combatwombatWenn Du wüsstest, wieviele Frauen und Männer genau diese Geschichte in etwa gleichen Worten wiedergeben. Und wenn man der Frau zuhört, versteht man, warum sie so denkt, fühlt und handelt; hört man dem Mann zu, genau dasselbe. Klar, dass Du Dich so fühlst, wie Du Dich fühlst.
Ich glaube, das wichtigste überhaupt ist erst einmal zu verstehen, dass weder Du noch Deine Frau grundsätzlich falsch oder böse seid, sondern dass diese Situation, in der ihr seid, zu viel von euch abverlangt und ihr beide ständig überfordert, zu angespannt und überlastet seid.
Ich habe von Paaren gehört und gelesen, die es anscheinend ganz wunderbar hinbekommen, die Paarebene und das Elternsein reibungslos, idyllisch und harmonisch zu leben. Die sich gerade mit und durch Kinder "noch näher" gekommen und täglich furchtbar glücklich sind. Real begegenet bin ich noch keinem solchen Paar.
Wo ich mich auch umsehe und umhöre, sehe und höre ich genau Deine, oder die Geschichte Deiner Frau. Jeder hat die Schnauze voll von dem anderen und beschwert sich über dies oder jenes, was er/sie nicht versteht.
Manche schaffen es, diese (lange und sehr unbefriedigende) Phase zusammen durchzustehen (leben dann aber nur noch nebeneinander her, weil jeglicher Liebesfunke erloschen ist; oder das Paar blüht plötzlich auf und entdeckt einander und die Liebe neu, weil der grösste Druck zusammen durchgestanden und man gemeinsam stark geworden ist), manche betrügen einander, leben eine offene Beziehung oder in getrennten Wohnungen oder sie schmeissen ganz hin.
Was ist also das Geheimnis derer, die das irgendwie gemeinsam durchstehen und irgendwann sagen und behaupten, einander noch näher zu sein und sich mehr denn je zu lieben?!
- Sie bleiben ununterbrochen in einem sehr offenen und ehrlichen Austausch miteinander, wo jeder Gedanke und jedes Gefühl ausgesprochen werden darf und zusammen ausgehalten und getragen wird
- Sie akzeptieren Phasen der totalen Lustlosigkeit und Frustes, entscheiden sich aber trotzdem jeden Tag von Neuem, weiterhin an diese Beziehung zu glauben und einander loyal und treu zu bleiben
- Sie gehen immer wieder beidseitig Kompromisse ein, die sie eigentlich nie gehen würden, und sind trotzdem bereit weder zu schmollen noch nachtragend oder vorwurfsvoll zu sein, oder es zumindest so gut wie nur möglich abzustellen
- Sie akzeptieren die gegenseitigen Unterschiede, Denkweisen, Handlungen und Ansichten, ohne den anderen doch irgendwie/irgendwann verändern oder passend machen zu wollen
- Sie geben einander Raum und Zeit, gehen wenn nötig auch einige Zeit alleine oder getrennt ein Stück des Weges, aber nur, um sich besser/gestärkter aufeinander einlassen und schlussendlich gemeinsam weiter zu gehen
- Sie versuchen immer und immer wieder praktische Lösungswege zu finden, auch wenn diese nie vollkommen alle Probleme lösen können (Beispiele: Putzfrau, Freizeitaktivitäten, Weiterbildungen, Paarurlaub, berufliche Veränderung, Paarberatung etc.)
- Sie sehen immer und jederzeit - egal wie wütend, traurig oder frustriert sie sind, jeweils die besonderen Vorzüge und Eigenschaften seines Gegenübers, die sonst niemand mitbringt, sie so sehr lieben und wertschätzen
- Sie wollen nicht ohne einander sein, und das hat nichts mit gemeinsamen Kindern, Geld oder Haus zu tun
- Sie vergessen nicht, dankbar zu sein und verlieren nie den Respekt voreinander
- Nach aussen und in schwierigen Situationen halten sie bedingungslos zusammen
Du kannst jetzt selber entscheiden, in welche Richtung es für euch beide und euere Familie weitergeht.
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