Hallo an alle hier,
ich (28) bin schon seit langer Zeit nicht mehr aktiv gewesen hier im Forum, aber nun muss ich doch mal einiges los werden und hoffe auf Meinungen, Tipps u.ä.
ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt hier geschrieben habe, aber ich weiß, dass ich vor ca. 4 Jahren hier war, weil es mir damals sehr schlecht ging, denn da hatte sich mein damaliger Lebenspartner das Leben genommen. Es ging mir so schlecht, dass ich sogar ernsthafte Suizidgedanken hatte, aber die verwarf ich, nachdem meine Mutter mir eines Tages ganz direkt auf den Kopf zusagte, dass sie große Angst um mich hat und das sah ich ich ihr an. Ich war erschrocken darüber und mir kam der Gedanke, dass ich ihr unmöglich das zumuten mochte und konnte, was ich selber zu der Zeit durchmachte. Ich bin wieder auf die Beine gekommen, es hat lange gedauert, aber ich fing wieder an, Spaß am Leben zu entwickeln. Leider hielt das nicht lange, denn einige Monate, nachdem ich dachte, es könnte doch wieder alles gut werden, erfuhr ich, dass meine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt war, die Diagnose bekamen wir Anfang 2016. Sie zog daraufhin zu mir, weil ich das gerne wollte und weil sie dankbar für das Angebot war. Es war eine traurige, aber auch intensive und schöne Zeit. Wir haben Urlaub gemacht, mit meiner Schwester. Und 9 Monate nach der Diagnose ist sie bei mir Zuhause verstorben. Wir waren alle da, meine Schwester, meine Tanten und ich. Es klingt blöd, aber ich glaube, friedlicher und "angenehmer" hätte es für sie nicht enden können. Trotzdem geht es mir im Moment sehr schlecht. Ich vermisse sie sehr. Aber das ist eigentlich nicht das Hauptproblem, das mir zu schaffen macht. Es kommt lediglich hinzu und erschwert meine psychische Situation.
Das Hauptproblem ist mein Job. Ich bin sehr unglücklich in meinem Job, denn ich denke, ich habe den falschen Beruf erlernt. Ich habe die Ausbildung vor 8 Jahren beendet, aber damals dachte ich noch, der Spaß an der Arbeit kommt schon noch, wenn ich erstmal Erfahrungen sammle und sicherer werde. Seit 6 Jahren arbeite ich nun als Erzieherin in ein und der selben Einrichtung und es gab und gibt schöne Momente, aber die unschönen Gefühle überwiegen. Ich bin psychisch fertig. Ich habe keine Kraft mehr und ich habe viel darüber nachgedacht, woran das genau liegen könnte. Ich komme mit den Kollegen gut aus, Reibereien gibt es überall mal, aber damit komme ich gut klar. Die Kinder mögen mich, aber ich halte es in dem Beruf nicht mehr aus. Ich ertrage den Lärm nicht mehr, ich habe das Gefühl, meine Geduld ist deutlich weniger geworden, d.h. ich fühle mich mittlerweile viel schneller gestresst und überfordert. Selbst 3 Wochen Urlaub bringen mir nicht die nötige Entspannung, denn ich bin an einem Punkt, da denke ich schon am Anfang des Urlaubs an das Ende des Urlaubs und da kriege ich schon wieder leichte Panik und kann die freie Zeit nicht genießen.
