Bewerft mich mit Tomaten oder faulen Eiern, in dem tiefen Schmerz und der Leere, den ich empfinde, merke ich davon sowieso nichts.
Beide wollten wir raus aus unseren bisherigen Beziehungen, ich nach 9 Jahren Lebensgemeinschaft und er nach 32 Jahren Ehe. Durch den Job haben wir uns kennengelernt, als Team gearbeitet und nach und nach immer mehr Vertrauen zueinander gefunden, bis wir nach 2,5 Jahren ein Liebespaar wurden.
Sonntag vor zwei Wochen rief mich nachmittags eine seiner Töchter an, um mir die traurige Mitteilung zu übermitteln, daß ihr Vater plötzlich und unerwartet tot zusammengebrochen war, Diagnose: Lungenembolie. Er hatte sich im Büro noch scherzend und mir gegenüber zärtlich ins Wochenende verabschiedet, jetzt diese abgrundtiefe Leere. Sein Bürostuhl leer, unsere Musik ist verstummt, seine Lebensenergie, die er verbreitete, fehlt.
Er hat mir soviele Geheimnisse anvertraut - wo er überall Geld für den Neuanfang deponiert hatte. Ein Bankschließfach, von dem seine Frau absolut nichts wissen durfte, während seine Kinder und seine Frau ansonsten materiell gut abgesichert sind. Auch andere Verstecke hat er mir genannt und ich befinde mich jetzt in einem Dilemma: er wollte nicht, daß seine Frau von dem Schließfach und dem anderen Geld wußte - also würde er auch nicht wollen, daß ich es jetzt seiner Familie anvertraue, die durch ein Geständnis, das ihm seine Frau nach 28 Jahren Ehe machte, zerrissen war.
Ich hab in seinem Tod noch einmal Abschied nehmen dürfen, aber es war nicht mehr der, den ich liebte, es war wirklich nur noch die Hülle. Bei der Beerdigung war eine seiner Töchter sehr um mich bemüht, mehr als um ihre eigene Mutter - wahrscheinlich wußte sie, was er und ich füreinander empfunden hatten.
Im Moment ist alles so trostlos.
Will denen, die von Herzen lieben, mit auf den Weg geben, daß es keine leeren Worte sind, wenn man sagt: Lebe jeden Tag so, als wäre es Dein Letzter.
blondelocke