Hallo,
vielleicht nimmt sich ja jemand die Zeit, und liest diesen langen Text.
meine Tochetr ist am 25.12.18 nach langer schwerer Krankheit verstorben. Ich war nach dem Tod meiner Tochter sehr gefasst und dachte, ich packe das schon.
Mein Bauchgefühl hat schon in der Schwangerschaft mit meiner Tochter gesagt "Da ist was anders, das Kind wird nicht groß" und bei jedem Hoch und Tief während des Lebens meiner Tochter, war ich skeptisch. Meine Tochter hat ihre 8 Monate Leben im Krankenhaus verbracht, hatte 5 OP's, seit Herbst 18 en Tracheostoma, war viel sediert und hatte "zum Ende" Nieren- und Leberschäden, sowie ein sehr auffälliges MRT und neurologische Ausfälle.
Wir haben unsere Tochter viel leiden sehen, konnten ihr wenig helfen und empfanden ihren Tod auch als Art Erlösung. Erlösung für sie aber auch für die ganze Familie, da wir sie nun nicht mehr Leiden sehen mussten.
Neben unserer Tochter haben wir noch einen dreijährigen Sohn, der natürlich auch unter den 8 Monaten Krankenhausaufenthalt gelitten hat. An Wochenenden war er entweder bei Oma und Opa oder nur einer von uns hat auf ihn aufgepasst, während der andere Elternteil bei unserer Tochter im Krankenhaus war (von Freitagabend bis Sonntagabend durchgängig). Das Krankenhaus war eine gute Stunde Autofahrt von uns entfernt. Unter der Woche (ich war ja in Elternzeit) hab ich meinen Großen 8 Uhr in den KiGa gebracht und war 9 Uhr (erst ab da durften wir auf die Station) bis 15 Uhr (da wurden wir rausgeschickt, wegen Übergabe) im Krankenhaus. Dann bin ich nach Hause gerast, um 16 Uhr meinen Sohn abholen zu können, einkaufen zu gehen, den Haushalt zu machen und noch ein paar Minuten mit meinem Sohn zu verbringen.
Mein Mann hat an drei Tagen in der Woche länger gearbeitet (bis ca. 18/19 Uhr), um an den anderen zwei Wochentagen wenigstens 2 Stunden zu seiner Tochter ins Krankenhaus fahren zu können. Wir sind also beide am Limit gelaufen.
Ende November 18 habe ich zufällig festgestellt, dass ich erneut schwanger bin. Ich habe NFP gemacht und zusätzlich meinen Eisprung über Clearblue überwacht aber irgendwie hats trotz wenig gemeinsamer Zeit, Stress und (angeblich) keinem Eisprung "geklappt". Für meinen Mann war klar, dass das Kind weg muss und für mich war klar, dass ich nicht um das Leben des einen Kindes kämpfen und das andere Kind töten werde. Zudem stellte sich heraus, dass ich zu dem Zeitpunkt schon in der 9. SSW war. Die vermeintliche Monatsblutung die ich zu haben glaubte war eigentlich ein Hämatom in der Gebärmutter, welches komischerweise alle 3-4 Wochen ein wenig abblutete. Darauf muss man erstmal kommen...
Dementsprechend war ich zum ZEitpunkt des Todes meiner Tochter zum dritten Mal schwanger und ich dachte, das ist ein Zeichen von ihr. Außerdem haben wir im November beschlossen, zu heiraten und ließen uns im Februar standesamtlich im kleinsten Kreise trauen.
Einen Monat nach dem Tod meiner Tochter ging ich wieder arbeiten. Ich wurde auf eigenen Wunsch innerhalb der Firma versetzt. In ein absolut tolles Team. Die Arbeit macht Spaß und ich fühle mich wohl. Von meiner FÄ habe ich ein individuelles BV bekommen, weshalb ich täglich nur 6 Stunden arbeite.
Immer gab es in den letzten Wochen etwas zu planen: Die Beerdigung, die Hochzeit oder die (kleine) OP meines Sohnes. Nun gibt es als nächstes nur noch die Entbindung zu planen und seit ein paar Tagen bin ich wieder total im Trauerloch. Je näher die Entbindung rückt, je mehr ich mein ungeborenes Kind spüre, desto ambivalenter meine Gefühle. Zudem wird unser 3. Kind auch ein Mädchen und da wir nur 4 Zimmer im Haus haben (in ein größeres Haus ziehen wir erst 2020), muss nun auch noch aus dem Kinderzimmer der verstorbenen Tochter das Kinderzimmer für das Ungeborene werden.
Das fühlt sich plötzlich alles nicht mehr richtig an, das Kinderzimmer auszusortieren, umzuräumen, einen Kinderwagen zu besorgen, etc.
Obwohl ich dachte, ich hätte die schlimmste Trauer überstanden, trifft es mich momentan schlimmer als bisher.
Ich weiß nicht, was ich hier lesen will, was ihr mir raten sollt... Ich will es mir nur von der Seele schreiben, da ich meinen Mann damit auch nicht belasten will. Er hat sich immerhin nun endlich gefasst und ich will ihn nicht wieder runterziehen.