Hallo ihr Lieben,
ich habe lange nach dem richtigen Titel für diesen Thread gesucht und denke, das ist nun wohl des Pudels Kern. Tut mir Leid, dass ich so ausholen muss aber ich versuche, mich auf das Wesentliche zu beschränken:
Ich habe sehr jung geheiratet und meine Tochter zur Welt gebracht (beides mit 19), der Kindsvater ist 9 Jahre älter und zu einer naiveren, weniger selbstbewussten Zeit in meinem Leben dachte ich wirklich, er sei der Mann meines Lebens. Die Blase ist ziemlich schnell zerplatzt und es stellte sich heraus, dass er gern große Worte spuckt aber wenig dahinter ist. Er hat ein privates Studium abgebrochen, für dessen Finanzierung er in die Privatinsolvenz gegangen ist, dann eine Ausbildung absolviert, nach der er (zu diesem Zeitpunkt war ich schwanger) nicht übernommen wurde und war anschließend der Meinung er brauche auch wirklich "eine Auszeit für ein paar Monate", was darin mündete, dass er mehrere Jahre arbeitslos war. Das Problem war nicht, dass es keine Arbeit gäbe, er war sich allerdings zu gut für jeden verfügbaren Job, hielt sich für überqualifiziert und hat damit viele gemeinsame Freunde regelrecht verjagt, die ihm Stellen angeboten haben, weil es schließlich in Zukunft ein Kind zu versorgen galt.
Da er nicht nur auf einen Job gepfiffen hat, sondern früher oder später auch auf alles andere - Haushalt, Familienleben, Körperpflege... - und keine Veränderung in Sicht war, er war ja zufrieden mit sich, habe ich mich von ihm getrennt, als unsere Tochter 9 Monate alt war und sie allein groß gezogen. Wir sind nur 2 Straßen entfernt von ihm eingezogen, damit er sie regelmäßig sehen kann aber er hat davon keinen Gebrauch gemacht. Schließlich wurde eine Umgangsregelung getroffen, bei der sie ihn alle 2 Wochenenden besuchen sollte (wobei er arbeitslos war und ich berufstätig), immer wieder war er aber auch da nicht anzutreffen. Schließlich, nach etwa einem Jahr, war er unbekannt verzogen, 600km weiter wie sich später herausstellte.
Wegen eines guten Jobangebotes bin ich mit meiner Tochter ein weiteres Jahr später in die entgegengesetzte Richtung verzogen, jetzt trennen uns gut 800km.
Das alles ist Jahre her. Er hat den Kontakt zu unserer Tochter sporadisch gesucht, sie ca. 2x im Jahr besucht und seit letztem Sommer hat sie auch ihn in den Ferien besucht. Jedes Mal spielte er sich als "Super-Dad" auf und veranstaltete ein Tränenkonzert beim Abschied, dann wieder 2-3 Monate kein Lebenszeichen. Als er eine mehrjährige Partnerschaft hatte, hat seine Freundin sich sehr eingebracht, ihn zum häufigen Anrufen oder mehr Besuchen animiert und wenn sie dabei war hatte ich ein beruhigtes Gefühl. Beste Freundinnen werden wir wohl nie aber ich wusste, meine Tochter war gut aufgehoben dort.
Nun hat sie sich verganenes Ostern von ihm getrennt und es gab wieder monatelange Kontaktlücken. Im Spätsommer lernte er eine neue Frau kennen und entschied sich spontan, diese ein paar Tage vor Weihnachten zu heiraten, wo er seine Tochter dabei haben wollte. Zwischendurch hatte meine Tochter diese Frau einmal "kennengelernt" wobei diese demonstratives Desinteresse an dem Kind zeigte und vorerst nicht einmal aus dem Auto stieg. Wo sie vor Weihnachten schonmal da war, könne sie dann auch gleich über Weihnachten bleiben, sie sei schließlich noch nie an einem Feiertag bei ihm gewesen...ich hab sie gefragt und sie wollte es so. Der ganze einwöchige Besuch war wohl ein riesiger Reinfall, er hatte null Augen für sein Kind und hat sie sogar an Heiligabend allein in ihr Zimmer geschickt, um mit seiner frisch Vermählten allein zu kochen etc. Ein Baum war nicht aufgestellt, der Weihnachtsmann (meine Tochter glaubt steif und fest an ihn) kam bis zum sehr späten Abend nicht weil ihr Vater wohl absolut nichts auf die Reihe gekriegt hat. Um 20.15Uhr an Heiligabend habe ich mit ihr einen Videochat gemacht und sie saß weinend und frustriert allein in ihrem Zimmer, es hat mein Herz gebrochen.
