Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte öffentlich mache. Die Erfahrung, die mir zuteil wurde, ist es jedoch wert, sie anderen zu berichten. Vielleicht hilft sie dem einen oder anderen hier, Beziehungs- und Liebesdinge in einem anderen Licht zu sehen.
Kurz zu mir: Ich bin weiblich, Ende 30, seit 8 Jahren mit einem Mann zusammen, den ich sehr liebe. Er ist tatsächlich mein Mann fürs Leben.
Wir haben Kinder, ein Geschäft in das wir viel Zeit, Mühe und Arbeit inverstieren, wir haben viele Gemeinsamkeiten.
Mein Mann ist DER Mann, mit dem ich leben und alt werden möchte, den ich an meiner Seite wissen und nie verlieren will. Ich liebe ihn für 1000 Dinge, für sein Wesen, seinen Einsatz für die Familie, seine Werte, für das, was ich bin, wenn ich bei ihm bin. Unsere sexuelle Beziehung ist sehr glücklich und erfüllend für uns beide.
Unsere Beziehung geriet letztes Jahr in eine ernsthafte Krise, bedingt auch durch unsere stressigen Lebensumstände. Wir entfremdeten uns so weit, dass mein Mann eine Affäre begann, die fast ein Jahr dauerte. In dieser Zeit habe ich hart an mir und an unserer Beziehung gearbeitet und wie eine Löwin um meine Liebe gekämpft.
Mein Mann beendete die Affäre und wir entschlossen uns zu einem neuen Anfang. Dieser ist teilweise sehr anstrengend und aufreibend, aber auch sehr aufregend und schön. Wir beginnen langsam, uns wieder neu zu entdecken, die Veränderungen am anderen wahrzunehmen und lieben zu lernen. Wir haben oft sehr schöne Stunden, manchmal auch Streit, wir bemühen uns, einen gemeinsamen Weg für die Zukunft zu finden. Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen.
In der Zeit meiner heftigsten Auseinandersetzung mit der Affäre meines Mannes lernte ich im Internet einen Mann kennen, zu dem ich mich sehr hingezogen fühle. Er wurde im Laufe der Monate zu meinem Freund, meinem Vertrauten, zu meinem "Seelsorger".
Inzwischen vergeht kein Tag mehr, an dem wir nicht wenigstens kurz Kontakt haben, sei es per email, Telefon oder im chat.
Wir tauschen unsere Gedanken aus, teilen die kleinen Alltagserlebnisse miteinander, geben uns gegenseitig Denkanstöße. Mein "Freund" ist ebenso wie ich dabei, eine schwierige Beziehungserfahrung zu verarbeiten, im Gegensatz zu mir ist er jedoch ungebunden.
Was ich inzwischen für ihn empfinde, läßt sich schwer in Worte fassen, es ist eine tiefe Zuneigung, ein Vetrautsein, eine Nähe, die mich einfach nur glücklich macht. Wir begegnen uns mit einer Leichtigkeit, die mich selbst oft zum Staunen bringt. Er berührt mein Herz auf eine ganz besondere Weise. Aber er ist auch ein besonderer Mann - einfühlsam, sensibel, mit einer unglaublich großen und schönen Seele.
Und so lebe ich nun sehr glücklich mit dem großartigen Geschenk des Schicksals, dass ich 2 Männer lieben darf. Den einen Tag für Tag, leibhaftig und mit jeder Faser meines Körpers, und den anderen aus der Ferne, jedoch innig und beglückend.
Jeder gibt mir auf seine Weise das, was ihn zu einem besonderen Mann in meinem Leben macht. Und ich genieße das sehr, denn auch ich kann jetzt jedem der beiden das geben, was in mir ist - Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit... Es ergänzt sich alles nahezu perfekt. Beide haben IHREN jeweiligen festen Platz in meinem Herzen.
Mein Mann weiß von meinem "Freund" und meinen Gefühlen für ihn. Mein "Freund" weiß, wie sehr ich meinen Mann liebe und auch begehre.
Bis jetzt ist es so, dass alles für mich passt. Ich fühle mich nicht schlecht dabei, im Gegenteil.
Noch habe ich meinen "Freund" nicht "real" getroffen. Wir genügen uns zur Zeit so, wie wir sind. Sicher gibt es Momente großer Nähe, in denen ich mich für einen Augenblick danach sehne, sie auch in mehr als nur Worten ausdrücken zu können. Sicher gibt es Momente, in denen wir uns gern WIRKLICH in den Arm nehmen oder uns WIRKLICH beim anderen ankuscheln würden. Keiner von uns weiß, wie lange man die Situation so in der Balance halten kann, dass aus dem augenblicklichen Sehnen nicht einmal eine handfeste SehnSUCHT nach dem anderen werden könnte. Keiner von uns weiß, was passieren KÖNNTE, wenn wir uns tatsächlich treffen. Und da keiner von uns das alles weiß, leben wir im JETZT und genießen es.
Ich für mich weiß, was ich will. Ich will mit dem Mann leben, den ich mir fürs Leben ausgesucht habe. Ich will ihm genau so treu sein wie mir selbst. Ich will und werde ihn nicht betrügen. Und ich will den anderen so lieben dürfen, wie es nun einmal ist.
Sollte sich die Situation einmal ändern, und einer von uns "mehr" wollen oder es einem von uns "zu viel" werden, dann werden wir darüber reden und sicher eine Lösung finden. Verantwortungsvoll, mit Respekt und Achtung vor den Bedürfnissen der jeweils anderen Beteiligten wird sich dann ein weiterer Weg für uns auftun, den wir gehen können.
Bis dahin liebe ich aus vollem Herzen und voller Zufriedenheit... 2 MÄNNER. Das ist NICHT unmöglich. Aber es ist voller Wunder.