Hallo Daphne,
da hast du recht. Ich glaube, es ist eine ziemlich intensive Erfahrung, Kinder zu bekommen und groß zu ziehen. Und es ist für Kinderlose natürlich ein Verzicht. Für mich empfinde ich es aber nicht als Verlust, weil die Kinderlosigkeit bei mir nicht aus einer bewussten Entscheidung entstand oder sich so ergab, sondern weil ich nie, zu keinem Zeitpunkt meines Lebens den Wunsch verspürt habe, ein eigenes Kind zu bekommen. Durch meine Patenschaft für die Kleine meiner besten Freundin habe ich zumindest den Hauch einer Ahnung, weswegen Menschen Eltern werden/sein wollen. Trotz aller Schwierigkeiten, die einfach jede Entscheidung auch mit sich bringt. Aber es entspricht eben nicht dem, was ich selber will. Das ist ganz allein meine Lebensentscheidung, und deswegen finde ich es auch unproblematisch, wenn andere Menschen andere Entscheidungen treffen.
Aber wie Menschen eben so sind: Zum Einen halten sie natürlich die eigene Entscheidung für gut und richtig und damit auch gern mal für gut und richtig für alle anderen. Die Differenzierung, dass da jeder für sich selber schauen muss, fällt manchmal schwer. Zum Anderen ist gerade dann, wenn man feststellt, dass die Konsequenzen einer Entscheidung ganz schön schwerwiegend sind, aber man nicht mehr raus kann aus seiner Entscheidung (und das ist beim Eltern-Sein ja nun mal nicht möglich) ganz oft ein Mechanismus zu beobachten, dass gerade dann diese Entscheidung schön geredet und gegenüber anderen massiv verteidigt wird.
Und dann nimmt man ja gerne an, dass das, was von den allermeisten als lebens-wert erachtet wird, auch ein grundsätzliches Heilsversprechen in sich trägt. Viele bekommen dann eben Kinder und heiraten, weil es eben immer noch die Norm ist - und stellen dann vielleicht fest, dass es eben für einen selbst doch nicht das Wahre ist.
Deswegen finde ich eine Überprüfung sinnhaft, was einem wirklich entspricht. Letztlich kann man das zwar nicht bis in letzter Konsequenz durchdenken (so haben alle Eltern, die ich kenne, berichtet, dass sie sich vorher nicht darüber im Klaren waren, was ein Kind konkret bedeutet), aber ein Stück weit in sich hinein fühlen, mal in Gedanken durchspielen "Was wäre, wenn..." sollte drin sein. Und dann sollte man die ewigen Besserwisser einfach ignorieren.
Meine Freundin hat mir berichtet, dass es nicht aufhört, wenn man verheiratet ist und ein Kind hat. Irgendwer weiß immer irgendetwas besser, sei es bzgl. der Frage nach der "richtigen" Anzahl der Kinder, sei es bzgl. der Erziehung oder der Ernährung oder der Kleidung oder...
Mein Leben ist im übrigen auch ohne Kinder sehr erfüllt. Und ich glaube (obwohl ich selber glücklich verheiratet bin), dass der ein oder andere auch als Single glücklich lebt, wenn es dem eigenen inneren "roten Faden" entspricht.
Von daher, @liebe TE: Tu, was du für richtig hältst und ziehe es durch. Keiner wird es dir danken, wenn du den Erwartungen anderer genügst, aber ich befürchte, man kann kreuzunglücklich werden, wenn man sein Leben nur an den Erwartungen anderer ausrichtet.