Hallo,
ich war lange am überlegen ob ich diese Mail verfassen soll. Doch anders kann ich mir nicht mehr helfen.
Ich rede nicht gerne über meine Probleme. Ich versuche sie stets selbst zu lösen. Falls ich das mal nicht schaffen sollte dann lass ich es. Als hätte ich ein Buch nicht zu Ende gelesen.
Irgendwann. Ja, irgendwann würde ich das Problem lösen. Dafür nicht heute.
Anderen höre ich gerne bei Ihren Problemen zu. Ich habe oft gute Ratschläge. Doch auch das wird mir manchmal zu viel.
Ich wollte nie zu geben das ich eventuell ein egoistischer Mensch bin. Doch in letzter Zeit denke ich ich bin es wirklich.
Ich habe Angst das mein Charakter sich verformen könnte. Ich ein schlechter Mensch werde.
Meine Familie ist mir enorm wichtig. Doch nicht jeden zähle ich direkt zu meiner Familie. Für meinen älteren Bruder würde ich alles tun. Oft habe ich ihm bei Geld Problemen geholfen. Meinen jüngeren Cousinen würde ich alles tun. Meiner Tante, der Schwester meiner Mutter würde ich alles tun.
Doch ausgerechnet sie zweifelt an mir. Ausgerechnet sie denkt ich ändere mich. Zum schlechten.
Meine Familie ist ein großes Scherbenhaufen. Oft habe ich versucht die Scherben aufzusammeln. Zu ordnen. Zu verkleben. Ohne Glück. Sie fallen jedes mal auseinander.
Ich habe Angst. Angst davor ich könnte mich selbst verlieren. Meine Norm und Ethik vergessen.
Ich bin hilfsbereit. Bin zuvorkommend. Doch muss ich das immer? Muss ich immer zu erst an andere denken? Muss ich immer zu erst es anderen recht machen? Auch wenn diese Menschen mir oft Unrecht angetan haben? Auch wenn diese Menschen mich auf die Knie gezwungen und mich als Lügner dargestellt haben? Darf ich dann nicht einmal an mich selbst denken und mal nein sagen. Mal nicht helfen? Einmal an mich selbst denken? An mein Wohl? An meine Gefühle?
Es geht darum. Ein kleines Beispiel von vielen. Ich lebe bei meiner Tante, ihrem Ehemann und meinen zwei jüngeren Cousinen. Ich liebe es hier. Zu meiner Tante und ihrem Mann hatte ich schon immer eine besondere Bindung. Als wären Sie meine Eltern. Meine Mutter und ich hatten vor zwei Jahren einen unfassbar großen Streit. Woraufhin ich nicht mehr Zuhause leben durfte. Nett formuliert.
Nun zum Problem
Der Bruder meiner Mutter zieht um. Zu ihm hatte ich nie eine besondere Bindung. Wir waren wie zwei Fremde. Die eben schlicht und einfach nur Verwandt waren. In der Vergangenheit hatte ich viele Probleme mit ihm und seiner Ehefrau. Genauso wie seine Schwester. Sie hatte auch viele streitereien. Dennoch ist jetzt alles wieder gut.
Er zog dieses Wochenende um.
Meine Tante und ihr Mann sowie mein Bruder meine Mutter. Eigentlich alle aus meiner Familie sind mit helfen gegangen. Alle außer mir.
Ich wusste sie würden helfen gehen. Ich wusste sie ziehen um. Doch es hat mich einfach nicht gekümmert. Es war nicht meine Angelegenheit. Ich hatte nicht einmal meine Hilfe angeboten. Es war mir schlicht und einfach gesagt: Egal.
Meine Tante kam heute Abend in mein Zimmer. Sie hat mir vorgeworfen ich hätte mich geändert. Ich wäre kein gutes Kind. Wir wären eine Familie und es wäre meine Pflicht gewesen zu kommen.
Ich würde schließlich auch bald heiraten und eine Familie gründen. Mir sollte auch geholfen werden. Wer würde denn mir helfen. Wenn ich so drauf wäre.
Doch ich habe nie erwartet, dass mir jemand hilft. Ich wollte in meinem Leben nie Hilfe von anderen. Ich habe mich stets um mich gekümmert. Stets meine Angelegenheiten selbst in die Hand genommen.
Ich möchte gar keine Hilfe von anderen!
Muss ich denn jedem meine Hilfe anbieten? Zeigt es von Egoismus? Bin ich kein guter Mensch? Nur weil ich mal an mich denke? Die schlechten Taten von anderen nicht einfach überspiele?
Ich bedanke mich bei jedem der das liest. Danke für deine Zeit und deine Mühe mir zu Antworten.
Übrigens bin ich 20 Jahre alt und ein Mädchen. Nur so als Information.
Gute Nacht