Ich bin 23 und alle paar Monate packt es mich wieder. Ich komme damit einfach nicht so recht klar und habe keine Ahnung wie ich das ändern kann.
Mein Vater wollte nie Kinder haben und wurde mit 22 Jahren ungewollt Vater. Meine Mutter wollte ihn nicht verlieren und hat ihm wohl von Anfang an gesagt, dass sie das Kind (mich) bekommen will und er sich nicht kümmern muss und absolut raushalten kann wenn er das möchte.
Nach der Geburt hat er wohl noch meine Wange gestreichelt, konnte/wollte dann aber doch keine emotionale Bindung zu mir aufbauen. Als ich 3 Jahre alt war konnte er meine Anwesenheit wohl nichtmal ertragen und meine Mutter musste mich vor ihm verstecken. Er war wohl nie aggressiv/gewalttätig, aber dennoch hat er meiner Mutter wörtlich oder durch sein Verhalten gesagt/gezeigt, dass er quasi nicht mitbekommen möchte, dass es mich gibt. Meine mutter hat sich dann getrennt als ich 3-4 Jahre alt war.
Als wir noch zusammen gewohnt haben, hat er sich nie mit mir beschäftigt, er war ein Fremder für mich. Ich habe ihn kaum gesehen, war fast immer in einem anderen Raum als er und musste sogar flüstern wenn er da war. (Aber wie gesagt, das hatte nichts mit Angst/Gewalt zu tun. Er wurde nie laut, hat uns nie geschlagen etc.)
Nach der Trennung hatte ich dann natürlich auch keinen Kontakt zu ihm.
Seit der Trennung als ich 3-4 Jahre alt war habe ich ihn etwa alle 2-4 Jahre auf Familienfesten gesehen. Er hat nie versucht kontakt aufzunehmen und auf meine Versuche hat er sehr distanziert reagiert (wefe ich ihm aber nicht vor, kann ich in der Situation nach so langer Zeit durchaus verstehen.)
Immer wenn ich ihn sehe, geht es mir fürchterlich. ich habe sofort einen Kloß im Hals, entwickle eine Art Fluchtinstikt und möchte am liebsten aus der Situation fliehen. Meistens bin ich auch kurz vor dem losheulen/zusammenbrechen.
Einfach weil er mir durch seine Abwesenheit so unglaublich viel Kummer bereitet hat und das alles hoch kommt wenn ich ihn sehe.
Jeder der uns beide kennt, sagt dass wir uns so ähnlich sind und absolut ein Herz und eine Seele wären, wenn wir uns kennen würden bzw wenn er die emotionale Nähe zulassen könnte/wollte. Rein vom Charakter und den Gemeinsamkeiten her wäre ich wohl ein totales Papakind geworden, ich hatte nur nie die Chance dazu.
Tja, und das ist auch schon das Ende der Geschichte. Mal denke ich mehrere Wochen/Monate nicht näher darüber nach, und zwsichendurch holt es mich auch mehrmals im Jahr ein.
Ich komme nicht damit klar, dass er mich nie wollte. Dass er mich alleine gelassen hat. Dass er nie für mich da war. Dass ich nie seine Liebe erfahren durfte. Dass ich nie mit einem Elternteil aufwachsen durfte, das genauso tickt wie ich. Dass er mir nie eine Chance gegeben hat. Dass er mich meiner Mutter überlassen hat (sie ist ein toller Mensch und hat sich immer viel Mühe gegeben, aber wir sind grundverschieden, haben keine gemeinsame Ebene und kommen nicht wirklich miteinander klar, auch wenn wir uns nicht streiten. Da ist absolut keine gemeinsame Basis, wir sind wie Fremde obwohl sie immer alles für mich getan hat. Wir harmonieren einfach nicht.)
Vielleicht geht es ja anderen ähnlich. Vielleicht gibt es noch jemanden der ohne Vater aufgewachsen ist, weil der Vater kein Vater sein wollte.
Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, wie ich besser damit klarkomme oder vielleicht mag jemand seine Geschichte und seinen Umgang damit erzählen.
Es kann doch nicht wahr sein, dass ich auch noch mit 23 Jahren so sehr daran kaputt gehe.Wie schaffen das andere Menschen? Oder geht es anderen genauso und man redet in der Öffentlichkeit bloß nie drüber?