kohana_18699305ja, mit den meisten der oben genannten, auch wenn ich in den letzten Jahren nur noch selten in einen Schub laufe, in fast allen Fällen kann ich es vorher abfangen.
Dennoch: ich werde bestimmt keinen Menschen "erklären", den ich gar nicht kenne! Ich kann Dir im besten Falle sagen, wie es bei mir ist oder anderen Menschen, die ich kenne - mag auf sie ganz oder in Teilen auch zutreffen oder auch nicht, das weiß ich schlicht nicht.
Zu nahe treten kann man mir über ein Forum aber eh nicht, mir kann hier keiner was tun und Fragen, die ich nicht beantworten möchte, werde ich auch nicht beantworten. Also nur zu, wenn Du Fragen hast - frag.
Das wichtigste bei psychischen Erkrankungen aus meiner Sicht ist, dass sie fast alle die Wahrnehmung übel verzerren.
Erklärt sich am besten an Beispielen, die auch jeder gesunde Mensch kennt:
was wir wahrnehmen, hängt immer von unserer Stimmung ab. Kennt jeder, es gibt so diese Tage, wo man am liebsten ... ****"!§$/!"!!!! Die gleich vor dem ersten Kaffe damit anfangen, das irgendwas schief geht und sich dann entzückend steigern....
Und es gibt so Tage, wo einem "die Sonne aus dem Ar*** scheint". Stell Dir vor, Du erlebst die gleiche Situation jeweils an Tag A und Tag B - in Deiner Wahrnehmung in diesem Moment ist sie so gar nicht gleich. Was an dem einen Tag nicht mal für eine gekräuselte Augenbraue reicht, ist an einem anderen Tag ... nun ja, je nach Temperament, aber jedenfalls nicht "egal". Stell Dir diesen Effekt noch mal ordentlich gesteigert vor....
Den gleichen Effekt gibt es noch mit Bewertung und Filtern. - Kurz unsere Wahrnehmung ERSCHEINT uns "objektiv" - aber eigentlich ist sie Äonen davon entfernt, das auch zu sein. Grundsätzlich normal, aber in der akuten Phase psych. Erkrankungen sind diese Verzerrungen meist auf Anschlag. Alle.
Das Ergebnis ist: ein Mensch, dem ich wirklich wichtig bin, kommt zu mir, will mir helfen, mich trösten... was auch immer - und ich reagiere auf einen bösen Angriff unter der Gürtellinie, weil es genau das ist, was ich wahrnehme. Nicht lustig - für alle Beteiligten. Einer der Gründe, warum ich mich in Akutphasen vor JEDEM Kontakt mit anderen Menschen möglichst zurück ziehe. Was alle, die mich besser kennen, auch wissen und erklärt bekommen haben.
Wobei die Verzerrung grundsätzlich in jede mögliche Richtung gehen kann. Mal nehme ich einen Angriff wahr, wenn jemand nett ist, mal eine böse und natürlich völlig unberechtigte Kritik, mal ein über mich lustig machen, ... je nach dem. Der gemeinsame Punkt: der Zusammenhang zwischen meiner Reaktion und dem auslösenden Ereignis ist für andere überhaupt nicht erkennbar. Auch nicht erklärbar (mal abgesehen davon, dass rethorische, logische und linguistische Fährigkeiten in dem Moment auch nicht gerade im Zenit stehen) - weil das, worauf ich reagiere ... nun einmal gar nicht existiert.
Das ganze macht einen nicht sonderlich gesellschaftstauglich.
Nur merkt man ja nicht, dass man gerade auf eine Fata Morgana einprügelt - in der Wahrnehmung ist das klar - und WAHR. Da blinkt keine rote Lampe rechts oben im Blickfeld, die anzeigt, dass man gerade in einer anderen Welt weilt als derjenige, mit dem man sich unterhält.
Führt dazu, dass man, bevor man das überhaupt selbst herausgefunden hat, schon jede Menge wertvolles Porzellan zerdeppert hat - weil man nahestehende Menschen völlig grundlos verletzt hat (psychisch, nicht phsyisch). Keine übermässig angenehme Erfahrung, aus dem Nebel wieder heraus zu kommen und zu gucken, welcher Scherbenhaufen sich inzwischen aufgetürmt hat... (und natürlich schon gar keine angenehme Erfahrung für die Menschen, die man zu Scherben verarbeitet hat!)
Aber man lernt daraus: wenn es zu stark wird: zieh Dich zurück. Auch wenn Du Dich nach Trost und Unterstützung und was auch immer sehnst: NEIN. Tatzen weg, das macht es nur schlimmer!
Dazu kommt, dass viele an der Stelle Beziehungen auch beenden, wenn sie in aktuten Phasen sind - die Wahrnehmung verzerrt sich in ALLEN Bereichen. Bei der Selbstwahrnehmung (von "er / sie hat etwas besseres verdient als mich, ich bin ja so von Übel..." bis "was will ich eigentlich mit so einem Looser, der bremst mich nur aus, dabei könnte ich mit was besserem endlich mal dem gerecht werden, was in mir steckt" ist da alles drin!), bei der Wahrnehmung der eigenen Gefühle (wobei überbordende Panik / Traurigkeit / ... nicht seltener sind als emotionale Taubheit - also "nichts" fühlen... Korrektur: Das Gefühl, nichts zu fühlen! ) usw. usw. usw.
Kurz: was auch immer Du tust, es ist nicht unwahrscheinlich, dass Du sie noch nicht einmal "erreichst" damit, weil das was Du sagst (was auch immer das sein mag) ziemlich sicher als etwas ganz anderes bei ihr ankommt. So etwas zu umgehen ist selbst für Profis wie Psychologen oder geschulte Rethoriker eine hohe Kunst, die bei weitem nicht immer gelingt, als Laie ist man da chancenlos.
Akzeptiere ihren Wunsch, sich zurück zu ziehen und warte, was passiert, wenn sie wieder da ist - Du kannst eh nichts tun.