valdis_12164219verstehe ich schon, ich kann Dir nur mit den allgemeinen Informationen, die ich von Dir habe nicht konkreter antworten.
Ich sage es mal so: ich habe eine Schwerbehinderung mit einem GdB von 30 - also so schlimm isses nicht, aber die habe ich auch nicht aus dem Kaugummi-Automaten und nicht aus dem Happy Meal, die hat schon einen realen und "handfesten" Hintergund, denn im Grunde drückt das aus, dass ich es im normalen Alltag 30% schwerer habe als ein gesunder Mensch.
Also: es gibt Dinge, die KANN ich nicht. Es gibt Dinge, die sind für mich ungleich schwerer, als sie es sein sollten. Ich brauch schon auch immer mal Hilfe und Rücksicht - ich habe aber auch festgestellt, dass zu viel Hilfe und Rücksicht das absolute Gift für mich ist.
Jetzt kommt noch etwas hinzu: Menschen, die mir nahe stehen, MÖCHTEN mir sehr gern helfen und Rücksicht nehmen, aber die stehen oft genug selbst hilflos vor dem "was und wie" - habe ich selbst auch schon erlebt, bei blinden Menschen (haben einen im Bekanntenkreis) und Gehörlosen (habe ich durch unseren gehörlosen Sohn immer mal Kontakt). OKAY. Da steht man nun als normales Menschlein, hält sich für wer weiß wie schlau und tolerant und was nicht alles und möchte natürlich gern helfen - und hat doch keine Ahnung. Man weiß nicht, wo die Grenze ist, wo man einem blinden Menschen jetzt hilft - und wo man ihm zu nahe tritt. Man kann das ganze von außen betrachten - aber sich wirklich einfühlen wird man nicht können.
Da hilft nur eines: KOMMUNIKATION.
Ich als "Möchtegern-Helfer" gehe aktiv auf die Blinden und Gehörlosen zu. Ich sage von vornherein, dass ich Hilfe zur Hilfe brauche, weil ich nicht weiß, wo mein "gut gemeint" vielleicht das Gegenteil von "gut gemacht" ist, weil ich vielleicht auch etwas übersehe, wo ich helfen könnte, aber es mir aus meiner sehenden Perspektive noch nicht mal auffällt, dass das für einen Blinden gerade ganz was anderes ist.
Ich als "Möchtegern-Helfer" habe mir den guten Bekannten mit schwerer Diabetis mal in einer ruhigen Minute geschnappt und mir die Nummer erklären lassen. Was sind Warnzeichen, die mir sagen können, dass da etwas gerade nicht rund läuft? Wie kann ich Überzucker und Unterzucker unterscheiden und was kann ich dann tun? Was kann ich tun, wenn ich ihn bewußtlos finde? Wann reicht da Insulin oder Zucker geben und zudecken, wann ist Großalarm mit Krankenwagen rufen angesagt? Was muss ich wissen, wenn ich für ihn mit Koche, was geht abgesehen vom Essen - und was nicht? (Sowas wie "mal eben das Essen um paar Stunden verschieben, weil man grad so schön am schwatzen ist" - für mich nichts, worüber ich mir je Gedanken gemacht hätte - eine Diabetiker muss sich da Gedanken machen) usw.
Ich als Kranke sage den "Helfern" genau das auch ... Welche Warnzeichen... was geht, was geht nicht, wie reagieren sie in welcher Situation am besten, was sieht vielleicht drastisch aus, ohne drastisch zu sein, ... Wo ist Hilfe möglich, ich möchte aber lieber allein durch? usw. usf.
Hast Du das mal gemacht?
Was den "schönen Tag" angeht: Fang mit der Wahrnehmung an. Erst mal im äußeren. Wenn Du bei Dir selbst ansetzt, baust Du erst mal wieder nur Druck auf, den Du noch nicht erfüllen kannst - und ein selbstgebautes "No-win-Szenario" brauchst Du grad gar nicht.
Nimm Dir die Zeit, den schönen Sonnenauf- / -untergang zu bewundern. Das Essen zu schmecken. Das Parfum zu riechen. Das Buch, was Du liest zu genießen. Bewundere das bunte Herbstlaub. Such Dir ein besonders schönes Blatt, nimm es mit und leg es in Zeitungspapier in ein dickes Buch zum Pressen als Erinnerung. Schreib all das, was Dir da begegnet ist vllt. auch auf, dann erinnert es sich besser und ist nicht gleich wieder vergessen.
Fang an, Dich selbst zu belohnen. Piepegal, ob Du findest, dass Dein kleiner Erfolg sich jetzt als Erfolg anfühlt oder nicht. Pfeiff drauf. Du hast es geschafft, feiern. Und wenn Du nur einfach einen Tag herumgebracht hast - Gönn Dir etwas dafür. Irgend einen kleinen Seelenstreichler. Was auch immer das für Dich ist. Eine leckere Praline. Eine halbe Stunde mit Kopfhörern in der Lieblingsmusik versunken. ... was auch immer. Mach das regelmäßig.