Seit sie nach Weihnachten nach Hause zurückkam hat sie nicht nach ihrem Vater gefragt. Das tut sie auch sonst fast nie, sie sucht keinen Kontakt. Auch er hat sich wochenlang nicht gemeldet, kein Gruß zu Silvester oder zum neuen Jahr, zum Schulanfang nach den Ferien oder sonstiges. Im Januar schrieb er mir um zu hören, ob sie von ihrem "Urlaub" bei ihm berichtet hat und wütend wie ich war gab ich wieder, was sie erzählt hat und machte es ihm zu Vorwurf, dass er in sieben Jahren nicht einmal schafft, seiner Tochter ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. In Anbetracht der Umstände - hätte ich gedacht - legt man sich erst recht ins Zeug. Er brauste recht schnell auf, warf mit fiesen Beleidigungen um sich und ließ sich schließlich über meinen Partner aus. Scheinbar stank es ihm, dass unsere Tochter bei ihrem Vater viel und positiv über meinen Partner gesprochen hatte. Zu guter Letzt schlug er ernsthaft vor, mein Partner (wir sind seit ca. einem Jahr zusammen) solle sie doch adoptieren. Er habe sich dazu informiert, welches Prozedere bei welchem Amt, notwendig sei, etc. Erst dachte ich, er wolle mir nur besonders doll wehtun aber die Präzision, mit der er sich ausdrückte, ließ mich zweifeln. Es sei wohl "besser so für unsere Tochter" und darauf, die lange Distanz für Besuche zurückzulegen habe seine "Frau sicherlich kein Bock", schließlich sei es ja nicht ihr Kind.
Vorweg - dass mein Freund unsere Tochter adoptiert kommt nicht in die Tüte, wieso auch? Aber ich bin völlig verunsichert darüber, inwieweit ich meiner Tochter weiterhin Kontakt zu ihrem Vater ermöglichen oder sie sogar, wie in den letzten Jahren, dazu animieren sollte. Ich habe immer versucht, wenigstens ein bisschen Dialog zwischen den beiden herzustellen ("Los, das zeigen wir mal Papa!" "Willst du heute nicht mal Papa anrufen und ihm sagen, was du Tolles gemacht hast?") und damit dieser nicht durch Strapazen blockiert wird nie auf Aufenthalts- oder Sorgerecht gepocht oder irgendwas gerichtlich durchgesetzt (außer unserer Scheidung und einem Anspruch auf Mindestunterhalt für mein Kind). Das heißt, alle Recht zwischen uns sind noch immer 50:50 geteilt und häufig schon ist sowas Simples wie Sparkonto-Einrichten daran gescheitert, dass er es nicht gebacken gekriegt hat, die Unterlagen mit seiner Unterschrift zurückzusenden.
Haltet ihr es für richtig, sie ihm nun nicht mehr "in die Arme zu treiben"? Wie gehe ich mit Kontaktversuchen von ihm um, solange sie diesen Wunsch noch nicht äußert? Ist es okay, zu versuchen, den Kontakt zwischen beiden einschlafen zu lassen, solang sie das nicht "bemerkt" oder erst nach Wochen oder Monaten und dann nur sporadisch? Ist es okay, es ihr nicht zu sagen, falls er versucht, sie zu erreichen? Sie hat noch kein Handy etc. und ist nur über mich oder per Brief zu kontaktieren aber bisher versucht er es auch nicht. Fürs Erste habe ich eine Beistandschaft beim Jugendamt für sie eingerichtet und möchte mir demnächst in einem Termin deren Empfehlungen anhören. Was sind eure? Hat jemand sowas schonmal erlebt (falls jemand überhaupt bis hier unten kommt...:-D)?