ariana_12361020Hallo Julia,es tut mir Leid, dass du solche Gedanken haben muss. Ich war zwar nie in der gleichen Situation wie du, hatte aber auch mit Depressionen zu kämpfen und weiß wie aussichtslos die Situation sein kann. Es sollte dich niemand dafür verurteilen, denn genau, wie man sich nicht selbst aussuchen kann, dass man keine eigenen Kinder bekommen kann (und das finde ich auch immer ganz traurig sowas zu lesen), genauso wenig kann man solche Gedanken einfach abstellen. Ich weiß nicht, ob ich dir mit meinen Erfahrungen etwas helfen kann, aber ich möchte es versuchen. Ich war im Herbst 2015 so tief in der Depression verstrickt, dass ich keinen Ausweg als im Suizid sah. Mich hat der Gedanke, dass ich eine schlechte Mutter sei, so sehr verfolgt, dass ich mir eingebildet hatte, dass meine beiden Kinder ohne mich besser dran wären und so wenigstens noch die Chance auf eine gute Mutter hätten, wenn mein Mann sich eine neue Partnerin suchen würde. Heute weiß ich natürlich, dass das niemals der richtige Weg gewesen wäre. Aber leider ist das Problem einer Depression, dass man nicht in der Lage ist rational zu denken. Es hat 2 Jahre und zahlreiche Klinikaufenthalte gebraucht, bis ich endlich Umdenken konnte und endlich in meinem Leben und vor allem als Mutter glücklich werden konnte. Bis ich endlich begriffen habe, dass egal wie schlecht ich mich angeblich als Mutter fühle, ich für meine Kinder dennoch die beste Mutter bin, die sie sich nur denken können und niemand meinen Platz ersetzen kann. Mein ältester Sohn wurde im September eingeschult und ich war so unglaublich glücklich und stolz und konnte es kaum glauben, dass ich fast all diese schönen Momente einfach verpasst hätte.Nachdem ich nun 1,5 Jahre stabil bin und wir schon immer mehr Kinder wollten, ich mir aber in der Depression nicht mehr vorstellen konnte jemals wieder Mutter zu werden, war nun doch der Wunsch nach einem 3. Kind da. Ich hatte natürlich auch Ängste, dass ich eventuell rückfällig werden könnte, aber mir hilft es an all die schönen Momente zu denken, die ich niemals missen möchte, sowohl bei den beiden, die ich schon habe, als auch bei dem, welches noch kommen wird. So liebe Julia, natürlich kann man unsere beiden Situationen nicht direkt miteinander vergleichen, aber was ich dir aufzeigen wollte, egal wie aussichtslos dir die Situation vorkommt, es wird auch wieder besser, wenn man sich helfen lassen möchte und viel Kraft investiert. Denke, an die beiden, die du schon hast und stelle dir vor, du hättest dich damals gegen sie entschieden und sie wären nicht Teil deines Lebens. Sicher ein schrecklicher und unvorstellbarer Gedanke. Und so ist es mit Baby Nummer 3 auch. Es wird ein ganz wunderbares Wesen werden und du wirst dir niemals mehr vorstellen können, dass es nicht Teil deines Lebens ist. Dass du jetzt so fühlst ist nicht deine Schuld und das bist auch nicht du, sondern die Krankheit. Aber sie ist heilbar und du kannst irgendwann auch wieder anders fühlen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Abtreibungen und würde dich nicht dafür verurteilen, ich befürchte nur, dass es dir damit auch nicht besser gehen wird. Ich wage zu behaupten, dass die Depression bleiben würde und dann eben ein anderer Gedanke dich unglücklich machen würde, nämlich der dass du dein Kind entfernt hättest und du nun niemals die Möglichkeit haben wirst wunderschöne Momente mit ihm zu teilen. Ich weiß nicht, ob dir meine Geschichte irgendwie Hoffnungen machen kann oder ob die das ganze nur noch mehr verschreckt hat. Ich weiß, dass es schwierig ist einen passenden Psychologen zu finden und dass Termine ewig brauchen können.