Hallo Attilla,
ich kann verstehen dass Du es leid bist, immerhin hast Du jahrelang an ihrer Seite gestanden und statt besser ist alles schlimmer geworden.
Meine Mutter hat fast ihr ganzes Leben unter einer Manisch-Depressiven psychischen Erkrankung, mit schizrophrenen Zügen, gelitten.
Bis zu meinem 10 Lebensjahr kann ich mich nur an eine Frau erinnern, die entweder, vollgepumpt mit Tabletten, an die Decke gestarrt hat oder, in den manischen Phasen vollgepumpt mit eigener zuvieler Energie ein agressives Verhalten an den Tag gelegt hat. Die depressiven Phasen empfand ich da als angenehm, ein an die Decke starrender Mensch ist einfach besser unter Kontrolle zu halten.
Durch diese Erkrankung "durfte" ich mich ein ganzes Leben mit dieser Krankheit auseinander setzen. Leider verlieren die Erkrankten mit der Zeit ihre Persönlichkeit, sie ändert sich total, sie werden ichbezogen, denken nur an sich und können das was ihr Verhalten bei ihren Nächsten auslöst nicht überblicken, und es interessiert sie auch nicht wirklich, ihre Ichbezogenheit steht ihnen da im Weg.
Das hat dann auch die Ehe meiner Eltern nicht ausgehalten, allerdings waren meine 7 Jahre ältere Schwester und ich da schon im erwachsenen Alter. Ich war damals Anfang 20.
Keine Frage, deine Frau braucht dringend psychologische Hilfe, aber wenn sie nicht will, wirds schwierig. Vielleicht kann das Amtsgericht helfen, die würden einen Amtsarzt schicken, der sich deine Frau ansieht. Der würde dann entscheiden, ob sie einen Betreuer braucht, da sie anscheinend nicht für sich selbst verantwortlich sein kann, und er könnte dann auch eine Zwangseinweisung veranlassen. Wie das allerdings genau läuft, keine Ahnung, vielleicht wäre vorab ein Besuch bei einem Psychologen hilfreich, der könnte dir die genau Vorgangsweise erklären.
Es ist zwar ein harter Schritt von dir gewesen, deine Frau auszusperren, aber ich verstehe dich, das Wohl deiner Tochter geht auf jeden Fall vor und das Mädchen muß leider vor ihrer Mutter geschützt werden. Wenn sie schon auf dich losgegangen ist, ist der Weg auf deine Tochter loszugehen nicht weit.
Vorallem solltest Du deiner Tochter erklären was mit ihrer Mutter los ist. Kinder geben sich schnell selber an sowas die Schuld, und besonders für Kinder von psychisch kranken Elternteilen besteht ein enormer Druck. Obwohl sie es nicht wollen, fühlen sie sich irgendwie für den kranken Elternteil verantwortlich und sie schämen sich enorm. Wollen nach außen hin ein "normales" Familienleben vortäuschen, was wiederum einen enormen Druck auslöst. Da rutscht man als Kind schnell in die Elternrolle.
Meine Mutter hat meiner Schwester und mir enorm viel zugemutet, unseren guten Willen zum Stehkragen aufgepumpt, sie war unser ganzes Leben uns keine Hilfe, immer nur Belastung. So sehr Belastung das ich 5 Jahre den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte. Damals hatte ich schon mit meinem damaligem Freund zusammen gelebt und ich habe den Fehler begangen, den Kontakt zu ihr, durch ihr Drängen, wieder aufzunehmen. Blut ist halt dicker als Wasser. Und obwohl der Kontaktabbruch mir eigentlich gut getan hat, hatte ich ein schrecklich schlechtes Gewissen. Sie hatte schon mehrere Selbstmordversuche hinter sich und ich hatte Angst das sie es wieder damit versucht um den Kontakt wieder herzustellen. Also diente ihr diese Selbstmordversuche nur uns unter Druck zu setzen.
Sie ist vor 3,5 Jahren an einer nicht behandelten Lungenentzündung zu Hause gestorben........und auch wenn ich manchmal deshalb ein schlechtes Gewissen habe, mir gehts seit ihrem Tod endlich wieder gut. Ich fühle mich nicht mehr ständig unter Druck gesetzt.
Auch wenn es sich grausam anhört, heute bin ich fast schon froh, dass sie tot ist.
Ich denke das was Du bis jetzt getan hast, war hart aber notwendig.
Ich wünsche Dir und deiner Tochter alles Gute,
Cowgirlmone