yrjv_12931414Ich kann es dir nachfühlen. Meine Mutter verstarb vor einigen Jahren. Sie war für mich das noch einzige nahestehende Familienmitglied, da mein Vater starb, als ich 13 Jahre alt war. Mein Bruder und meine Schwester starben ebenfalls bereits sehr früh. Dadurch hatte ich eine sehr enge Bindung zu meiner Mutter.
Du hast natürlich recht, wenn du schreibst:
[quote]und kann ihm nur raten jede Sekunde zu genießen. Die eigene Mama ist das unersetzbarste und schönste was es auf der Welt gibt. [/quote]
Ich kann dich nur bitten, verurteile deinen Vater nicht, für ihn ist bzw. war es vermutlich auch eine sehr schwierige Situation. Ich glaube, du musst auch keine Schuldgefühle haben, weil du dich nicht verabschieden konntest. Entscheidend ist doch, dass du und deine Mutter eine enge und liebevolle Beziehung hatten.
Ich konnte mich noch von meiner Mutter verabschieden, ich übernachtete auf der Station, meine Mutter lag jedoch nicht im Koma. Mutti hatte eine Herzinsuffizienz, ihr Herz konnte am letzten Tag nur noch einen Blutdruck von 50/30 aufbauen und ihr Todeskampf war vermutlich sehr schlimm und schmerzhaft für sie, trotz starker Schmerzmittel. Ich war dabei, als sie ihren letzten Atemzug machte und es hat mir das "Herz rausgerissen".
Meine Mutter war in den letzten zwölf Monaten vor ihrem Tod sehr häufig in der Klinik. Ich hörte ständig von den Ärzten, meine Mutter würde die nächsten Tage oder Wochen nicht überleben. Meine Mutter hatte anscheinend einen starken Lebenswillen und konnte das Krankenhaus immer wieder lebend verlassen und ich war jedesmal wieder unglaublich glücklich. Irgendwann habe ich den Ärzten nicht mehr geglaubt, sie würde bald sterben, vielleicht wollte ich es auch nur verdrängen. Sie wurde das letzte Mal an einem Samstag, spät abends, in die Klinik eingeliefert, am Mittwoch Nachmittag starb sie.
Da ich nicht dachte, sie würde jetzt sterben, habe ich sie am Sonntag und am Montag nicht in der Klinik besucht. Am Montag hatten wir noch kurz telefoniert, da war sie schon äußerst schwach. Erst am Dienstag ging ich in die Klinik, dort sagte man mir, meine Mutter würde die nächsten 24-48 Stunden nicht überleben.
Es war ein Schock. Richtig geglaubt habe ich es jedoch immer noch nicht, da ich diese Aussagen schon öfter hörte. Diesmal entsprachen die Aussagen der Ärzte jedoch der Realität.
Ich hatte mir auch Vorwürfe gemacht, dass ich am Sonntag und Montag nicht bei ihr war. Meine Mutter hätte jedoch nicht gewollt, dass ich mir deswegen mein Leben lang Vorhaltungen mache und deine Mutter wollte sicher auch nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Sie hat dich, genau wie meine Mutter mich, geliebt und möchte dich glücklich sehen.
Um deine Frage zu beantworten, ob es besser wird. Ja, es wird besser, aber nur sehr langsam und es gibt auch heute noch Tage an denen ich meine Mutter unglaublich vermisse.
Ich wünsche dir viel Kraft und alles liebe und gute.