braidy_13661153Meiner Meinung nach muss man sich in so nem Fall - bzw. bei so nem Partner - immer klarmachen, dass man sich diesen Partner mal selber ausgesucht hat. Und zwar getreu dem Motto "Wir bekommen nicht den Partner, den wir uns wünschen, sondern den, den wir glauben, verdient zu haben." Das heißt, dieser Partner bestätigt uns ne (schlechte) Meinung, die wir insgeheim von uns selber haben, oder von der wir jedenfalls ernsthaft befürchten, dass sie zutreffen könnte.
Und das führt oft dazu, dass wir viel länger bei so nem mehr oder weniger toxischen Partner bleiben, als uns gut täte. Einfach deswegen, weil sie sich über seine Sichtweise zwar aufregen, aber sie irgendwo doch teilen und auf ne eher unbewusste Art sogar "normal" finden.
Das seh ich auch immer wieder z.B. bei sehr eifersüchtigen Frauen, die glauben, dass ihr Partner nur aus Versehen mit ihnen zusammen ist und sich sowieso ständig nach was Besserem umsieht. Die suchen sich immer wieder Männer aus, die ihre Eifersucht rechtfertigen, weil sie sich tatsächlich nach was Besserem umsehen (oder einfach nicht die Finger von anderen Mädels lassen können). Eine selbstbewusstere Freundin hätte so nem Typen schon beim ersten, zweiten oder maximal dritten Vorfall von "Er starrt ne andere an, während er sich mit mir unterhält, er schreibt heiße Nachrichten mit ner anderen, er verleugnet mich und unsere Beziehung" usw. den finalen Tritt in den Hintern verpasst - aber die eifersüchtige, wenig selbstbewusste Freundin bleibt, weil sie es für normal oder sogar unvermeidlich hält, dass ihr Freund dauernd halb auf dem Absprung ist.
Und genauso könnte es auch bei dir aussehen. Vermutlich hast du selber noch irgendwo Selbstzweifel auf Grund deiner Vergangenheit, die dir dein Freund nur zu gern bestätigt, und deshalb hast du dich noch nicht von ihm getrennt - wobei je nach Länge der Beziehung natürlich noch der Gewöhnungseffekt dazukommt. Ganz blöd wird's, wenn du diese Selbstzweifel vor allem am Anfang eurer Beziehung hattest, aber sie inzwischen für dich überwunden hast - dann hält dich dein Freund quasi auf einer Entwicklungsstufe fest, über die du eigentlich schon rausgewachsen bist.
Meiner Meinung nach ist ne Beziehung, von der man sagt "Ohne den wär mein Leben deutlich einfacher", jedenfalls - milde gesagt - überdenkenswert. ;) Wenn du nach der Trennung als einzige Schuldige dastehst - ja und? Dass er zur eher selbstgerechten Sorte gehört, hat er ja schon vorher bewiesen, also wär's kein Wunder, wenn er auch nach der Trennung meint, er hätte sich nix vorzuwerfen, das braucht dich dann aber auch nicht zu interessieren, weil's mit der Realität nur am Rande zu tun hat ... und wenn andere Leute in deinem Umfeld dich für die Schuldige halten, dann brauchst du ihnen ja nur (ohne Weinerlichkeit, einfach faktisch) zu erklären, wie's wirklich für dich war.
lg
cefeu