Hier mein Erfahrungsbericht (#martyrdom) von der ersten Beratung bis zu den ersten 2 Jahren nach dem Einsetzen:
Vorgeschichte:
Ich war umgezogen, war eine neue Beziehung eingegangen und suchte mir eben eine gynäkolog. Praxis, die zum Einsetzen befähigt ist. Mein Freund und ich haben uns natürlich die Kosten geteilt.
Da ich schlechte Erfahrungen mit diesem Arzt gemacht habe, hier mein Rat, für alle Damen, die in Freising leben und zu einem gewissen Dr. Bö*** im Stadtzentrum gehen wollen: Tut es nicht. Geht zu einer Praxis, der ihr vertraut und dessen Arzt/Ärztin Einfühlsamkeit für euer Anliegen zeigt. :MAL: :evil:
Erstmal zu mir: Ich gehöre zu den kinderfreien Frauen, die sich nur zur Verhütung keine Hormone mehr antun und stattdessen lieber auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers hören. Kondome in einer festen Beziehung sind aber auf Dauer ein Stimmungskiller, man hat nicht immer welche dabei und gerissen sind sie auch schon. Schmerzhafte Perioden waren mir idR fremd, daher dachte ich: Och, das wird zu machen sein. Der Kupferball hat im Internet ja schon viele positive Stimmen gefunden, aber nicht jede Praxis setzt den ein; ich bin also bei Dr. Bö*** gelandet.
Erwähnenswerte Punkte zum Arzt und weil es so wichtig ist, diesem vertrauen zu können:
1. Er hat im Beratungsgespräch auf meine Fragen mit der Aussage, das sei ein "neumodischer Trend wie bei diesen Veganern" reagiert. Gründe dagegen konnte er aber nicht finden, im Gegenteil, er wollte mir die Pille andrehen und ich musste ihm die Nebenwirkungen erklären, was er achselzuckend hingenommen hat. Ich gehe auf die 40 zu und habe entsprechend schon Erfahrung; der werte Herr stochert vielleicht beruflich in Frauen rum, steckt gedanklich aber noch in den 90ern fest, wie mir scheint. Eine ziemlich unprofessionelle Aussage also. :NON:
2. Ich äußerte in beiden Beratungsgesprächen Bedenken wegen der Schmerzen beim Einsetzen, er hat es abgetan: Es gehe ganz schnell, von Narkose rät er ab, lieber zwei starke Iboprufen nehmen. Hat mich nicht beruhigt. Weil er aber Arzt ist, habe ich ihm da mit all seiner Profierfahrung vertraut.
3. Jetzt zum Einsetzen: Ich begreife nun, warum ich den Termin für 18 Uhr erhielt. Da waren einfach keine Patientinnen mehr im Haus, die mich hätten hören können. Auch haben sie (im Mai) schön alle Fenster zur Straße zugemacht. Herr Bö*** hat den Kupferperlenball eingesetzt und es tat dermaßen unbeschreiblich und langanhaltend weh, dass ich bei der bloßen Erinnerung weinen könnte. Ich saß also in diesem sowieso fantastischen Gynästuhl (die Dinger gehören abgeschafft) und schnell verwandelte sich mein anfängliches "Aua" in Schmerzensschreie, kann mich nicht erinnern, jemals so laut geworden zu sein oder nach einem Arzt gekickt zu haben. Er entshculdigte sich für die Unannehmlichkeiten, immerhin. Er gab mir noch eine Schmerztablette und ließ mich nach dem Einsetzen fluchtartig allein. Musste mich 15 Minuten später in den Mülleimer übergeben, 30 Minuten später immer noch keine Besserung, noch nicht einmal eine Lage, die die Schmerzen ansatzweise gelindert hätten. Nur dieses unsägliche Gefühl, als hätte er ein scharfes Messer in meinen Unterleib reinoperiert, das mich jetzt von innen zerfetzt. Ich saß/stand/keuchte geschlagene 40 Minuten ohne Hose in diesem Raum, geheult habe ich wahrscheinlich auch, keine Ahnung. Ich glaube, 1x kam eine Praxishelferin zu mir rein. Das wars. Ich bat meinen Freund (der eine dreiviertel Stunde entfernt von mir wohnt), dass er mich abholte, weil ich nicht in der Lage war, zu stehen. Verbrachte 45 Minuten in dem Raum.
Der Gedanke an diese Misshandlung tut wie gesagt immer noch weh und Herr Bö*** bleibt als A***loch in schlechter Erinnerung. :evil: (warum gibts eigentlich keine wütenden Emojis auf gofeminin??)
Puh, so.
Fazit zu dem ersten halben Jahr nach dem Einsetzen: Anstrengend. Viel Blut. Viel Paracetamol. Quarantäne 2.0.
Mai 2021 - Dez 2021
Ich hatte das Ausmaß eindeutig unterschätzt. Unterschätzt, dass es mich im Beruf, Sport, in Soziales aber auch im Alltag derart einschränken würde.
