Hallo,
dies ist mein erster Beitrag hier im Forum und ich möchte gleich mit etwas starten,, das mich sehr beschäftigt. Es geht um die Beziehung mit meinem Freund bzw. konkreter um seine Mutter. Sie ist irgendwie immerzu präsent - sie ruft mehrfach täglich an. Wenn sie zu Besuch ist (sie wohnt etwa 15 km entfernt), dann ist das so ein stundenlanger Besuch (von mittags zB 13h bis abends 19h) und ruft auch gerne noch anschließend an, weil sie irgendwas gaaaanz Wichtiges vergessen hat zu sagen (jaja).
Mir ist diese andauernde Präsenz - ob nun telefonisch oder leibhaftig - einfach zuviel. Wenn das Telefon klingelt, denke ich sofort "Oh nee, nicht schon wieder"
Das Schlimme ist, dass die Frau an sich nett ist. Umso schlimmer ist, dass sie immer die Mutti raushängen lässt; aber ich will einfach nicht bemuttert werden und meine Entscheidungen selber treffen. Sie versucht alles Mögliche an sich zu reißen und ist dann beleidigt, wenn man ihr Grenzen setzt. Ein beliebtes Beispiel ist das Thema "Wäsche waschen und bügeln" - wir haben natürlich eine Waschmaschine und eine sehr große Mietwohnung. Wenn wir Wäsche waschen, hängen wir diese dann auf zum Trocknen (völlig normal) - je nachdem, wie schnell die Wäsche trocknet, hängt die dann eben einen Tag oder zwei Tage aufm Wäscheständer rum. Wir sind beide nicht so bügelaffin, so dass wir die Wäsche schon im nassen Zustand ordentlich aufhängen, damit sie glatt trocknet - und dann ab in den Schrank. Eigentlich bügeln wir nie (einzige Ausnahme sind ggf. Hemden/Blusen)...sehr zum Leidwesen der Mutter, denn die bügelt ALLES: Unterhemden, Bettwäsche, Handtücher - und diskutiert dies immer wieder lautstark aus (ich könnte mich SO nicht wohlfühlen...).
Im Anschluss an diese Diskussion will sie dann immer, dass wir ihr unsere Wäsche zum Waschen mitgeben, um diese dann in der von ihr gewünschten Qualität (gebügelt und ordentlich wie beim Militär zusammengelegt) zurück zu erhalten (dann habt ihr ja auch mehr Platz im Schrank...wir haben aber gar kein Platzproblem). Sie würde die Wäsche natürlich auch abholen (und somit noch öfter anwesend sein). Sie würde also echt einen Anruf erwarten "Du, kannste mal eben unsere Wäsche holen und fertig machen?" - und sie würde das tatsächlich auch machen und gut finden. Das Schlimme ist, dass dieser Eingriff in unsere Privatsphäre absolut ernst gemeint ist von ihr und diese Diskussion sich alle paar Wochen wiederholt. Ich empfinde sie als absolut übergriffig. Ich bin 40 Jahre alt, ich lebe seit 20 Jahren selbständig und bekomme dann immer Aufforderungen/Fragen wie "Ist dir nicht kalt? Zieh dir doch was an! Ich geb dir was" Nein, danke, mir ist nicht kalt, mein Pulli ist warm genug" "Ach, ich geb dir was, zieh das doch an" "Nein, ist gut so" "Ach wenn ich dich so sehe, dann muss ich frieren - ist dir wirklich warm genug? Wirklich keine Strickjacke?" "NEIN!"
So geht das permanent und ich bin nur noch genervt. Mein Freund ist semi-genervt. Er setzt ihr keine Grenzen, weil er sie nicht verletzen will bzw. es auch nicht kann. Die Frau ist eine Naturgewalt. Ich sehe bei meinem Freund ganz deutlich, wie er bei ihr zum kleinen Jungen mutiert. Ich habe es sogar schon mehrfach gesehen, wie er bei einem Überraschungsbesuch von ihr nackt aus der Dusche kommt und sich am Sack kratzend pudelnudel neben ihr stellt und mit ihr quatscht, ohne Anstalten zu machen, sich etwas anzuziehen. Diese Situation empfinde ich als befremdlich und habe es auch geäußert. Seine Reaktion war "Echt? Findste schlimm? Ist doch meine Mutter" - ja, aber du bist Mitte 40 und keine drei Jahre mehr. Ich stehe auch nicht komplett nackt vor meinem Vater und unterhalte mich mit ihm.
