Für mich hört sich das nach einem unverarbeiteten Thema aus der Vergangenheit, vielleicht auch aus dem "System" der Eltern oder noch früherer Vorfahren an...
Der "aktive" Partner ist innerlich mit einem Thema beschäftigt, das ihn belastet, aufwühlt oder wie man es auch nennen mag. Vermutlich ist er sich dessen gar nicht bewusst. Da dieses Thema so viel Aufmerksamkeit einfordert (zumindest im Unterbewusstsein) kann er seinen Partner nicht mehr richtig wahrnehmen - zum Beispiel dass dieser im Grunde unter seinem Verhalten leidet.
Der "passive" Partner liebt seinen Partner und möchte ihm deshalb (auch meist unbewusst) nahe sein. Ähnlich verhält es sich bei Abhängigkeit statt Liebe. Das "passive" Partner beginnt dadurch unbewusst das verdeckte Thema seines Partners wahrzunehmen und "rutscht" in die Rolle, die dem Partner als Gegenstück fehlt. Und empfindet die damit verbundenen Gefühle. Dadurch steht er seinem Partner für das aktive Ausleben seines Themas bzw. Problems zur Verfügung, gleichzeitig bekommt er dadurch die maximal mögliche "Nähe" zu seinem Partner. Selbst wenn diese Form der Nähe disharmonisch ist: In der Beziehung spiegeln sich dadurch die Probleme und die innere zerrissenheit des Partners.
Es könnte übrigens auch genau anders herum sein: Dass das ungelöste Thema im System des passiven Partners liegt, und der aktive Partner ihm dafür zur Verfügung steht (die Schlussfolgerungen sind wieder sie selben). Das könnte zum Beispiel sein, wenn der passive Charakter früher anderen Menschen (seinen Eltern?) oder früheren Partnern für ihre Bedürfnisse zur Verfügung stehen "musste" (vielleicht auch die gut gemeinte Hilfe anderer Menschen "ertragen" musste, gut gemeint heißt nicht immer, dass es wirklich hilfreich für den anderen ist...) und sich aus diesem Gefühlsmuster nie befreien konnte. Dann übernimmt der aktive Partner die Rolle, damit der passive sein Thema ausleben (uns sich dadurch intensiv damit auseinandersetzen) kann.
Der tiefere Sinn hinter diesem Mechanismus ist, dass eine Person, die sich intensiv mit einem "Problem" auseinandersetzt, es besser kennenlernt und irgendwann im Idealfall an den Punkt kommt, wo sie erkennt, dass es auf eine bestimmte Weise nicht mehr weitergehen kann, und zu einer radikalen Änderung bereit ist (auf Basis der Erkenntnis). Oder dass der wahre Schmerz, der in einer Situation oder einem Thema liegt, erkannt und gesehen (bewusst wahrgenommen) werden kann. Und auf diese Weise verarbeitet und hinter sich gelassen.
Für diese positiven Effekte muss aber eine gewisse Bereitschaft vorhanden sein... in unserer von den Medien dominierten Welt werden die Menschen jedoch eher darauf abgerichtet, sich ihren Emotionen und niederen Bedürfnissen/Instinkten hinzugeben (sie sollen sich "wohlfühlen"), anstatt sich mit unbequemen Themen und Wahrheiten auseinanderzusetzen und Entscheidungen bewusst zu treffen. Je unbewusster/emotionaler ein Mensch handelt, um so leichter manipulierbar ist er. Und genau solche Menschen braucht unser aktuelles Gesellschafts- und Wirtschaftssystem... (wem soll man sonst immer mehr verkaufen, was niemand braucht?). Man muss sich also auch von diesem Weltbild befreien...
Aber ich drifte zu weit ab. Ich hoffe, mein Beitrag und meine Erklärungen können dir ein wenig weiterhelfen. Viele Grüße!