hiske_12854624Du hast also den Willen, in der Situation etwas zu unternehmen?
Hat Dein Sohn, den es Deiner Meinung nach in einer nicht gerechtfertigten Weise getroffen hat, diesen Willen auch?
Wenn ich als Kind meine Oma oder meine Mom damit vollgeheult hab, dass ich fand, dass irgendwelche Leute böse zu mir waren, haben sie oft als was vom ersten zu mir gesagt: Ich hör dir nur zu und helf dir nur, wenn du jetzt aufhörst zu flennen und zeigst, dass du selber auch gegen die Leute angehen willst.
Ich mache jetzt mal den Advocatus Diaboli:
Schon Seneca schrieb an Lucilius: Ein Athlet, der nie braun und blau geschlagen wird, entwickelt keinen Kampfgeist.
Und im Geiste des Samurai Tsunetomo Yamamoto: Wie soll ein Mensch einen starken Willen entwickeln wenn keine Anforderungen an ihn gestellt werden und er nie Anfechtungen ausgesetzt ist?
Jede organisierte menschliche Gesellschaft ist ein Machtgefüge.
Angst (zB vor Demütigung) ist ein hervorragender Überlebensmechanismus, den die Evolution in jeden Menschen eingepflanzt hat. Warum sollte man nicht auch diesen Mechanismus im Rahmen der Erziehung zur Verhaltenskontrolle ausnutzen?
Wie soll jemand Empathie und Mitgefühl entwickeln für sich ängstigende oder gedemütigte oder sonstwie leidende Mitmenschen, wenn er selbst immer so verhätschelt worden ist, dass er derartige Emotionen/Situationen nie erlebt hat, sodass er auch keine Grundlage hat, von der ausgehend er sich vorstellen kann, wie es Leuten geht, bei denen das ganze noch gesteigert ist?
Wenn man Kinder nicht allmählich auch an unbequeme Lebenswahrheiten heranführt und ihnen dazu verhilft, diese ohne Trauma zu verstehen und zu verkraften und sozialkompetent damit umzugehen, enthält man ihnen vor, sich eine Vorstellung von den tatsächlichen Verhältnissen zu machen. Als Folge davon werden sie entweder selbst gegenüber anderen asozial und/oder spätestens dann ein Trauma erleiden wenn sie an jemanden geraten, die/der nicht viel Federlesens macht.
Und/oder sie werden am Ende zu Leuten, die sich vor lauter Angst, vielleicht irgendwann mal ihre eigenen Gefühle nicht zu verkraften, nichts zutrauen und alles vermeiden, was das Risiko einer Enttäuschung oder eines sonstigen negativen Gefühls beinhalten könnte. So Typen, die dann mit 45 oder 50 noch als einsame jungfräuliche Single (sogenannte absolute Beginners) dahinvegetieren und mit 45 in ihrer Freizeit mit der perfekt ausgebauten computerkontrollierten Märklin-Eisenbahn spielen, weil sie sich aus Angst, eine mögliche Ablehnung nicht wegstecken zu können, in ihrem Leben nie trauen, ein Mädchen anzusprechen...