kelsey_18607627Guten Tag,
ich selbst habe nie an Übernatürliches, wie Gott, Geister, Dämonen oder sonstiges geglaubt. Grundsätzlich glaubt man ja meist nur, was bewiesen werden kann oder man selbst sieht oder wahrnimmt. Hätte mir vor 2 Jahren eine Freundin erzählt, dass sie Geister oder Gestalten sieht, hätte ich wahrscheinlich zuerst eine medizinisch erklärbare Ursache dahinter vermutet (Halluzinationen, Schizophrenie, Schlafstörungen, psychische Ursachen,...).
Seit ca 2 Jahren habe ich selber ähnliche Erfahrungen (meist in Einschlaf- oder Aufwachphasen) machen müssen. Alles, was mir selbst immer wichtig war, war es einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren. Wenn also die Gestalten, die ich Nachts sehe, nicht da sind, muss ich mir dann eingestehen, dass ich "verrückt" bin? Ich denke nicht. Ich denke unser Gehirn ist so komplex und in der Lage uns "Streiche" zu spielen. Trotzdem fühlt es sich nicht gut an, wenn andere Menschen sagen: "Da ist doch nichts, hör doch auf!". In dieser Situation, für diese paar Sekunden fühlt es sich absolut real an. Und wenn man nur eine Millisekunde glaubt, dass die Gestalt, die man sieht, echt sein könnte, versetzt einen Menschen dies in größte Panik. Was ich damit sagen möchte, ist: Nur indem du deiner Tochter sagst, dass der Mann, den sie sieht gar nicht da ist, wird sie nicht aufhören ihn zu sehen sondern später vielleicht anfangen an sich und ihrem Verstand zu zweifeln. Gleichzeitig sollte man ihr natürlich auch keine Angst machen und sie darin bestärken, dass ein Mann in ihr Zimmer kommt.
Ich leide an einer sehr seltenen Krankheit: Narkolepsie mit Kataplexien. Mehr als 50% der Betroffenen leiden unter Halluzinationen. Dies ist allerdings das Symptom, das ich immer weglasse, wenn ich über meine Krankheit spreche, da man nicht vorschnell verurteilt werden möchte. Ich kenne die Panik, ich kenne die Angst, ich kenne das Gefühl nicht alleine in der Nacht zu sein.
Es geht denke ich nicht zwingend darum, sich einzugestehen, dass "mit einem etwas nicht stimmen könnte.". Ich denke es geht vielmehr darum, einen Weg zu finden, mit der Situation umzugehen. Ich selbst habe mich schon immer gegen Medikamente wie Antidepressiva gewehrt. Wenn man keinen anderen Ausweg mehr weiß, verurteile ich allerdings niemanden, der dies ausprobieren möchte.
Meine Empfehlungen:
Ein Nachtlicht; Eine Nachtkamera (manchmal hilft es mir nach Erlebnissen, mir nochmal vor Augen zu führen, dass mein Gehirn mir nur einen Streich gespielt hat und es gar nicht passiert ist, nur für mich selber); sich angewöhnen, die Augen beim Aufwachen im Schlaf zuzulassen. Mir helfen auch Rituale, wie mein Zimmer abzusperren und vor jeder Nacht zu überprüfen, dass sich niemand in meinem Zimmer versteckt. Sicher ist dies eine Art Zwang, der sich entwickelt hat, mir aber Sicherheit gibt. Auch ein Haustier, das mit im Zimmer schläft, wie ein Hund, halte ich mit für den besten Lösungsansatz. Wenn man weiß, dass jemand im Zimmer ist, der einen "beschützt", schläft man von vornherein beruhigter und wacht vielleicht gar nicht auf.
Ich würde euch ans Herz legen, mit eurer Tochter eine Nacht im Schlaflabor zu verbringen. Dabei werden Gehirnströme, Schlafphasen etc. gemessen. Gerade weil es bei ihr während des Schlafes passiert, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine neurologische Schlafstörung (wie bei mir die Narkolepsie) handeln könnte.
Darüber hinaus ist es sehr hilfreich, wenn man mit Menschen über seine Erlebnisse sprechen kann, ohne direkt für "psychisch gestört" erklärt zu werden. Meine Eltern hatten leider bislang sehr wenig Verständnis und hatten sich bemüht, mich in die Psychatrie einzuweisen, als ich ihnen erstmals von meinen Symptomen erzählte. Zum Glück bin ich bereits volljährig und dank dem Internet selber auf die Idee gekommen, dass ich Narkolepsie haben könnte. Im Schlaflabor war die Diagnose dann eindeutig und es ist keine psychische Krankheit sondern auf eine organisch bedingte Ursache zurückzuführende Autoimmunerkrankung.
Abschließend möchte ich dennnoch ein paar alternative Gedankengänge äußern:
Wir können weder beweisen, dass es Übernatürliches, wie Geister, gibt, noch können wir widerlegen, dass es sie doch gibt. Genauso ist es mit Gott und der Bibel. Die Bibel ist ein Werk, das aus vielen Quellen entstanden ist. Einige Teile widersprechen sich, Vieles wurde ausgeschmückt. Haben sich die Menschen jemals gefragt, ob geschilderte Erscheinungen von Engeln, Erscheinungen von Jesus nach seinem Tod etc. vielleicht Halluzinationen gewesen sein könnten? Basieren die Geschichten also auf bloßer Einbildung und dem Versuch, sich Unerklärliches (wie Halluzinationen) zu erklären? Warum aber haben so viele Menschen, die diese Erscheinungen selbst nicht sehen konnten daran geglaubt und tun dies noch heute? Und wenn wir annehmen, dass vielleicht doch ein Fünkchen, nur eine hypothetische Wahrscheinlichkeit besteht, dass ein Bruchteil so wirklich gewesen sein könnte, also dies keine Halluzinationen waren. Warum erklären wir dann heute, alles was wir nicht selber sehen können, direkt für unmöglich?.....