emese_19541520Hast Du Deinen Sohn gefragt, warum er es getan hat?
Der eine Junge mag vielleicht erst drei Jahre alt sein, aber wer sagt denn, dass der deshalb keine Schlange ist?
Vielleicht hat der Dreijährige ja vorher andere Kinder drangsaliert, zB indem er sie bei der Kindergärtnerin angeschwärzt und über sie gelogen hat?
Oder er hat nicht aufgehört, die größeren zu nerven. Denkbar ist vieles.
Fakt ist: Auch kleine Kinder können widerliche manipulative Stinkstiefel sein, die es hervorragend verstehen, im Umgang mit stärkeren Kindern Erwachsene für sich die Drecksarbeit machen zu lassen.
Zum Thema "dem anderen Jungen ein Bild malen, ihn entschädigen":
Wäre ich das Opfer eines ungerechtfertigten Angriffes, würde ich es so sehen:
Ich würde meine Selbstachtung nicht hinterher durch ein Bildchen oder dergleichen kaufen lassen.
Ich hätte mich als Kind eher totschlagen lassen (tatsächlich wurde ich, bis ich sechs war, viermal ins Krankenhaus geprügelt) als zuzugestehen, dass solche Erwachsene das Recht haben, zu entscheiden, wie ich die Sache sehe, und was zu geschehen hat, damit ich den Tätern vergebe, die nicht in der Lage sind, die Lage zu erfassen und zu erkennen, wie man Angelegenheiten in Anstand regelt.
Die Idee, den Tätern zu suggerieren, dass es ausreiche, sich die Selbstachtung des Opfers durch nachträgliches Überreichen eines dämlichen Bildchens zu kaufen, wobei das Geschenk, wenn es auf Druck der bescheuerten Mutter gegegeben wird, ja ganz bestimmt von Herzen kommt, finde ich absurd.
Einer Mutter, die ihrem Bully-Sohn solche Vorstellungen davon vermittelt, wie man Angelegenheiten mit Anstand regelt, würde ich nicht zutrauen, wirklich in der Lage zu sein, Angelegenheiten in Anstand zu regeln, und daher würde ich nicht viel auf ihr Geschwätz geben.
Zur Entwicklung von Kindern/Menschen:
Alle Menschen, auch kleine Kinder, durchleben wieder und wieder Phasen, in denen sie sich mit dem Umgang mit Bosheit auseinandersetzen. Zum Beispiel, wenn sie durch Erwachsene, die ihnen erklären, dass man nicht Böse sein darf, darauf gestossen werden, dass es Bosheit gibt. Zum Beispiel, wenn sie mit Aggression konfrontiert und selbst angegriffen werden. In vielen dieser Phasen ist das reflektierte Denken noch nicht ausgereift, und die Leute probieren vieles aus. Auch verbotetes. Auch Dinge, über die man ihnen vorgeschwätzt hat, dass sie böse sind. Auch der Umgang mit Machtfragen und den Geboten derjenigen, die Autorität haben (wenn Du einem Kind erklärst, was es im Umgang mit anderen tun darf und was nicht, nimmst Du in den Augen des Kindes eine Macht ausübende, die Handlungsmöglichkeiten einschränkende Rolle ein) und das Austesten, wie die Erwachsenen/Mächtigen ihre Gebote durchsetzen, und wie ihre Macht unterlaufen werden kann, gehört dazu.
Wenn Du von einem Fünfjährigen in einer solchen, im Entwicklungsprozess ganz normalen Phase schockiert bist, deutet das für mich darauf hin, dass Du nicht darauf vorbereitet warst/bist, dass Kinder solche Phasen durchleben.
Das wiederum deutet darauf hin, dass Du insofern auf das Muttersein schlecht vorbereitet bist, als Du Dich nicht hinreichend darüber informiert hast, wie die seelischen/moralischen Entwicklungsprozesse bei Menschen verlaufen, und wie Menschen in welchem Alter worauf reagieren.
Ändere das. Anderenfalls wünsche ich Deinem Sohn und Dir viel Spaß wenn er die Pubertät durchlebt, jemanden braucht, bei dem er sich auf Durchblick und die Fähigkeit, mit den Dingen richtig umzugehen, verlassen kann, Du körperlich vielleicht nicht mehr mit ihm fertig wirst, und er mit ethischen Dilemmata und Zwiespälten konfrontiert ist, mit denen er alleine gedanklich noch nicht fertig wird