Die Verluste von Freund und Mutter haben natürlich erheblichen Anteil daran, dass ich viel Kraft verloren habe, aber ich hatte nie so viel Zeit diese Kraft wieder aufzutanken. Ich fühle mich im Job gefangen. Ich habe keinen Spaß daran und ich weine viel Zuhause, weil ich mir wünsche, ich könnte den Job einfach aufgeben, aber das geht nicht so einfach, denn wo bekomme ich dann Geld zum Leben her, es fällt ja nicht vom Himmel und vom Staat will ich mich nicht aushalten lassen müssen, denn es gibt genug Menschen, die diese Hilfe wirklich benötigen. Ich habe ja einen Job, der sogar recht gut bezahlt wird. Doch er macht mich krank. Ich bin mit den Nerven am Ende und ich habe schon von meinem Arzt eine Liste mit Therapeuten bekommen, bei denen ich anrufen soll, um einen Platz für eine Therapie zu bekommen, denn es kommen wieder viel zu oft Gedanken, die ich nicht haben will. Wirklich ernsthafte Suizidgedanken sind es nicht, aber ich denke oft z.B., dass es mir nichts ausmachen würde, wenn ich einfach umkippe und nicht mehr aufwachen würde, dass ich lieber nicht mehr leben möchte, weil mein Leben mir nicht wirklich sinnvoll erscheint, ich sehe keinen Sinn in meinem Leben. Ich will solche Gedanken nicht haben, darum habe ich mich ja meinem Hausartzt anvertraut und möchte eine Therapie machen, nur leider bekomme ich einfach keinen Platz, es sind momentan keine freien Therapieplätze verfügbar, ich habe telefoniert ohne Ende. Nun, ich versuche es einfach weiter.
Trotz allem muss ich ja weiter zur Arbeit und es fällt mir immer schwerer. Ich schleppe mich hin und nehme meine ganze Kraft zusammen, um meinen Job "gut" zu machen, aber wenn ich Zuhause bin, bin ich meistens erschöpft und zu nichts anderem (Freunde treffen, ausgehen ect.) mehr zu gebrauchen. Ich bin dann oft sehr müde und der ganze Körper tut mir weh, aber ich weiß nicht warum er mir so weh tut, denn auf der Arbeit mache ich jetzt nicht unbedingt so körperlich schwere Arbeiten, die das erklären könnten.
Ich habe das Gefühl, nur zu leben, um zu arbeiten.
Ich möchte wieder Spaß am Leben haben und dazu gehört für mich auch eine Arbeit, die nicht zwingend mein Traumjob sein muss, aber eine, bei der ich nicht auf den nächsten Urlaub hinarbeite. Ich meine, ich gebe mein Bestes, den Kindern in der Kita gerecht zu werden, aber ich bin nicht mit Hingabe dabei und ich habe auch ein schlechtes Gewissen deswegen, weil ich denke, sie haben doch jemanden verdient, der auch mit Leidenschaft dabei ist sie zu fördern ect. Ich kann das nicht von mir behaupten, denn für mich fühlt es sich wie eine Pflicht an, die mehr Stress für mich ist, als alles andere.
Es gibt nur noch den Job in meinem Kopf, ich kann nicht mehr entspannen, keine Dinge genießen in meiner Freizeit. Ich weiß nicht, was ich machen soll :???:
Einfach kündigen? Was dann? Sollte ich mich mal beim Arbeitsamt nach einer Umschulung erkundigen? Ich weiß ja nicht mal wirklich, was genau ich beruflich will. Ich habe immer nur den Gedanken...wenn einen anderen Job, dann bloß nie wieder Erzieherin!
Heute verstehe ich nicht, warum ich den Beruf überhaupt gewählt habe. Ich war 16, als ich die Ausbildung begann und vor allem mein Vater war der Meinung - schnell Geld verdienen, das ist das wichtigste, also habe ich mich durch die Ausbildung gekämpft, auch wenn ich da schon manchmal das Gefühl hatte, es sei nicht der Job, den ich ein Leben lang machen möchte.
Ich weiß einfach nicht weiter, bin auch sehr durcheinander gerade und sehe gar keinen Ausweg, der mich aus meinem Tief holt. Und ich weiß auch nicht, wie viel Anteil an meiner Unlust am Leben die Verluste von Freund und Mutter haben. Ich bin echt am Ende mit meinen Nerven und mit meiner Kraft.
Ging es jemandem schonmal ähnlich?
Hoffentlich traut sich überhaupt jemand, diesen langen Text zu lesen:shy:
Liebe Grüße
Lili