rowina_12532796Hallo Katie,
du steckst in einer schwierigen Situation. Ich werde dir aus meiner Perspektive antworten, als ein Mensch, der selbst oft mit extremen Stimmungsschwankungen zu kämpfen hat und vielleicht auch in einer ähnlichen Situation wie dein Mann war.
Zunächst einmal bewundere ich dich für deinen Optimismus und, dass du dich so sehr bemühst, die Beziehung zu stärken.
Ich möchte dir den Tipp geben, dass du in der nächsten Zeit ganz besonders auf deine Bedürfnisse und die deines Kindes achtest und nicht die psychische Erkrankung deines Partners zum Mittelpunkt werden lässt. Damit tust du ihm auch keinen Gefallen, weil du ihn sonst immer wieder daran erinnerst, dass er anders ist und es ihm schwerer fallen wird aus seinen extremen wieder auszubrechen und in das normale Verhalten zurückzukehren.
Falls dein Partner nicht gewillt ist, sich eine Psychotherapie in der Nähe zu suchen, solltest du eventuell überlegen, ob du einige Sitzungen in Anspruch nimmst, um zu lernen, mit extremen Situationen umzugehen.
Du sagst, dein Partner hätte eine genetische Veranlagung. Wie wurde das diagnostiziert? Für mich klingt es so, dass er eine Persönlichkeitsstörung hat und die Depression nur Begleiterscheinungen sind. Mit einer solchen Diagnose werdet ihr ein Leben lang zu kämpfen haben und es wird viele unschöne Ereignisse geben, daher ist es wichtig, dass du lernst, dich aus schwierigen Situationen herauszulösen und diese zu deeskalieren und ggf. seine Trigger verstehen lernst.
Vielleicht ist dein Partner offen für eine Paartherapie, wenn du ihm sagst, dass du lernen möchtest, wie du besser in solchen Reaktionen reagierst? Sag ihm, dass du dich unsicher fühlst und ihn gerne besser verstehen möchtest. Er wird nicht an sich selbst arbeiten wollen, da er seine Störung als Teil seiner Persönlichkeit sieht und weiß, dass sie ihn ein Leben lang begleiten wird, er wird aber froh darum sein, wenn du diesen schwierigen Weg mit ihm gehen möchtest.
So schwer es auch sein mag: Lass ihn in Ruhe, wenn er seine Phasen hat. Die emotionalen Ausbrüche sind irrational und du worst sie weder ausdiskutieren noch lindern können. Frag ihn, ob du etwas für ihn tun kannst und wenn er sich nicht mitteilen kann, dann geh und kümmere dich um deine eigenen Bedürfnisse.
Dein Partner hat die psychische Belastung des Umzugs vermutlich unterschätzt. Für Menschen mit psychischer Störung ist der Alltag und ein festes soziales Netz wichtig. Versuche, eine Routine mit deinem Partner aufzubauen. Das macht es ihm leichter, aus seinen Tiefs auszubrechen. Wenn jeden Dienstag Abend Sport ist, oder jeden Montag Morgen Wäsche gemacht wird, dann wird er sich vermutlich darum bemühen, diesen Alltag zu erfüllen, auch wenn es ihm schwer fällt.
Vermutlich fühlt er sich gerade sehr unnütz, weil er sich selbst bei der Jobsuche im Weg steht und nicht zum Lebensunterhalt beitragen kann. Kannst du ihm Aufgaben übertragen, die dir im Alltag helfen? Vielleicht verbessert dies sein Selbstwertgefühl und trägt zum Aufbau einer Routine bei.
Nun zuletzt: Sei konsequent in allem was du tust und reagiere nicht emotional auf seine Provokationen. Vereinbare zum Beispiel, dass du ihm sagst, wenn er dir gegebüber eine emotionale Grenze überschreitet und du dann sofort die Konsequenz daraus ziehst und die Konversation beendest.
So lernt er deine und seine Grenzen kennen. Er wird immer wieder diese Grenze austesten. Sei dann konsequent und nicht nachtragend.
Sorgt für ausreichend Ausweichmöglichkeiten in der Wohnung. Er braucht einen Ort, wo er seine Emotionen ausleben kann, ohne "im Weg" zu sein. Wenn er das Bad oder das Schlafzimmer blockiert könnte das schwierig werden. Ich habe zum Beispiel einen Kleingarten gepachtet, in den ich jeder Zeit gehen kann.
Vielleicht hat er selbst eine Idee für seinen Rückzugsort? Das kann schon ein Sessel und die Spielekonsole sein, oder ein Arbeitszimmer, eine Saisonkarte für das Schwimmbad, und und und. Rede mit ihm darüber, wie ihr eure Wohnung so gestalten könnt, dass er sich darin wohl fühlen kann und ihr euch auch mal "aus dem Weg gehen" könnt. Wenn er diesen Ort aufsucht, dann respektiere das und warte einfach ab, bis er zurück kommt.
Ich wünsche dir viel Kraft und starke Nerven! Eine Entschuldigung wirst du vermutlich nie bekommen. Er sieht diese Züge als Teil seiner Persönlichkeit und du wusstest ja worauf du dich einlässt. Würdest du dich für deine Eigenschaften entschuldigen? Zum Beispiel für deine Haarfarbe oder ein zu grelles Lachen? Wohl kaum.
Genießt einfach die guten Tage, wenn sie da sind und vielleicht könnt ihr mit einer Stimmungsskala arbeiten. Du fragst ihn wie seine Stimmung von 1 bis 10 ist und er sagt es dir. So hast du eine Chance, das Unheil vorherzusehen, meist ergeben sich Muster.