Hallo liebe Mamas, dieses Thema ist ja immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft. Eine (Neu) Mama hat sich ja schließlich zu freuen, wenn sie ein Baby bekommt. Schließlich wollte sie es so, also soll sie nicht jammern. Ich habe immer noch das Gefühl, dass diese Erkrankung nicht ernst genommen wird und belächelt wird.
Ich suche hier gleichgesinnte, die das selbe durch machen mussten oder gerade durch machen. Wie waren eure Behandlungsmöglichkeiten? Wie habt ihr gemerkt, dass mit euch "etwas nicht stimmt"? Hattet ihr familiäre Unterstützung oder eine Hebamme, die ein offenes Ohr hatte? Wie ist die Beziehung jetzt zu eurem Kind / Kindern?
Mal kurz zu mir, wieso ich dieses Thema anschneide. Ich selbst hatte diese Erkrankung und wollte das selbst nicht wahr haben. Man malt sich das ja alles ganz anders aus, wenn man das erste mal Mama wird. Nie würde man in der Schwangerschaft über eine postnatale Depression oder ein Schreibaby nachdenken...
Meine Tochter wurde im August 2016 geboren. Die ersten Tage und Nächste im Krankenhaus waren schon der Horror für mich. Nach der Entbindung (die ich persönlich schrecklich schmerzhaft und furchtbat fand), habe ich 3 Tage und Nächte im KKH nicht einmal geschlafen. Wie auch, meine Tochter hat ja nur gebrüllt. Da war ich schon mehr als neidisch und fertig als ich mitbekam, dass meine Zimmergenossin das liebste Baby aller Zeiten hatte. Es schrie nie und war immer zufrieden. Nur meine Tochter hatte permanent was zu meckern...
Als ich dann zuhause war, wurde es nicht besser. Ich war total überfordert, fühlte mich ausgegrenzt und allein gelassen mit allem. Ich kam zu nix, noch nicht einmal zum duschen oder essen. Meine Tochter konnte ich nie ablegen. Sie fing sofort furchtbar zu schreien an. Die brüllte sich richtig in Rage, manchmal ne halbe bis Stunde.....jedenfalls kam ich schnell an en Punkt wo ich dachte, dass ich auf das alles "keinen Bock mehr habe". Ich hatte kein Leben mehr, keine Bedürfnisse mehr. Es war furchtbar.
Unterstützung bekam ich nur vom Papa meiner Tochter. Mit ihm war ich zu diesem Zeitpunkt auch noch zusammen und ohne ihn hätte ich vieles nicht geschafft. Mit meiner Familie konnte ich darüber nicht reden. Da kamen dann nur so Sätze wie "du wolltest es so"....also redete ich mit meiner Hebamme darüber. Ich erzählte ihr unter Tränen und Verzweiflung, dass ich fix und fertig bin, dass Kind nicht mehr will und ich am liebsten vom Dach springen würde. Tja, dass war dann der Satz, weswegen ich in Behandlung gekommen bin. Ich muss sagen, dass ich eine sehr liebe und verständnisvolle Psychologin hatte. Ich war 9 Wochen in Therapie. Erst stationär, dann ambulant. Ich musste das aller erst lernen, es war mein erstes Kind. Dazu kam, dass sie ein Schreibaby war. Ich musste das irgendwie akzeptieren, dass es nicht an mir lag, wenn sie ihre Schreistunden von 3-4 Stunden bekam. Nur es zerfraß mich innerlich so extrem.
Alle anderen Babys waren so friedlich und glücklich. Nur meins hatte dauernd was zu meckern und war mit allem unzufrieden. Wenn ich an das Babyschwimmen zurück denke, dass war der absolute Horror. Sie fing ja schon in er Umkleide an zu brüllen und hörte nicht mehr auf. Meine Kursleiterin ermutigte mich weiter zu machen aber ich brach es dann ab, Ich konnte auch die Blicke der anderen Mütter nicht ertragen, die "bessere" Babys hatten. Ich fühlte mich unsicher und nicht fähig, eine gute Mutter zu sein.
Es dauerte sehr lang, alles. Das ganze Ankommen mit Kind. Eigentlich fast das gesamte Babyjahr. Ich empfand das Babyjahr als Strafe. Mir taten die Sitzungen mit meiner Therapeutin sehr gut. Ich hatte das Gefühl, dass sie die einzige war, die mich verstanden hat und sie war die einzige die in mir eine gute Mutter sah.
Meine Tochter wird im August 2. Wenn ich euch jetzt sage, dass ich eine liebevolle, glückliche und zufriedene Mama bin, dann ist das kaum zu glauben. Ich hab mich inzwischen richtig in der Mamarolle reingefunden. Sie ist auch so lieb und artig geworden. Ein Traumkind....
Trotzdem denke ich oft an die Babyzeit zurück und dann bekomm ich richtig Gänsehaut und Bauchschmerzen. Ich habe auch aus diesem Grund beschlossen, keine Kinder mehr zu bekommen!
Wer mag, kann sich gern anschließen oder austauschen.