horsa_12682373Liebe traurige Tochter,
Du lebst in einem erweiterten Gefängnis, die Gefängniswärterin kommt sogar in dein Geschäft und verhindert Kontakte zu anderen Menschen. Das ist schlimmer als Einzelhaft.
Was die Drohungen und Unterstellungen betrifft: Das ist strafbar, schau bitte im Strafgesetzbuch (STGB, §164 Falsche Verdächtigung, ) nach z.B. gesetze-im-netz.
Im übrigen deutet bei deiner Mutter alles auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hin.
Vor vielen Jahren gab es dazu keine Info in Deutschland, jetzt ist das Netz voll davon und ich habe den Eindruck, es ist zu einer Modeerscheinung geworden. Eine seriöse Seite ist narzissmus org – früher hieß die Seite Töchter narzisstischer Mütter.
Ich habe Ähnliches hinter mir und kann dir versichern, wer solche „Persönlichkeiten“ nicht täglich in seinem direkten Umfeld und ihren Charakter noch nicht entlarvt hat, wird dir immer sagen: Das darfst du nicht persönlich nehmen, die meint das nicht so oder noch schlimmer, vielleicht bist du einfach nur zu empfindlich. Diese Leute haben keine Ahnung.
Gehst du zu einem Psychotherapeuten wird dieser dir erst einmal sagen, dass man nur an sich selbst arbeiten kann. Einen anderen Menschen kann man nicht verändern (was mir einfach unterstellt wurde, als ich die Problematik mit meiner Mutter ansprach). Erst eine spätere Therapeutin hat nach der zehnten Sitzung bemerkt, dass das Verhalten meiner Mutter, Benehmen kann man dazu nicht mehr sagen, nicht normal sei und sprach plötzlich von emotionaler Erpressung. Hierzu gibt es gute Bücher von Susan Forward, eine der wenigen, die die Dinge beim Namen nennt.
Wenn es in deiner Stadt evtl. ein Selbsthilfe- oder Frauenzentrum gibt, lass dich dort beraten ob es eine passende Gruppe gibt. Dort findest du Menschen die Ähnliches erlebt haben und die dich verstehen und, was ganz wichtig ist, du Klarheit bekommst, was deine Mutter macht.
Wie gesagt, andere wollen es gar nicht hören und wollen m.E. auch nicht damit belästigt werden. Schließlich müssen wir derzeit so vielen anderen Menschen helfen, denen es ja viel schlechter geht als uns, und man soll doch schließlich dankbar sein und auch mal das schöne im Leben betrachten. All diese Sprüche fallen mir gerade wieder bei dem Thema ein. Aber wie soll man etwas Schönes im Leben betrachten, wenn ständig jemand mit einer Art Nebelmaschine um einen herum läuft?
Ich kann dir versichern, ohne dich und deine Mutter näher zu kennen: Diese Frau wird nicht eher Ruhe geben, bist du ihr widerspruchsloser Sklave bist und ihr dabei auch noch täglich versicherst, dass du es von ganzen Herzen und völlig freiwillig tust.
Und jetzt kommt es noch härter:
Kontaktabbruch ist bei solchen „Persönlichkeiten“ leider die einzige Möglichkeit wieder an Lebensenergie zu kommen. Leider habe ich das erst erkannt, als es mir gesundheitlich so schlecht ging, dass ich im Krankenhaus landete, was meine Mutter jedoch nur empörte. Ich sollte ihr dann erklären, wie so etwas kommen könne, ich sei doch noch jung, da ist man doch nicht so krank usw.
Die Frage, wie es mir geht und was ich denn für eine Krankheit habe, hat sie mir nicht gestellt – das war schon sehr auffällig. Da war ich bereits über 50 Jahre und habe beschlossen, dass ich weiterleben will, und zwar nicht für sie weiterleben will, sondern einfach nur für mich. Und wenn der „liebe Gott“, den meine Mutter ständig auf ihrer Seite hat und zitiert, das nicht will, dann soll er mich sterben lassen. Hauptsache Ruhe.
