Hallo ihr lieben
ich bin schon lange stille Mitleserin, aber jetzt musste ich mich doch einmal anmelden und ein bisschen frust loswerden. Mich interessiert wie es bei euch ist und vielleicht gibt es ja den ein oder anderen Tipp für mich. Außerdem bin ich gerade sehr wütend, vielleicht übertreibe ich aber auch.
Aber der reihe nach. Ich bin 35 und habe einen kleinen Sohn, der im mai 3 geworden ist. Mit meinem mann bin ich schon seit mehr als zehn Jahren zusammen und er ist ein toller mann und ein toller papa, ich kann mich eigentlich nicht beklagen.
Bevor mein sohn da war (ein absolutes wunschkind) war ich viele jahre lang als filialleiterin bei einer großen einzelhandelsfirma tätig. Ich muss zugeben das ich nicht wirklich einen plan hatte, wie es nach der geburt weitergehen soll. Ich dachte einfach, ich gehe eben in elternzeit und fange dann mit wenigen stunden wieder an, stocke langsam wieder auf. Als ich im achten monat war ging die firma in die pleite und ich verlor meinen job. Ich hatte dann vor, zwei jahre lang zuhause zu bleiben und mir dann eine neue arbeit zu suchen.
Mein sohn kam mit zwei in den kindergarten aber ich fand keinen job mehr. Ich muss dazu sagen das wir sehr ländlich leben und hier auch nicht weg wollen. Mein mann ist durch seine arbeit hier auch sehr gebunden. Ich habe viele bewerbungen geschrieben und war auch bei vorstellungsgesprächen die gut liefen, jedes mal scheiterte es an meiner flexibilität – die nicht mehr so vorhanden ist wie früher.
Wer aus dem einzelhandel kommt kennt das vielleicht. Ich würde so gerne wieder im handel arbeiten (als einfache verkäuferin würde mir reichen, filialleitung in teilzeit ist fast nicht machbar und in vollzeit kommt man selten unter 40 stunden die woche) aber ich bin an die betreuungszeiten meines kindes gebunden. Mein mann kommt selten vor 19 uhr nach hause und kann den kleinen nachmittags nicht vom kindergarten holen, omas und opas haben wir nicht. Es bleibt an mir hängen. Ich habe tausend bewerbungen geschrieben aber finde keine stelle in der ich nur vormittags arbeiten kann bis maximal 15 uhr. Ich will den kleinen auch nicht den ganzen tag in den kiga stecken,aber so langsam nach drei Jahren fehlt mir meine arbeit sehr.
Ich arbeite zwar in einem Büro aber mir gefällt es nicht wirklich, büroarbeit ist nicht meins. Es war der einzige job den ich bekommen habe. Ich langweile mich dort, ich will auf die fläche, mit den händen arbeiten und mit menschen zu tun haben. Außerdem ist es nur ein minijob im büro und das reicht mir nicht. Ich bin nur zweimal in der woche dort.
Ich möchte so gerne wieder in den einzelhandel aber die aussichten sind schlecht, dazu kommt das mein mann sich total quer stellt wenn ich das thema anschneide, was mich richtig wütend macht. Er will zum beispiel partout nicht das ich samstags arbeite. Ich verstehe ihn ja einerseits aber andererseits brauch ich mich im handel gar nicht mehr bewerben wenn ich nicht nur keine spätschicht machen sondern auch nicht samstags arbeiten kann. Das schmälert meine ohnehin schon geringen chancen nochmal enorm. Er kann auch überhaupt nicht verstehen das ich unbedingt wieder in den verkauf möchte und immer wieder kommt es zum streit deswegen.
Ich habe meinen Job wirklich sehr geliebt und vermisse es total. Es müsste auch nicht vollzeit sein. 30 stunden wären toll, meinetwegen auch 20. Dazu kommt natürlich auch die angst das ich nicht mehr so leicht etwas finde wenn ich noch länger aus dem beruf draußen bin.
Mein Mann versteht meine Sorgen überhaupt nicht. Er verdient als Wirtschaftsingenieur sehr gutes Geld und wir haben ein gutes leben. Wohnen gut, fahren oft in den urlaub und ich bin auch gut abgesichert, er legt da schon Wert drauf. Wir haben ein gemeinsames konto und ich nehme mir geld, wenn ich es brauche. Ich bekomme kein Taschengeld oder sowas. Er sagt das sei unser gemeinsames geld. laut ihm müsste ich überhaupt nicht mehr arbeiten und die gemeinsame zeit zusammen sei ihm wichtiger, als das ich einen vollzeitjob habe - also zum beispiel eben die Samstage
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Ich finde es schön das wir so einen Luxus haben und ich hoffe hier fühlt sich niemand angegriffen wenn ich das so schreibe, ich weiß das ich auf hohem Niveau jammere während andere richtige existenzsorgen haben. Ich bin sehr dankbar das wir so ein glück haben aber es fühlt sich für mich nicht so richtig nach Glück an. Ich bin sehr unglücklich mit der situation. Ich komme mir völlig nutzlos vor. Ich will auch beitragen, nicht nur die 400 euro im monat, die nicht einmal ins Gewicht fallen. Ich mochte meine Arbeit so sehr und will eigentlich nichts anderes machen. Aber natürlich liebe ich auch mein Kind sehr und genieße die zeit mit ihm und wenn der preis dafür wäre, dass er von früh bis spät woanders ist, muss ich eben verzichten.
Immer wieder bin ich sauer auf meinen Mann wenn ich merke, das er mir so gar nicht entgegen kommt. Ich weiß das er einen anspruchsvollen Beruf hat und unter der woche oft einfach nicht früher rauskommt, aber zum beispiel das er bei den samstagen so gar nicht mit sich reden lässt macht mich irgendwie sauer. Dass er mich auch einfach nicht versteht.
Ich weiß auch nicht so genau. Vielleicht macht mich auch einfach nur die situation traurig und ich projeziere das auf meinen Mann, um irgendwem die schuld zu geben. vielleicht übertreib ich ja auch.
Wie ist es denn bei euch mit der arbeit? Wann habt ihr wieder gearbeitet und wie viele stunden? Konntet ihr in eurem traumjob bleiben?
Deprimierte Grüße
strawberrycheesecake