Liebe Gina
Ich glaube nicht, dass es eine Trotzreaktion war, sondern eher Solidarität, weil er ja gehört hat, was seine Frau so alles zu mir gesagt hat. Nach seiner Meinung habe ich das sehr tapfer durchgestanden.
Also das mit dem Betrug ist auch so eine Sache, wir haben die ersten drei Monate immer gedacht wir kriegen es wieder auf die Reihe, in der Zeit der Ehefrau was zu erzählen hätte ich nicht gut gefunden, da wir ja nicht miteinander geschlafen haben, nur ein paar flüchtige Küsse. Ich finde, wir hätten es schaffen können, da muss man nicht gleich groß Bekenntnisse ablegen. Als wir dann aber große Rückfälle erlitten hatten und gar nicht mehr voneinander loskamen, da hat er schnell eingesehen, dass er mit seiner Frau reden muss. Er hat vernünftigerweise den Betrug wirklich minimal gehalten und mir nie, wirklich nie etwas versprochen. Ich kann nicht sagen, dass er nie gelogen hat, aber immerhin so wenig wie möglich. Ich denke, einen Menschen, der nie die Unwahrheit sagt gibt es nicht.
Im Moment sind wir kein Paar und wir sind beherrscht genug, um nicht wieder in das Fahrwasser zu geraten. Er meint es schon ernst. Aber er sagt auch, wenn ich dir sagen soll, dass ich dich nicht mehr liebe und du nicht mehr den ersten Platz in meinem Herzen einnimmst, dann ist das eine Lüge und genau das ist der Punkt, wo die Ehefrau austickt, weil sie das genau weiß.
Ich glaube das Ganze ist ein Zeitproblem. Aber die Frage nach den Schuldgefühlen muss ich mir irgendwann beantworten. Dreißig Jahre Zusammensein und davon dreizehn Jahre Ehe ist schon eine lange Zeit, das geht nicht so einfach.
Danke für deine Zeilen, ich werde sie mir in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.
Lg Gina