Hallo ihr Lieben,
ich bin gerade echt verzweifelt und könnte etwas Rat gebrauchen.
Ich bin 24 Jahre alt, lebe alleine in einer Mietwohnung und bin Erzieherin von Beruf.
*Wie ich zu dem Beruf gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau. Habe in der 9. Klasse vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt und dort somit die komplette Berufsvorbereitung verpasst. Alle sagten mir, dass ich gut mit Kindern umgehen kann und das machte mir auch Spaß (hatte schon Babygesittet und Jugendgruppen geleitet). Also schein es mir das Beste, Erzieherin zu werden.
Ich bekam sofort einen Platz an einem Institut für soziale Berufe (die PIA Ausbildung gab es damals noch nicht).
Die Ausbildung viel mir sehr leicht. Ohne großes Engagement beendete ich sie mit einem schnitt von 1,4. Daraufhin bewarb ich mich auf einige Stellenangebote - jedesmal erfolgreich.
Seit 2014 (ausgelernt) arbeite ich in einer Kita in der Krippe. Seit 2016 bin ich dort Gruppenleitung.
Ich bekam stets positive Rückmeldungen von meinen Vorgesetzten und Kollegen. Die Arbeit macht mit keine Mühe.
Seit ich Gruppenleitung bin und eine neue Junge Kollegin an meiner Seite habe, war es mein Ziel gemeinsam vieles in der Gruppe zu optimieren, professionalisieren und strukturieren, was vorhin unter einer anderen Gruppenleitung nicht möglich war. Dies ist uns ehr gut gelungen. Aber nun bin ich Ziellos.*
Ich habe meinen Beruf schon immer "nur" als JOb gesehen. Viele sagen: Du bist Erzieherin, du musst doch deinen JOb lieben und dafür leben, aber das ist nicht so.
Wo anfangs noch Ziele und Motivation waren, ist heute nur noch Antriebslosigkeit und Resignation.
Ich arbeite 40 std/Woche und doch reicht mein Gehalt nicht zum leben, sodass ich seit einem Jahr in einem Nebenjob Geld dazuverdiene. Das heißt: ca 50 Stunden Arbeit pro Woche, um gerade so ok leben zu können. Also kaum Zeit für Freunde, Familie, Haushalt, Hobbies oder einen Partner.
Dazu kommt, dass ich oft krank bin. Die Kleinen stecken einen so schnell an. Man schleppt sich dann erstmal krank zur Arbeit, weil man die Kollegin, die auch angeschlagen ist, nicht allein lassen möchte. Und auch, weil man von der Chefin nur dumme KOmmentare entgegenbekommt, weil man ja "schon wieder" krank ist. Also bleibt man am Wochenende daheim, verzichtet komplett auf ein Sozialleben und erholt sich da dann, damit man sich am Montag wieder in die Arbeit schleppen kann.
Wenns gar nicht geht, lässt man sich mit schlechtem Gewissen eben ein paar Tage krankschreiben.
Mein Rücken ist durch meine Arbeit auch schon so geschädigt, dass ich täglich Rückenscherzen habe und einmal die Woche in eine Rehasportgruppe (in der ich mit Abstand die Jüngste bin) gehe.
Wenn man dann mal auf der Arbeit äußert, dass man zb keine Möbel herumschleppen kann, wegen dem Rücken, kommt null verständnis von der Vorgesetzten und mann muss es trotzdem tun.
Allgemein wissen die Wenigsten wie hart und vielseitig anspruchsvoll der Beruf ist.
Wenn man sich mal abends mit jemandem trifft, der sagt, sein Arbeitstag sei so anstrengend gewesen und man erwidert, "meiner auch", erntet man oft ein Lächeln und einen Spruch, wie :"du hast ja nur den ganzen Tag mit Kindern gespielt".
Dass der Beruf in der Gesellschaft kaum Anerkennung bekommt, regt mich sehr auf.
Viele meiner Kollegen und ich auch, schlafen erstmal nach der Arbeit, weil wir so erschöpft sind und dann muss man sich noch anhören, dass man ja so einen einfachen Job hat.
Dazu kommt, dass viele richtig von ihrem Job schwärmen, von neuen Produkten, Events und Projekten erzählen und man selbst? Was soll ich sagen? Dass ich heute 10 Kindern die Windel gewechselt habe?
Auch sonst bekommt man wenig Anerkennung. Es ist egal, ob man Gruppenleitung ist, eine Auszubildende anleitet oder sich viel weiterbildet. Am Gehalt ändert das nichts.
Während man in anderen Berufen, die Chance hat, durch Übernahme von Verantwortung, Weiterbildungen oder allgemein guter Arbeit, befördert zu werden, mehr Gehalt zu bekommen, auf besondere Veranstaltungen gehen zu dürfen, oder Sonderzahlungen usw, interessiert es in der Kita quasi niemanden, wie viel ich mache, solange ich nicht negativ auffalle.
Eigentlich könne ich auch nur die Zeit absitzen.
Da ich aber immer selbst hohe Ansprüche an mich habe, will ich natürlich dennoch alles so gut, wie möglich machen. Während mein Körper und meine Nerven dabei leiden, sehnt sich mein Kopf nach "Futter".
Die Arbeit fällt mir leicht, es ist oft das Selbe und für den Kopf selten anspruchsvoll.
Wenn neue Aufgaben vom Träger kommen, dann sehe ich die häufig als so unnötig an, dass ich sie nur noch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sehe. Der Träger denkt, das bestimmte Dinge, soo wichtig seien, allerdings interessiert das in der Praxis niemanden. Ich komme mir sogar oft dumm dabei vor, die Vorgaben durchzuführen.
Allgemein hält man sich bei dem Job viel zu oft mit unnötigen Kleinigkeiten auf, finde ich und wichtige Dinge (zb Außendarstellung, laufende Elekrogeräte für die Mitarbeiter usw) geraten in den Hintergrund. Da wundere ich mich manchmal nicht, dass der Beruf so unprofessionell wirkt.
Ich habe im Moment keine Motivation mehr. Mein Job langweilt mich geistig, zerstört mich körperlich und dafür bekomme ich weder viel Anerkennung noch genug Geld zum Leben.
Sackgasse!
Ich habe mich schon nach Weiterbildungen umgeschaut, aber da gibt es kaum etwas, dass zu einer Verbesserung führt oder ein anderes Tätigkeitsprofil umfasst.
Da ich laufende Kosten habe (Wohnung, Auto,...) kann ich nicht einfach kündigen und eine andere Ausbildung anfangen.
Mein Interessensspektrum ist groß, aber im Moment hilft mir das auch nicht.
Was soll ich tun? ich weiß nicht mehr weiter! Ich weiß nur, dass sie Situation so nicht ewig bleiben kann!