Wenn man wie ich gerade durch meine Mutter an einen anderen Arbeitgeber gekommen ist, muss ich mich ihr fügen, obwohl das überhaupt nicht meine Art ist. Ich bin ihr sehr dankbar und vielleicht ist es gerade das, was mir innerlich sagt, dass ich mich zusammennehmen muss, um nicht anzuecken.
Meine Mutter meckert auch ziemlich viel an mir herum (Kleidung, Aussehen, Art und Gegebe) und wenn ich dann aber mit Tränen reagiere, lenkt sie sofort ein und meine "ich meine es doch nur gut".
Erst letztens auf Arbeit habe ich sie vorher mit meinem Auto abgeholt. Es kam mir schon so vor, als wäre ihr über Nacht eine Laus über die Leber gelaufen.
Generell beschwert sie sich immer über meinen Fahrstil. ("Fahr nicht so dicht auf", "30!" "Du kannst schon bremsen, da vorn ist rot!" "Fahr nicht so schnell um die Kurven")
Sie weiß, dass ihre permanente Beifahrerkrankheit mich nervt und ich fahre schon so, dass sie an sich keinen Grund hat, an irgendwas rumzumäkeln. Aber sie tut es dennoch immer wieder und wieder. Es nervt, aber ihr etwas zu sagen bringt nichts, da sie das sofort persönlich nimmt und eintikscht.
Zweitens: Ich habe immer, gerade im Winter, eine warme Hose mit, wenn ich sonst Rocke trage. Oben im Büro ( ich sitze neben ihr, da sie mich einarbeitet) kam dann sofort die Aufforderung, den Rock auszuziehen, das sähe zu der Strickjacke und der Bluse einfach bescheuert aus und die Hosen soll ich über den Stiefeln lassen. So richtig pampig kam sie mir in dem Moment. Ich glaubte schon fast, sie würde mich so nicht neben ihr sitzen lassen und hätte dann den ganzen Tag stinkige Laune. Um den Frieden zu wahren, ging ich wieder zum Auto, holte meine Hose und wechselte die Kleidung. Und plötzlich war sie zufrieden und meinte "Noch ncht optimal, aber sieht besser aus."
Als ob sie sich wirklich einbilden könne, über mein komplettes Leben bestimmen zu können! Ich tanze momentan nur nach ihrer Pfeife, weil ich noch eine Weile von ihr abhängig bin. Das eine Jahr noch unter ihrer Aufsicht auf Arbeit. Dann geht sie in Rente und zieh' mein eigenes Ding durch.
Dann kann sie mich mal kreuzweise.
Ich habe mich ja schon oft gefragt, wie sich Menschen so ins Negative verändern können.
Mittlerweile kenne ich alle Hintergründe: Vater weggestorben, Mann weggestorben, Kontakt zu Schwiegereltern abgebrochen, nur mit ihrer Mutter und ihrem Ersatzpapa im Haus lebend. Und als ich mit meinem Freund zusammen gezogen bin, ging das Klammern los. Sie hatte mich ganze 27 Jahre lang bei sich und ich war so froh, rauszukommen. Sie hat ja schon bis dahin sehr viel Einfluss auf mein Leben gehabt und sich immer nur um mich gekümmert. Aber mich selbst jetzt nicht loslassen zu wollen, zu glauben, dass ich mich mein Studium nur schaffe, wenn ich mich zum Lernen in mein altes Kinderzimmer setze, damit alle störenden Faktoren weg sind ... das sind alles nur Gründe, um mich wieder unter ihrer Kontrolle zu haben. Sie kann froh sein, dass ich überhaupt noch zu ihr komme.
Ich bin froh, dass ich meinen Freund habe und er so zu mir hält, weil wenn es nach meiner Mutter ginge, hätte ich mich schon lange trennen sollen von ihm, weil "in 4 Jahren Beziehung sollte man eigentlich schon heiraten, weil der Mann einen dann auch wirklich liebt."