Hallo liebe Leute,
ich wollte mich an euch wenden, da ich ehrlich gesagt niemanden habe, der mich (objektiv) beraten kann... Ich würde mich daher über eure Kommentare freuen.
Es geht darum: Ich (36) bin seit inzwischen bald 6 Jahren mit meinem Freund (45) zusammen. Am Anfang war ich natürlich schwer verliebt, dachte er ist mein absoluter Traummann. Ich erinnere mich noch gut daran, am Anfang mal im Kino einen Film gesehen zu haben, wo es um eine Hochzeit ging. Da habe ich seine Hand angesehen und davon geträumt, dass er irgendwann mal "mein Mann" ist. Kurz darauf waren wir auf einer Hochzeit und da hat er mir auch ins Ohr geflüstert, ob wir wohl auch mal so eine schöne Feier haben werden...? Ich habe mich darüber sehr gefreut. Wir haben super viel tolle Sachen unternommen und ich habe es geliebt, dass er so vielseitig interessiert ist und offen Neuem gegenübersteht.
Ich muss dazu sagen, dass ich immer sicher war, auch mal zu heiraten und Kinder zu kriegen. Grundsätzlich bin ich aber (und auch mein Freund) eher freiheitsliebend. Daher hatte ich auch keine Eile. Nach 3 Jahren habe ich gedacht, dass es an der Zeit wäre zusammenzuziehen. Er war zunächst zurückhaltend, letztlich hat er aber zugestimmt. Nach einer anfänglichen Phase des "einruckelns" (er liebt das kreative Chaos, ich bin super ordentlich) klappte das auch sehr gut. Um mich herum haben zwischenzeitlich alle meine Freunde geheiratet, kauften Häsuer und kriegsten Kinder und so machte auch ich manchmal Andeutungen in die Richtungen. Mit der zeit lernte ich, dass er heiraten erst "nach 20 jahren" romantisch findet und Kinder brauche er auch nicht wirklich, aber wenn es mir mal wichtig werden würde, wäre er einverstanden. Ich konnte auch gut nachvollziehen, dass es aktuell nicht wirklich passt, da er kurz nach unserem Zusammenkommen eine Firma eröffnet hat und extrem viel (durchgehend) arbeiten musste. Daher erlebten wir auch nicht mehr viel gemeinsam und das Leben "plätscherte" so vor sich hin. Wir arbeiteten, sahen gelegentlich Filme auf der Couch (wenn er früh genug aus der Firma kam) und ansonsten lebte ich mein Leben eben mit Freundinnen oder alleine. Das ging eine Weile gut, aber nach 5 Jahren (!) machte mich das immer unzufriedener, da ich mir mein Leben eigentlich anders vorgestellt hatte. Ich hatte das Gefühl, dass das Leben ewig so bleiben würde. Ich kritisierte ihn daher sehr viel und "nörgelte" oft. Bei Anderen ging es voran. Ich fühlte mich dagegen jahrelang auf der Ersatzbank. Trennen wollte und konnte ich mich aber auch nicht, da ich ein treu(doofer?) Parnter bin und ihn ja auch liebte. Die Hoffnung wollte ich nicht aufgeben.
Mit 35 hatte ich die Schnauze voll und habe es einfach mal getestet: Ich habe Nachwuchs angesprochen, da er ja gesagt hatte, dass er einverstanden wäre, wenn es mir wichtig wird. Die Antwort war hart: Er sagte knallhart, dass er das nicht kann und will. Und dass ihm jetzt erst klar geworden sei, wie wichtig ihm seine Freiheit ist. Mir wurde dann endgültig klar, dass sich nichts mehr ändern würde. Wir hatten einen großen Streit und ich trennte mich (leider nur kurzzeitig) von ihm. Ich hielt nicht durch, da nicht mehr schlafen konnte und plötzlich wieder an die alten Zeiten denken musste. Ich litt erbärmlich. Also beschloss ich, um meinetwillen, wieder mit ihm zusammenzukommen. Ich habe dann einfach beschlossen mich mit einer - für mich - schonenderen Technik langsam von ihm zu entfernen... und mich NUR noch um MICH zu kümmern. Ich nahm keine Rücksicht mehr, war aber weiter freundlich zu ihm. Ich kritisierte ihn natürlich nicht mehr, da er meinen Ansprüchen ja nicht mehr genügen musste. ich war gedanklich längst gegangen.
Und jetzt kommts: Zu Weihnachten hat er mir dann einen Heiratsantrag gemacht und gesagt, dass er sich auch Kinder vorstellen kann. Das letzte halbe Jahr wäre das beste der gesamten Beziehung gewesen. Der Sinneswandel sei gekommen, da er sich nicht mehr unter Druck gesetzt fühle und seine Firma jetzt endlich besser laufe und er sich auch mehr Freiräume schaffen könne. Er habe nicht nur der Erzeuger eines Kindes sein wollen, sondern ein richtiger Vater.
Jetzt würde man ja denken: HAPPY END! Aber ich konnte (bisher) nicht ja sagen. Ich habe mir Bedenkzeit erbeten. Ich bin einfach aus dem "Romantikmodus" raus. Es gibt Tage, da denke ich, dass alles perfekt ist. Wir unternehmen auch wieder richtig viel (fahren Rennrad als gemeinsames Hobby). Aber irgendetwas in mir kann einfach nicht "Ja" sagen. Manchmal denke ich auch, dass wir inzwischen einfach zu alt sind, um eine Familie zu gründen. Eine Freundin meiner Mutter meinte letztens, dass wir unser Leben in der Stadt ja super eingerichtet hätten. Man müsste ja schließlich nicht heiraten und ein Haus im Grünen kaufen, wenn man eh keine Kinder will (was ich nie gesagt habe!!). Ich bin sozusagen jetzt in der "Schublade" für Partnerschaften ohne Kinder gelandet. Das war aber nie eine bewusste Entscheidung von mir.
Ich bin daher in letzter Zeit sehr nachdenklich, drehe mich ständig im Kreis und weiss einfach nicht wen ich um Rat fragen kann. Soll ich einfach so weitermachen wir bisher? Einfach mein stressfreies Leben leben mit all den Freiheiten (die ein Leben ohne Kinder, Eigentum etc. so bringt)? Ist das vielleicht mein Schicksal? Soll ich einen Neustart mit meinem Freund wagen (trotz der Enttäuschung, die mir noch in den Knochen steckt)? Oder soll ich alles einreißen und einen Neustart /Trennung wagen? Mit dem Risiko dann definitiv kinderlos zu bleiben?
Ich würde mich wirklich sehr über jegliches Feedback freuen! Wirklich gerne auch Kritik! Vielleicht hilft es mir ja den Kopf mal richtig "gewaschen zu kriegen"...