Ihre Reaktion kann ich mir lebhaft vorstellen "Ist doch mein Kind!!!! Was ist daran schlimm!??"
Ja, bin ich denn echt so spießig!? Ich finde das nicht altersentsprechend...es geht nicht darum, mal eben nackt an ihr vorbeizugehen "Du, ich bin gleich da - ich zieh mir mal eben was an". Nein, ich meine ein minutenlanges Quatschen im Adamsoutfit.
Beim Bügelthema sind mein Freund und ich uns wiederum einig, nicht so bei den täglichen Terroranrufen, die jeden Abend stattfinden und meistens auch schon ab mittags (Mittagspause!) beginnen und gerne auch von 22 bis 23:30h dauern. Beliebtes Gesprächsthema ist dann "Wie die Arbeit nervt und wie unfähig doch die Kollegen sind und wie sie es mal wieder geschafft hat, den Karren ausm Dreck zu ziehen, da ohne sie ja nix läuft" oder wahlweise "die Krankheiten irgendwelcher Bekannten, von denen man nie zuvor irgendwas gehört hat und wie unverantwortlich und uneinsichtig diese Leute damit umgehen" - diese Bekannten sind dann für etwa 2 Wochen das Gesprächsthema und werden dann irgendwann ausgetauscht - sie werden auch gerne als Anlass genommen für WICHTIGE Anrufe außerhalb der allabendlichen Terroranrufe und gerne gibt es auch Arbeitsaufträge für uns wie zB Spezialisten für seltene Erkrankungen suchen, welche alternativen finanziellen Unterstützungsleistungen gibt es noch? oder Ähnliches.
Ja, man ahnt es schon: "helfen und sich aufdrängen" - das ist genau ihr Ding und sie sieht das als Sozialkompetenz. Mittlerweile hat sich noch ein weiterer Streitpunkt entwickelt: Enkelkinder.
Ich hatte nie einen richtigen Kinderwunsch und hab deshalb auch keine Kinder in die Welt gesetzt. Nun kommt sie immer wieder mit diesem Thema an - warum wir denn keine Kinder wollen. Ja nu, ich muss ja nicht alles haben, was man an sich gut findet. Nur weil ich Kinder für einige Stunden mag, muss ich noch lange keine haben. Ich scheue diese hohe Verantwortung und will es einfach nicht. Punkt.
Ja, aber ihre Freundin hätte sie letztens schon damit aufgezogen, dass sie keine Enkel hätte und das würde sie öfter machen - und das, obwohl die doch genau weiß, wie gerne sie doch welche hätte und blablabla...da war sie wirklich den Tränen nahe und hat fast trotzig geheult und wurde sehr fordernd dabei, dass wir ihr keine Enkel präsentieren, um nicht blöd vor dieser Freundin da zu stehen. Mir ist da der Kragen geplatzt und ich hab sie gefragt, was das denn für ne Freundin sei, die sie mit so was verletzt, obwohl sie doch weiß, dass sie gerne Enkel hätte.
Da hat sie noch diese Freundin verteidigt...nun ja...war vielleicht nur erfunden oder überstilisiert.
Ich könnte noch zig solcher Punkte aufzählen.
Der Punkt ist, dass ich mich mittlerweile wirklich belästigt fühle und mich wirklich zusammenreißen muss, um nicht in Lästereien auszubrechen, wenn mein Freund mir irgendwas erzählt, was SIE gemacht oder gesagt hat. Mittlerweile meide ich das Telefon und gehe ihr aus dem Weg. Mein Freund sucht den Kontakt zu ihr und hat auch registriert, dass ich mich zurückziehe. Ihm ist das jedoch nicht so recht und er würde gerne mit uns beiden zusammen mehr machen.
Und ich hätte ihn lieber mehr für mich alleine. Ich spüre auch, dass ich nur an zweiter Stelle stehe - seine Mutter ist immer die Nr. 1 und ich weiß nicht, ob ich mich damit zufrieden geben soll. Glücklich bin ich mit dieser Situation überhaupt nicht.