Ein Beispiel möchte ich noch erwähnen, um deutlich zu machen, dass es bei solchen Personen keinerlei Logik gibt: Bei dem späteren Kontaktabbruch habe ich meiner Mutter gesagt, sie könne mich anrufen, wenn sie etwas bräuchte was im Pflegeheim nicht geboten werden kann. Sie hat mir umgehend erklärt, dass sie die Zahlen auf dem Telefon (Seniorentelefon mit extra großen Ziffern) nicht erkennen könne.
Zwar wusste ich zu dem Zeitpunkt bereits, man kann mit Narzissten nicht vernünftig reden weil sie immer recht haben, aber ich konnte es einfach nicht lassen ihr zu sagen, dass es mich in diesem Zusammenhang sehr verwundert, dass sie die sehr kleinen Ziffern und Buchstaben in der Fernsehzeitung lesen könne. Aus dieser las sie mir bei meinen Besuchen vor, damit ich entscheiden sollte welches Programm wir sehen, obwohl sie wusste, dass ich seit Jahren kein TV mehr schaue und jedesmal bekundete mich bei meinen Besuchen mit ihr unterhalten zu wollen.
Mein letztes Angebot, wenn sie mich wirklich erreichen wolle, einfach eine Schwester zu bitten meine Nummer zu wählen, wurde mit wüsten Beschimpfungen beantwortet, was ich ihr zumuten würde, wie undankbar ich sei, was sie alles für mich getan hat und wie sie sich aufgeopfert hat usw. (zur Klarstellung: Meine Mutter hat seit 1976 nicht mal mehr ein Staubtuch in die Hand nehmen können, weil sie so krank war. Ja, dafür muss ich ihr dankbar sein, weil ich sehr früh selbständig geworden bin).
Ein nicht enden wollender Redeschwall brach auf mich hernieder und ich wunderte mich, wo die Frau die Energie hernimmt. Ich bin dann mit den Worten gegangen, ich brauche Ruhe - einfach nur Ruhe. Sie hat bis heute nicht angerufen. Die Sonne, die sie Klärchen nennt, muss sich schließlich auch um sie drehen. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, Mutter zu bitten mich anzurufen.
Kann mir vorstellen, dass diese Selbstherrlichkeit auf der einen und die Abwertung auf der anderen Seite bei deiner Mutter vielleicht in veränderter Form auch vorhanden ist. Respekt, geschweige denn Liebe und Mitgefühl sind jedenfalls nicht zu spüren. Nur absolute Kontrolle, die sie evtl. als Sorge um dich verschleiert und die Psycho-Daumenschrauben damit nur noch fester anzieht. Also was sollte besser werden?
Und bitte denke dran, dass deine Mutter deine Existenz ruinieren kann – angedroht hat sie es bereits, wenn du dich von ihr entfernst oder ihr keine Informationen über dein Privatleben ablieferst.
Sollte deine Mutter schon sehr alt sein, bedenke bitte, dass du für sie unterhaltspflichtig bist (Bürgerliches Gesetzbuch, BGB), greift z.B. bei mir, da Mutter das halbe Pflegeheim beschäftigt und die Leitung daraufhin mal wieder die Pflegestufe erhöht hat (sie ist jetzt hochgradig dement, was ärztlicherseits nicht festgestellt wurde, nur aufgrund der Aussagen des Pflegepersonals vom Medizinischen Dienst anerkannt wurde – so weit kann es kommen. Ironischerweise geht meine Mutter im Ort spazieren und findet immer den Weg heim. Auch merkt sie sich Ungerechtigkeiten über Wochen hinweg um sie ihren Opfern bei Gelegenheit vorzuhalten). Als Tochter muss ich selbst arm werden um aus der Nummer rauszukommen.
Die Frage ist: Willst du leben oder willst du weiterhin für sie leben – die Entscheidung musst du treffen, sonst kann es passieren, dass du früher das Zeitliche segnest als sie. Beispiele hierfür habe ich leider auch erlebt, was hier aber zu weit führen würde.
Bitte triff eine Entscheidung.
Liebe Grüße
Jo die Schreckliche