Ich wollte gerade so ziemlich das gleiche schreiben wie glyzinie - bei meinem Kleinen (ebenfalls 11 Monate) heißt es auch "ich bin satt". Wenn ich also nicht möchte, dass er das Essen auf den Boden wirft, dann muss ich ihm den Teller halt rechtzeitig weg nehmen.
Allerdings versteht er auch das Wort "Nein" ganz gut. Wenn er in Begriff ist, den ersten Bissen runter zu werfen sag ich "Nein", er hält dann in der Bewegung inne.
Das funktioniert eigentlich immer ganz gut - nur meistens fängt er dann an zu weinen, wenn man "Nein" gesagt hat :( Darum sage ich es wirklich sehr selten, weil es mir so leid tut.
Die Kleinen machen nichts mit böser Absicht - das muss man sich halt immer wieder sagen. Sie erkunden die Welt, ihre Fähigkeiten und probieren halt alles aus. Für sie gibt es halt nichts böses.
Was das verstehen angeht: In Entwicklungspsychologie hatten wir ein wirklich gutes Buch, was ich auch wirklich jedem Nicht-Psychologen ans Herz legen kann: Entwicklungspsychologie von Lohaus, Vioerhaus und Maass vom Springer Verlag. Gibt es heute glaube ich auch in einer neueren Auflage, weiß nur nicht, ob es die selben Autoren sind. Dort sind die entsprechenden Entwicklungsschritte wirklich super erklärt und auch die unterschiedlichen Theorien. Hier im Internet liest man ja oft sowas wie "es muss sich erst das Über-Ich" entwickeln - was allerdings nur eine Theorie ist, die als total veraltet und überholt gilt. Also, mir hat das Buch sehr geholfen, meinen kleinen Sohn zu verstehen.
Dass etwas anderen weh tut, fangen sie überhaupt erst an zu begreifen, wenn sie ein Selbstbewusstsein entwickelt haben - denn erst wenn sie wissen dass sie sind, können sie auch verstehen, wer jemand anders ist (also Abgrenzung von Personen). Man kennt ja diesen Spiegeltest - ab dem Zeitpunkt, wo das Kind den Fleck auf der Stirn findet fängt das an. Das ist bei einem Kind mit 16 Monaten der Fall, bei anderen mit 24. Und ab da, fängt die Eigenwahrnehmung erst an. Diese ist absolut wichtig um zu verstehen, dass anderen etwas weh tut - denn bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Selbstwahrnehmung entsteht, versteht ein Kind einfach nicht, dass andere Menschen etwas anderes empfinden als sie selbst - tut ihnen also etwas nicht weh, dann tut es auch nicht weh. Auch diese "Erziehungsmethoden" von früher helfen da nicht (von wegen, ich haue dich, dann siehst du wie weh das tut). Da nimmt das Kind nur wahr, es selbst hat ja nichts schlimmes gemacht (sein Hauen tat nicht weh) und Mama hat ihm aber weh getan (Mamas Hauen tut weh).
Wann diese Selbstwahrnehmungskompetenz soweit ausgereift ist (dafür werden 5 unterschiedliche Gehirnareale angesprochen, die alle erstmal die nötige "Reife" erreichen müssen), ist individuell verschieden. Bei manchen kommt schon mit 3 die "Einsicht", bei anderen erst mit 6.
Und um wirklich nachempfinden zu können, dass andere Schmerzen haben oder es ihnen nicht gut geht, braucht es die Empathiefähigkeit. Diese wird erst zwischen 9 und 12 Jahren entwickelt.