Liebe Lisa,
du bist mit deiner aktuell komplexen Situation überfordert und hast viele Veränderungen in deinem sozialen Umfeld nicht ausreichend verarbeitet, sodass dich deine Emotionen in stressigen Situationen immer wieder überwältigen. Darauf reagierst du mit Rückzug und weiterer Reduktion der Komplexität an den wenigen Stellhebeln, von denen du das Gefühl hast sie kontrollieren zu können (deine Beziehung, dein Studium).
Nur latent merkst du, dass du dir damit nicht hilfst, sondern selbst schadest. Denn du reduzierst dein Leben auf die schlecht laufenden Bereiche, die du nicht kontrollieren kannst und baust die gut laufenden Bereiche in Stresssituationen ab, anstatt aus ihnen neue Kraft zu schöpfen.
Ich würde dir raten, dir kleine Tagesziele zu setzen, die du erreichen kannst, wie z.B. jeden Tag eine Stunde an der Masterthese zu arbeiten und 1 Sache mit (d)einem Freund zu unternehmen ( und wenn es nur das gemeinsam essen ist).
Bau dir eine Tagesroutine auf, die du beherrschen kannst und du wirst sehen, dass das Gefühl der Kontrolle zurück kommt und du auch große Aufgaben in kleinen Schritten meistern kannst. Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen.
Du wirst deine Familiensituation vielleicht nie ändern und anstatt darunter zu leiden und dich im Kreis zu drehen, solltest du das akzeptieren und die Verantwortung für dein eigenes Glück übernehmen. Du hast es in der Hand, dir eine neue Familie aufzubauen. Du bist nun kein Kind mehr, sondern eine Erwachsene. Dieser Prozess des Loslösens und neu orientierens tut weh, aber er sollte nicht alle anderen Bereiche deines Lebens bestimmen.