Details: Periodenlänge im Schnitt 12 Tage, gern auch länger, bis Dezember dann auf 9-10 kurz; Zwischenblutungen möglich. Ich musste jeden Monat durschnittl. 1-2 Tage Krankentage nehmen, wegen Schwäche und Schmerzen. Pro Periode ca. 8-10 Paracetamol 500.
Blutung: extrem. Ich konnte in den ersten Periodentagen nicht die Wohnung verlassen, wenn es keine Möglichkeit gab, die Windel alle 30 Minuten zu wechseln - und nein, die Kombi starke Binde+Tampon/Cup reichten nicht. Musste auf diese gigantischen Einlagen für Blasenschwäche zurückgreifen, weil ich sonst links und rechts rausgesaftet hätte. Ich fühlte mich dauerhaft schwach und unwohl. Ich denke zB ungern an eine Autoreise nach Hamburg zurück, wo ich auf der Rückfahrt schmerzverzerrt mit einer durchgebluteten Hose auf der Autobahn fuhr, die Eltern auf dem Rücksitz nichtsahnend aber schon irritiert von meinem "Rasen" und den ganzen Tankstellenstops. Gott sei Dank kam ich im Dunkeln an, da sah man die rote Landkarte, die sich mittlerweile ausgebreitet hatte, nicht. Tja, wenn du plötzlich spürst, oh Shit, das Blut hat die letzte Barrikade durchbrochen, und du weißt, du kannst es nicht mehr aufhalten...
6 Monate lang war ich auch nicht fähig normal Sport zu treiben. Ich praktiziere Taekwondo, so im weißen Anzug mit viel Springen und Spreizen. Und dann auch noch 50min von meinem Wohnort entfernt und in einer Schule, wo es für die 15 Frauen vor Ort genau 1 Klo gibt. Es ist auch unüblich, dass jemand während des Trainings austritt; ich konnte also im Schnitt 10 Tage Sport treiben. Ich meinte mal entnervt zu meinem Freund, ich würde ihm irgendwann die ganzen Tampons und Windeln in Rechnung stellen; aber er hat sich so gut um mich gekümmert, mich gefüttert und massiert und meinen Mens-Kalender verinnerlicht, dass ich besänftigt war. Ein weniger anteilnehmender Freund hätte von mir den K.O.-Schlag erhalten, sag ich euch.
Schmerzen: Da ich eine chronische Darmentzündung habe, vertrage ich nur wenige starke Schmerzmittel. Meine Darm-Medikamente verursachen Nebenwirkungen, die zusammen mit der Periode noch unangenehmer wurden. Bloody sh*t. :shock:
Sex: War kein problem. Mein Freund, recht gut ausgestattet, spürt den Ball an manchen Tagen, es irritiert ihn aber nicht.
Im November 2021 setzte ich mir selbst ein Ultimatum: wenn es nicht beim nächsten Mal erheblich besser wird, lasse ich den Ball entfernen. Dann unter Narkose.
Fazit nach einem Jahr: halbwegs normal leben.
Januar 2022 - ca Aug 2022
Der Ball muss das mitbekommen haben,denn die Symptome ließen im Dezember merklich nach, sodass eine Teilnahme am sozialen Leben wieder möglich wurde. Nachwievor Paracetamol-Einnahme; Dosierung jedoch peu a peu geringer. Ich konnte während meiner Tage sogar am Sport teilnehmen, musste nur direkt vor und nach dem Training für frische Einlagen sorgen.
Unverändert: Ausflüge, wichtige Business-Meetings und Urlaub durften nicht während der stärksten Periodentage stattfinden. Periodenlänge leicht überm Durchschnitt. Viele Zwischenblutungen oder rotbrauner Schleimaustritt. Manchmal undefinierter Schmerz außerhalb der Periode.
Fazit nach zwei Jahren: Toll, wenn die Dauerblutungen nicht wären.
August 2022 bis heute
Periodenlänge im Schnitt 8 Tage; gern irregulär (mal 10, mal 7 Tage)
Stärke der Menstruation ist halbwegs normal, leicht höher als noch vor der Kupferperlenball-Zeit.
Kaum Einnahme von Schmerztabletten nötig; Das reguläre Ziehen im Unterleib und unterem Rücken sind auf akzeptablem Level.
Dauerhafte Nebenwirkungen:
1) schleimige Zwischenblutungen galore! Sehr störend, da es fast das Rundumtragen von Mens-Einlagen erforderlich macht. Kein Scherz. Ich habe vielleicht ene Woche im Monat, wo ich mir absolut keine Sorgen um durchgefeuchtete Unterhosen machen muss.
2) Nachwievor seltsames Unwohlsein im Unterleib außerhalb der Periode. Im Ultraschall sieht natürlich alles bestens aus.
Summa summarum:
Der Kupferperlenball kam mit unerwarteten, anhaltenden Nebenwirkungen. Der Körper gibt mixed signals, was mich oft in Alarmbereitschaft versetzt. Fest steht: Nie wieder. Stress, Schmerzen und die traumatische Erfahrung mit der Arztpraxis haben mir gereicht. Mein Freund kann sich bis 2026 überlegen, ob er sich den Eileiter abknipst. Kinder will er eh keine, bekräftigt er immer wieder. Na dann. Schnipp schnipp.