Hallo :)
Ich (27) habe ein Problem, das ich nicht ganz einordnen kann und bitte um euren Rat.
Damals, das war etwa ein dreiviertel Jahr nach dem Tod meines älteren Bruders, habe ich (16 Jahre) mich schrecklich in einen Jungen (17 Jahre) aus meinem Sportverein verliebt. Er war erst seit kurzem in unserer Gegend, da er an einer Art Rehabilitationsprogramm für schwererziehbare Jugendliche teilnahm. Ja, ich weiß, es klingt jetzt schon nicht sonderlich klug, aber damals war ich sehr einsam, da meine Mutter noch stark um ihren Sohn trauerte (mein Vater verließ uns als ich sechs Jahre alt war) und ich sehnte mich nach Nähe und Halt. Und gerade eben dieser vermittelte mir das Gefühl, dass er sehr stark sowohl körperlich als auch emotional, und wenn ich ihn an meiner Seite hätte, würde ich mich sicher fühlen, weil ihm keiner was anzuhaben schien. Außerdem war er gegen das System, was mir damals sehr gefiel, denn die Schule nervte mich, da sie mich wieder "normal" haben wollte und ich nicht besonders viel Sinn in allem sah. Ich fand das Leben damals einfach nur scheiße.
So kam es, dass ich gerne mit besagtem Jungen und seinem Mitbewohner Zeit verbrachte. Wir tranken gemeinsam, sahen fern usw. Er wusste, was ich für ihn empfand, machte aber zunächst keine Anzeichen ähnlich für mich zu fühlen, außer ein paar Mal Schmusen.
Ich, dumm wie ich damals war, dachte, wenn ich mit ihm schlafe, würde er mich mögen.
Eines nachts (nachdem wir ein bisschen getrunken hatten und sein Mitbewohner bereits schlafen gegangen war) lagen wir nebeneinander im Bett und wir fingen an uns zu küssen. Er wollte, dass ich ihm einen Blowjob gebe, was ich auch tun wollte und fing langsam an. Dann ging alles eigentlich extrem schnell und ich kann mich auch nicht mehr so gut daran erinnern (Verdrängung). Ich weiß noch, dass er meinen Kopf nahm und mir ohne irgendeine Rücksicht, seinen Penis in den Mund rammte. Danach hat er mich hergenommen wie ein Stück Fleisch. Was tat ich? Nichts... ich habe es einfach über mich ergehen lassen, dass er mich wie es ihm passte aufs Bett warf und mich f*ckte bis er fertig war. Ich war zu feige, um Nein oder Stopp zu sagen, obwohl es mir nicht gefiel. Außerdem war er mir körperlich viel zu sehr überlegen. Wahrscheinlich dachte ich auch, dass es so erträglicher sei, und ich wollte nicht, dass er noch gewalttätig wird. Vielleicht dachte ich auch, dass dies so eine Art Sex-Style war, da ich zuvor nur wenige sexuelle Erfahrungen gemacht hatte, und Frauen sowas zu mögen hätten. Keine Ahnung... es ist ja schon sehr lange und jetzt habe ich einen ganz anderen Blick darauf.
Am nächsten Morgen stellte er klar, dass dies eine einmalige Geschichte war und zerstörte meine letzten Hoffnungen, einen starken Mann an meiner Seite zu haben, da ich vermutlich hoffte, ihm auf diese Weise in seine Gunst zu kommen.
Nach diesem Erlebnis hatte ich lange gar keinen Sex. Ich fing erst nach drei Jahren wieder an und dann meist betrunken. Selten schlief ich mit jemanden öfters als einmal und hatte nicht viele Sexualpartner. Nach einem besonders schrägen Beischlaf mit einem verheirateten Mann, an den ich mich nicht mehr erinnern kann, beschloss ich keinen Alkohol mehr zu trinken und keinen Sex mehr zu haben, weil mir beides nicht guttat. Des Weiteren fingen zwischendurch und danach kleinere Probleme an, wie dass ich mir schwer tat Menschen zu umarmen, oder dass ich große Probleme hatte Freundschaften zu halten (zu schließen fiel mir leicht) und ich vertraute kaum jemanden.
Fünf Jahre lang lebte ich abstinent. Dann lernte ich einen jungen Mann kennen, der mit mir schlafen wollte, aber keine Beziehung führen (Friends with Benefits). Mir passte das sehr gut ins Konzept, da sich mein Körper nach Sex sehnte und ich mehr oder weniger Sex "lernen" wollte, um eines Tages doch eine gute Beziehung mit meinem "Traummann" zu führen. Außerdem war ich noch weit davon weg Sex und Gefühle miteinander zu verbinden zu können und verdinglichte mich selbst als Frau.
Anfangs hatten wir noch viele Schwierigkeiten im Bett, da ich sehr scheu war (ich konnte mir kaum sein Glied ansehen) und mir wurde gesagt, dass ich bei den ersten Malen zitterte und dadurch verlor er die Lust. Jedoch nach der Zeit gewann ich mehr und mehr Vertrauen zu ihm und ich lernte Spaß am Sex zu haben und schließlich beendete ich die "Affaire", um endlich eine "richtige" Beziehung zu führen.
Ich lehnte jeden Mann sofort ab, der mich nicht als Mensch ernst nahm und mehr oder weniger meinen Körper wollte, außer ein paar "Ausrutscher", die ich
Schließlich lernte ich meinen aktuellen Freund kennen, der mich respektvoll behandelt und mich liebt. Wir reden auch viel über seine vergangenen Beziehungen und er möchte gern mehr über meine wissen, was ich ihm auch irgendwie gerne erzählen möchte, aber ich habe ein bisschen Angst davor. Aber er hat auch gemerkt, dass ich sexuell nicht so ganz richtig ticke und mir mehrmals erklären müssen, dass es Teamwork ist und dass ich ruhig offener meine Wünsche kundtun könnte, weil ich darin immer noch ein bisschen zurückhaltend bin. Obwohl das wird auch schon immer besser. Und ansonsten geht es mir auch sehr gut mit ihm und allgemein im Leben :)
Er weiß eigentlich nur, dass mir einmal das Herz gebrochen wurde und dass ich viele One-Night-Stands im betrunkenen Zustand hatte. Ansonsten bin ich ziemlich schweigsam, was das angeht.
Daher habe ich folgende Fragen:
*Wie kann ich das Erlebte einordnen? Zählt das zu Missbrauch, obwohl ich mich nicht gewehrt habe? (ich will keine Anzeige oder so erstatten, ich möchte mich nur gegebenfalls besser "therapieren" können)
Soll ich meinen Freund davon erzählen? Wenn ja, wieviel? Ich möchte ihn auch nicht abschrecken oder so, weil sonst ja eigentlich alles so gut läuft und ich das nicht kaputt machen möchte.*
Ich möchte mich hier schon für euren Rat bedanken!
Liebe Grüße
gerda06