Hallo,
es ist sehr schwierig darüber zu reden, deshalb schreibe ich hier.
Zwischen meinem elften und dreizehnten Lebensjahr wurde ich von meinem Onkel sexuell missbraucht. Ich wusste damals nicht ob das richtig oder falsch ist, sondern nur, dass ich jedes Mal unglaubliche Schmerzen hatte. Nach zwei Jahren habe ich meinem Vater alles erzählt und dann hat mich mein Onkel auch in Ruhe gelassen. Allerdings wurde alles nur schlimmer, denn mein Vater hat mir gesagt: ,,Wenn du jemanden davon erzählst, zerstörst du die ganze Familie!" Ich musste bis zu meinen achtzehnten Lebensjahr sogar immer mit ihm an einem Tisch sitzen und freundlich sein. Mein Onkel hat immer so getan, als wäre nie etwas gewesen, das war die Hölle.
Durch den Missbrauch wurde ich sehr verschlossen und war anders als die anderen Jugendlichen. Das war auch der Grund, weshalb ich vier Jahre lang übelst in der Schule gemobbt wurde. Das ging so weit, dass ich versucht habe mir das Leben zu nehmen. Meine Lehrerin hat den Suizidversuch gestoppt und meine Mutter kontaktiert. Sie schrie mich zu Hause zwei Stunden an, ohne dabei zu fragen, weshalb ich so verzweifelt bin. Paar Tage später hat sie mein Tagebuch gelesen und geweint. Als ich sie fragte was los sei, sagte sie: ,,ich schäme mich so eine Lügnerin als Tochter zu haben." (Im Tagebuch stand vom Missbrauch)
Mit 16 Jahren lernte ich meinen Freund kennen. Durch ihn konnte ich den Missbrauch zwar nicht vergessen aber akzeptieren. Er hat mich sehr gut behandelt. Nach einem halben Jahr Beziehung wurde er gekündigt und seine Mutter starb, daraufhin wurde er Alkohiliker. Anfangs bekam ich nur Ohrenfeigen doch es wurden sehr schnell Schläge ins Gesicht mit der Faust und Tritte in den Bauch. Einmal habe ich seine Bierflasche aus versehen fallen gelassen und daraufhin wurde er sehr wütend und ich bekam härtere Schläge. Daraufhin habe ich mich getrennt.
Nun bin ich kurz vor meinem Maturaabschluss (ich bin 21). Die letzte Zeit habe ich sehr viel über alles nachgedacht und ich merke, wie mich meine Vergangenheit immer mehr zerreißt. Ich habe angefangen mich selbst zu verletzen und meine Lehrerin hat das mitbekommen. Sie hat mich in ein Cafe um die Ecke eingeladen und auf die Verletzungen angesprochen. Schnell hatte ich sehr viel Vertrauen in sie und erzählte ihr einen Teil meiner Vergangenheit und das ich öfter Suizidgedanken habe. Meine Lehrerin arbeitet nebenbei als Psychologin, also sie macht gerade eine Ausbildung (sie ist 45 Jahre). Sie gab mir ihre Nummer und ich darf sie sogar nachts anrufen oder wenn ich einfach jemanden zum Reden brauche. Das schätze ich wirklich sehr. Vor ein paar Wochen hat sie allerdings mein Vertrauen missbraucht, denn sie hat mir mit Zwangseinweisung gedroht. Sie meint, dass sie es sich nicht verzeihen könnte, Wenn ich mir was antue und sie nichts unternommen hätte. Dann hat mich meine Lehrerin ins Kriseninterventionszentrim begleitet und war auch beim Gespräch dabei. Dort war ich 3 Mal und muss mir jetzt einen Psychotherapeuten suchen, denn dort wird keine langfristige Therapie angeboten. Ich habe mich nun bei der WGKK, bei Vereinen und und und um einen Platz bemüht, allerdings ist nichts frei oder die Wartelisten betragen ein halbes Jahr.
Kann mir jemand sagen, wo ich schneller eine Therapie bekomme? Und kann ich mit meiner Lehrerin auch über den Missbrauch erzählen ohne sie dabei zu belasten? Sie hat es mir nämlich angeboten und will unbedingt das ich mit ihr rede. Ist das Richtig oder falsch? Ich bin verzweifelt.
Danke für eure Antworten :)
LG Sarah