was kann ich noch tun? Alles läuft ins Leere und es kostet uns einfach soviel Kraft... Über Rat oder Anregungen wäre ich dankbar!